Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
Der Gildenmeister der Diebe hatte aufmerksam zugehört und dabei die ganze Zeit lange Zahlenreihen in sein Kontobuch eingetragen, so als erfordere Mörgets Geschichte eine gewissenhafte Buchhaltung. »Das hast du gesagt? Dem Barbaren?«, fragte er, als er schließlich aufsah.
»Ja! Das habe ich gesagt. Das heißt, ich sagte es zu Croy. Mörget teilte ich mit, ich sei da nicht der richtige Mann, dankte ihm aber recht herzlich, dass er mich dafür in Betracht gezogen hatte. Ich bin nicht dumm.«
»Hm«, meinte Cutbill. Er blätterte einige Seiten zurück. »Nun, dann ist das ja geklärt. Wieder treiben Dämonen ihr Unwesen. Natürlich muss dagegen etwas unternommen werden – solche Kreaturen dürfen wir nicht ungehindert herumlaufen lassen.«
»Ja, ja, er muss vernichtet werden. Aber dafür brauchen sie kaum meine Hilfe. Die beiden haben ihre magischen Schwerter. Sie sind der Aufgabe völlig gewachsen.«
Cutbill hob abschätzig die Schultern. »Dennoch verstehe ich, warum sie gern jemanden dabei hätten, der sich mit Fallen auskennt. Ein Schwert, selbst ein magisches Schwert, nutzt einem Mann, der in eine bodenlose Grube stürzt, nur wenig. Aber du hast ihr Angebot vernünftigerweise abgelehnt. Es klingt nach einem gefährlichen Abenteuer.«
»Vermutlich völlig leichtsinnig«, stimmte Malden zu.
»In der Tat. Obwohl ich glaube, dass das Wagnis für Sir Croy bereits die halbe Belohnung ist. Eine weitere Gelegenheit, um zu beweisen, wie tapfer er doch ist. Er wird Ruhm und Ehre erringen.«
»Vermutlich sind das die Ziele, die man anstrebt, wenn man der Sohn eines Adligen ist und keinen Tag im Leben arbeiten musste.«
»Das stelle ich mir nett vor«, sagte Cutbill.
»Er wird sich nur selbst umbringen. Er und der Barbar. Was Mörget angeht – um ihn ist es nicht schade. Der Mann ist eine Bedrohung für jede anständige Gesellschaft. Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor er hier in der Stadt einen Menschen tötet.«
»Dann ist es das Beste, wenn er bald geht.« Cutbill legte die Feder beiseite und rieb sich das Kinn. »Und doch wünsche ich ihm nichts Schlechtes.«
»Nun, natürlich nicht.« Malden runzelte die Stirn. Er ahnte nicht, worauf Cutbill hinauswollte, doch ihm war klar, dass der Gildenmeister bereits an einem Plan arbeitete. »Ich meine … ich hoffe, er überlebt lange genug, um uns alle vor dem Dämon zu retten. Aber …«
Cutbill hob die Feder, und Malden schwieg. »Hm. Er sucht einen Mann, der die Fallen im Vincularium entschärft. Ich muss ihm jemanden schicken. Nur damit er schneller meine Stadt verlässt.«
»Ich hoffe, dann haben alle ihren Spaß. Ich will nichts mit dieser Gruft zu tun haben. Was ich den beiden auch deutlich gemacht habe. Natürlich erwähnte Croy, dass dort große Schätze zu heben sind. Als würde ich da bereits aufhorchen. Es gibt mehr im Leben als Geld.«
»Tatsächlich?«, fragte Cutbill nach, als sei ihm dieser Gedanke noch nie gekommen.
Malden musste kurz darüber nachdenken. »Ja, es gibt mehr als Geld. Ein Leben, in dem man es ausgibt.«
»Was du nicht sagst.« Cutbill tauchte seine Feder wieder in die Tinte. »Erst neulich hast du mir erzählt, dass du für ein bestimmtes Vorhaben eine große Summe brauchst. Sag mir, wie weit ist dieser Plan gediehen?«
»Ich dachte schon, er hätte sich erledigt«, gestand Malden und dachte an Cythera. Immerhin hatte sie die Urkunde nicht unterschrieben. »Aber vielleicht gibt es neue Hoffnung. Trotzdem, ich finde einfachere Möglichkeiten, an das Geld für einen Hauskauf zu kommen, als in geisterverseuchten Grüften herumzukriechen.«
»Das mit Sicherheit. Obwohl … Malden, ich schlage vor, du erkundigst dich nach dem Vincularium. Vor allem, wer dort eigentlich begraben liegt.«
»Zweifellos ein moderiger alter König.«
Cutbill runzelte die Stirn. »Der Schatz dürfte … beträchtlich sein.«
»Soweit es mich betrifft, könnte das ganze Berginnere aus Gold bestehen. Ich bin kein Grabräuber.«
»Ach so. Also hindert dich nur deine tief empfundene Achtung für die Toten daran, dich dorthin zu begeben?«
Malden kämpfte mit sich. Für gewöhnlich log er Cutbill nicht an. Der Gildenmeister vermochte ihn zu durchschauen, ganz gleich, mit welchen Worten er seine Geschichten auch verbrämte. Diesmal sah er sich jedoch außerstande, die Wahrheit zu sagen.
»Ja.«
»Sehr gut.« Ob Cutbill ihm nun glaubte oder nicht, war nicht auszumachen. Eine Weile schrieb er schweigend seine Einträge, dann legte er die Feder
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