Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
nicht so!«, rief sie und schüttelte den Kopf. »Bitte, Malden!«
»Du hast mich gefragt, ob ich an etwas glaube«, erwiderte der Dieb. »Nun, ich glaube an etwas. Ich glaube an die Freiheit. Ich lasse mich nicht in dieser Schleimgrube auflösen. Ich lasse mich nicht für alle Ewigkeit zusammen mit tausend untoten Elfen einsperren. Und ich bin auch nicht länger ihr Schoßtier.«
Als Aethil abermals schrie, drückte ihr Malden den Hals zu, bis sie verstummte. Er kam sich vor wie ein Schurke, aber das hatte im Augenblick keine Bedeutung. Es gab keine andere Möglichkeit. Er würde Cythera und Slag retten, und er würde bis zum Letzten um die eigene Freiheit kämpfen.
»Aber was ist mit Croy und Mörget? Wir wissen doch, dass sie noch leben! Lässt du sie zurück, damit man sie zu Tode foltert?«
»Welche Wahl haben wir denn?«, wollte Malden wissen. »Slag, schnapp dir diesen Kerzenständer! Damit schlagen wir die Kristalle ab. Ich habe keine Ahnung, wo wir herauskommen, wenn wir an die Oberfläche hinausklettern. Aber alles ist besser, als hier unten zu bleiben.«
Der Zwerg rührte sich nicht. Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen.
Der Körper in Maldens Armen erschlaffte. Weiße Rauchschwaden strömten aus Aethils Mund, Nase und Augen. Malden beobachtete entsetzt, wie sie zu einem dämonischen Antlitz mit Hörnern und Reißzähnen erstarrten. Das weiße Gesicht raste auf ihn zu, der Rachen klappte weit auf, um ihn zu verschlingen, und er geriet außer sich vor Angst.
Er wich zurück und krachte gegen eine Wand mit weißen Kristallen, die zu funkelndem Staub zerbrachen. Sein Griff löste sich, und Aethil war frei. Sie verschwendete keine Zeit mehr damit, Slag um Hilfe anzuflehen, sondern rannte auf den Grottenausgang und ihr Gemach zu.
Das Dämonengesicht zerfiel zu Rauch, der sich sofort auflöste.
»Verflucht!«, schrie Malden. »Sie wird uns alle Elfen des Vinculariums auf den Hals hetzen. Ich verfolge sie. Cythera, Slag, schlagt die Kristalle ab! Wartet nicht auf mich, verschwindet einfach!«
Er rannte auf den Ausgang zu, stürmte in Aethils Schlafgemach. Der Wasserfall hatte sich in eine wilde Kaskade verwandelt, die zu Boden schäumte. Er legte einen Arm schützend vor das Gesicht, warf sich hinein …
… und Wasserhände packten ihn, hielten ihn fest, während ihm die Flut ins Gesicht trommelte. Wasser drang ihm in Mund und Nase, und er musste seine natürlichen Regungen unterdrücken, um nicht einzuatmen. Eine Falle, eine magische Falle.
Aber Malden kannte sich mit Fallen aus.
Die Hände, die ihn hielten, waren so stark, dass er sie mit den Fäusten nicht zur Seite zu schlagen vermochte. Er konnte weder Schultern noch Kopf bewegen, denn auch diese Körperteile wurden vom Wasser festgehalten – das offenbar durchaus fest sein konnte, wenn die Magie wollte. Wo das Wasser mit ihm in Berührung kam, hing er fest. Aber ein Bein hatte den Vorhang durchdrungen, bevor die Falle in Gang gesetzt worden war – und es hatte kaum Feuchtigkeit abbekommen. Es trat in das dahinterliegende Gemach. Sehen konnte er dort draußen nichts – das Wasser füllte seine Augen –, aber er konnte das Bein bewegen. Sein Fuß berührte den Boden und fand ein Tischbein. Er hakte den Fuß um diesen Anker und zog sich aus der Kaskade heraus, kämpfte mit aller Kraft gegen die Wasserhände an, die ihn festhalten wollten.
Als sein Gesicht die Oberfläche durchstoßen hatte, rang er keuchend nach Luft und landete mit einem verzweifelten letzten Ruck tropfnass auf dem Teppich. In seinem Blickfeld tanzten schwarze Punkte.
Die Tür des königlichen Gemaches stand offen. Nur wenige Fuß entfernt. Er zwang sich auf die Beine. Rannte durch die Tür in die dahinterliegende Steinpassage. Dort stand nur eine Elfenmagd im Flickenkittel, die ihn entsetzt anstarrte. Malden jagte an ihr vorbei auf eine Tunnelkreuzung zu, wo ihn bereits ein Dutzend Elfensoldaten in Bronzerüstungen erwartete. Aethil stand in ihrer Mitte, das Gesicht eine Maske königlichen Zornes.
Malden hielt unvermittelt inne und hob die Arme.
Er wartete darauf, dass Aethil etwas sagte – wie enttäuscht sie war, oder dass sie ihm vorwarf, ihre Gastfreundschaft missbraucht zu haben. Stattdessen wandte sie einfach das Gesicht ab. Dann bahnte sich jemand einen Weg zwischen den Soldaten hindurch. Kein Elf – ein als Priester gekleideter Mensch mit kleinen dunklen Augen, die ebenso böse wie schlau blitzten.
»Prestwicke?«, stieß Malden hervor.
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