Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
aufgehen.
Vielleicht – aber nur vielleicht – fiel ihr eine Möglichkeit ein, wie sie aus dem Käfig freikamen. Vielleicht hatte sie einen zündenden Einfall. Sie konnten die Treppe hinaufschleichen und an den Wächtern vorbeischlüpfen, die man sicherlich dort aufgestellt hatte. Sie konnten sich einen Weg durch das Elfenlabyrinth bahnen, vorbei an den Dämonen und Wiedergängern. Vielleicht schafften sie es zurück zur Oberfläche. Ins echte Tageslicht, in die Freiheit.
Bei der Vorstellung trat ihm der Schweiß auf die Stirn. Es drängte ihn hinaus. Es drängte ihn so sehr hinaus, dass er sich einbildete, jeden Augenblick werde Cythera das Wort ergreifen und ihm verraten, was ihr aufgefallen sei, welche Entdeckung sie gemacht habe, und welch rettende Lösung sie gefunden habe.
Er beobachtete ihre Miene aufmerksamer, als er jemals einen Wächter vor einem Lagerhaus beobachtet hatte. Mit größerer Aufmerksamkeit, als er sie jemals an einen fetten Geldbeutel verschwendet hatte, den er stehlen, oder ein Schloss, das er knacken wollte. Jedes Zucken ihrer Mundwinkel beobachtete er, verfolgte, wie ihr Blick von einem Wiedergänger zum anderen schweifte. Als sie zum Sprechen ansetzte, war er bereit. Er sah, wie ihre Zunge Worte formte, und nickte aufgeregt und voller Erwartung.
»Der da ist größer«, sagte sie.
Malden schüttelte seinen Tagtraum ab. »Wie bitte?«
»Der Linke ist größer. Sie sehen aus, als hätten sie genau die gleiche Größe. Aber da – sieh nur! Der Boden ist uneben, also ist der Linke tatsächlich um ein Haarbreit größer als der Rechte.«
Malden sank enttäuscht in sich zusammen, jeder einzelne seiner Muskeln verlor etwas mehr an Hoffnung. »Ich glaube, da könntest du recht haben«, pflichtete er ihr bei und beschloss, sich nicht auf sie zu verlassen, wenn es um wagemutige Fluchtpläne ging.
Er war so aufgewühlt, dass er aufsprang, als ein Elfensoldat die Treppe herunterkam, und die Gitterstäbe so fest umklammerte, dass die Knöchel weiß hervortraten. Aber vermutlich wird da nur die nächste Mahlzeit gebracht, sagte er sich. Allerdings sah der Soldat nicht so gelangweilt aus wie sein Vorgänger. Eine seiner Pupillen war größer als die andere, als hätte er verbotenerweise vom Sakrament des Hieromagus genascht.
»Bist du … Malton?«, fragte er.
»Nein.«
»Oh.« Verwirrt starrte der Soldat an den Gitterstäben vorbei, als erinnere er sich nicht mehr daran, warum er gekommen war. Dann stieg er die Treppe wieder hinauf.
»Warte!«, rief Malden. »Wir brauchen Decken. Es war letzte Nacht sehr kalt. Und wir können nicht allein von Pilzen leben. Wir brauchen bessere Kost.«
Der Soldat wandte sich langsam um. »Du«, sagte er.
Malden wartete. Schließlich verlor er die Geduld. »Ja?«, fragte er.
»Bist du Sir Croys Knappe?«
»Nein«, erwiderte Malden.
»Oh.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging der Soldat weiter.
Eine Stunde später kehrte er zurück. Diesmal stellte er keine Fragen, sondern riss die Käfigtür auf und packte Malden. Cythera schrie auf und flehte ihn an, Malden nicht mitzunehmen, aber der Elf beachtete sie nicht.
»Schon gut«, beruhigte Malden sie. »Dir wird nichts geschehen. Croy kommt. Croy rettet dich«, sagte er. Croy ist tot, dachte er. Wäre er noch am Leben, wäre er schon längst hier. »Cythera. Wenn ich sterbe – dann mit deinem Namen auf den Lippen.«
Sie schrie weiter, während man ihn die Stufen hinaufführte. Er hörte sie noch, als man ihn durch den Gang trieb.
Der Soldat zerrte Malden in einen Seitenkorridor, dann stieß er ihn durch eine Tür. Der Raum bot den größtmöglichen Gegensatz zu dem Kerker. Er barst vor Farben, Lauten und duftendem Räucherwerk, und die Veränderung war so überwältigend, dass Malden auf den dicken Teppich zu stürzen drohte und sich kaum mit den Händen abfangen konnte.
Benommen blickte er auf, um zu sehen, wo er eigentlich war. Die Wände waren mit Wandteppichen in jeder vorstellbaren Farbe bedeckt, die Möbel wiesen die verschiedensten Stilrichtungen und bizarrsten Formen auf. Musikanten hoch oben auf einer Chorempore spielten laute Melodien. In der Raummitte lag der Hieromagus auf einem hellgelben Diwan. Das formlose Gewand berührte den Boden.
»Eure Herrlichkeit strahlt das Licht der Seele aus, Hieromagus«, sagte der Soldat. »Das ist Malton, wie Ihr gewünscht habt.«
»Mein Name ist nicht Malton!«, begehrte der Dieb auf.
Der Hieromagus setzte sich langsam auf. Obwohl der Raum weit
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