Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
einen gewöhnlichen Stadtwächter. Der Grafschaftsvogt war einer der wichtigsten Gesetzeshüter im ganzen Königreich. Oder war es in diesem Fall zumindest gewesen.
Tötete man einen solchen Mann, konnte man sich genauso gut sofort danach selbst die Kehle durchschneiden. Und Malden wusste mit Sicherheit, dass das Gesetz ihn als Mittäter verfolgen würde, nachdem es sich Mörgets angenommen hätte. Die Fakten spielten dabei keine Rolle. Das Gesetz würde handeln.
»Möglicherweise war das kein guter Treffer«, sagte er. »Obwohl ich dir dafür danke.«
Mörget ging in die Hocke und nahm den Kopf des Toten aus Maldens Schoß. »Nein, es war ein sauberer Schnitt. Sieh nur!«
Malden schüttelte den Kopf. »Mörget, dieser Mann war ein offizieller Beamter der Krone, und wenn er verschwindet, wird man überall nach seinem Mörder suchen. Niemand wird sich der Meinung anschließen, dass die Störung deiner Nachtruhe ein solches Verbrechen rechtfertigt.«
»Ha! Sollen sie doch kommen. Ich fürchte mich vor keinem Wächter.«
Malden schüttelte abermals den Kopf. »Bitte, hör mir zu, mein Freund! Du weißt, wie man Köpfe abschlägt – ich kenne mich mit dem Gesetz aus. Wir müssen den Leichnam verschwinden lassen. Nur um sicherzugehen, dass man ihn nicht findet, bevor wir uns aus dem Staub gemacht haben. Sobald wir den Strow überquert und die bewohnte Welt hinter uns gelassen haben, können wir vielleicht aufatmen.«
»Die Justiz! Das Gesetz!«, spottete Mörget. »Das sind doch bloß Worte, kleiner Mann.«
Oh, das war übel. Wirklich übel. Malden pochte der Pulsschlag in den Ohren. Schweiß sammelte sich in seinem Nacken. Was, wenn jemand im Meilenhaus das Gebrüll des Vogtes gehört hatte? Was, wenn in diesem Augenblick eine Meute mit Fackeln und Schwertern aus der Tür kam, um nach der Ursache des Lärmes zu forschen?
Was, wenn der Vogt irgendwo einen Bauern namens Malden erwähnt hatte, den er jage? Was, wenn Prestwicke am Morgen eintraf und …
Nein. Darüber konnte er nicht nachdenken. Er konnte überhaupt nicht denken, dafür blieb keine Zeit. Er musste handeln.
Malden kam auf die Füße, bückte sich und griff nach den Knöcheln des Vogtes. Der Mann war größer als er, und er konnte ihn unmöglich allein über eine längere Strecke schleppen, aber wenn Mörget ihm half …
»Fang!«, raunte der Barbar.
Malden konnte gerade noch rechtzeitig die Knöchel des Toten loslassen und die Hände hochreißen. Geschickt fing er den Gegenstand auf und ließ ihn beinahe wieder fallen, als ihm bewusst wurde, dass Mörget ihm den abgetrennten Kopf zugeworfen hatte.
Der Barbar bückte sich und lud sich die Leiche mühelos auf die Schultern. »Wohin soll ich ihn tragen?«
»Tiefer ins Feld hinein«, antwortete Malden. »Man wird ihn erst zur Erntezeit entdecken.«
Zusammen vernichteten sie jegliche Beweise. Am schwersten war es, das Blut aus der Kleidung zu waschen. Malden befürchtete schon, der Wirt des Meilenhauses könne jeden Augenblick herauskommen und fragen, was die beiden Gäste an seiner Pferdetränke zu suchen hatten, aber aus irgendeinem Grund erregten sie keine Aufmerksamkeit.
Als alles erledigt war, kehrte Mörget in den Stall zurück, während Malden ins Haus schlüpfte und zu der Kammer eilte, die er sich mit Slag teilte. Vor der Tür blieb er stehen und wartete, bis sich das Zittern seines Körpers gelegt hatte.
Slag saß aufrecht auf seiner Bettstatt und las beim Licht einer einzelnen Kerze. »Hattest nicht den Mut, was?«, fragte der Zwerg.
Es dauerte eine Weile, bis Malden begriff, was Slag meinte. »Äh. Nein. Ich gehe nicht nach … nach Helstrow, jedenfalls noch nicht.« Nicht, bis er sicher war, dass der Tod des Vogtes unbemerkt geblieben war. Nicht, solange Prestwicke irgendwo dort draußen lauerte und sein Pferd zuschanden ritt, um ihn einzuholen. Sämtliche Schrecken einer Elfengruft waren nichts im Vergleich dazu, was sich Maldens missgünstiges Schicksal hatte einfallen lassen. »Ich begleite euch.«
»Das dachte ich mir.«
»Wieso?«
»Du lässt Cythera doch nicht zurück. Vor allem, wenn es bedeutet, sie an Croy zu verlieren«, sagte der Zwerg und rieb sich den Nasenflügel.
Malden wusste, dass er niemandem erzählen durfte, was geschehen war – nicht einmal Slag. »Da hast du mich erwischt, alter Mann«, sagte er daher bloß. »Da hast du mich voll erwischt.«
Kapitel 21
Die Pferde wieherten angstvoll, als Wasser über den Floßrand spritzte und ihre Hufe traf,
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