Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
Barrikadenraumes stürzte nicht ein, er füllte sich auch nicht mit kochendem Öl. So weit, so gut.
Croy trat durch die Tür, das Schwert in der einen, die Laterne in der anderen Hand. Der dahinterliegende Raum war so groß, dass das Licht nichts außer der Wand hinter dem Ritter erhellte. Der Boden bestand aus Pflastersteinen wie bei einer gewöhnlichen Straße, die Zeit und Verkehr geglättet hatten, bis sie so flach waren wie Bodenfliesen. Er wagte sich einige Schritte in die Dunkelheit vor, fand aber keine Wand. Bald stand er in einer zuckenden Lichtpfütze, während sich ringsum in alle Richtungen Finsternis erstreckte.
Er sah zurück und konnte bloß die Tür erkennen, durch die er gekommen war. Unmittelbar daneben befand sich ihr Gegenstück. Mörget stand da, eingerahmt vom Licht, das hinter ihm durch die Tür fiel – anscheinend öffneten sich beide Türen in denselben Raum. Croy wollte dem Barbaren zurufen, sich zu ihm zu gesellen, wagte aber nicht, in dieser Umgebung herumzulärmen. Außer dem allgegenwärtigen Laut tropfenden Wassers war nichts zu hören. Dämonen mit zuckenden Tentakeln und geifernden Kiefern konnten sich ringsum aufgerichtet haben, aber sofern dies der Fall war, griffen sie nicht an.
Croy sann kurz über seine Möglichkeiten nach, dann eilte er zurück in den Barrikadenraum. »Also gut«, flüsterte er, »alle kommen mit mir. Aber wir müssen uns völlig still verhalten.«
Er hatte keine Ahnung, was sich in dem gewaltigen Raum befand. Aber es wäre dumm gewesen, in dem Barrikadenraum einfach auf die Feinde zu warten. Er würde nach einer Verteidigungsstellung Ausschau halten, die ihre unsichtbaren Gegner nicht überwachten.
Die fünf Gefährten bewegten sich lautlos – zumindest so lautlos, wie es nur möglich war. Mörgets Arsenal klirrte unter seinem Umhang, und Slags Werkzeuge klapperten in seiner Tasche. Sie gingen nach links, an der einzigen Wand entlang, die Croy gefunden hatte, der Außenwand des Barrikadenraumes. Die Wand bestand aus weißen Ziegeln, von jahrhundertelangem Tropfwasser aufgeraut. Croy hatte erwartet, dass sie bald zu einer anderen Wand geführt würden, aber nach etwa hundert Fuß hatte er immer noch nichts gefunden. Die Wand schien endlos und ohne besondere Merkmale zu sein. Allerdings ragte alle zwanzig Fuß eine gewaltige Säule mit einem Durchmesser von zehn Fuß in die Dunkelheit über ihren Köpfen hinauf.
Croy ging weiter. Nach den nächsten fünf Säulen sah er, dass Malden ihm zuwinkte. Er nickte, legte aber einen Finger an die Lippen, um dem Dieb zu bedeuten, auch weiterhin zu schweigen.
Malden verzog verärgert das Gesicht, aber dann stellte er die Laterne ab und erklärte mithilfe einer Pantomime, was er sagen wollte. Er hielt die flache Hand hoch, die Finger zeigten nach oben, dann stieß er die andere Hand daran vorbei und beschrieb einen Bogen.
Stirnrunzelnd versuchte Croy die Bedeutung dieser Gesten zu erfassen. Dann begriff er. Malden wollte ihm mitteilen, dass die Wand, der sie folgten, eine Krümmung beschrieb.
Der Ritter strich mit der Hand über die glatten Ziegel und versuchte die Biegung zu erfühlen. Sie war kaum wahrnehmbar, aber sobald er darauf achtete, war es offensichtlich. Die Mauer verlief eindeutig gekrümmt. Sie mussten sich in einem gewaltigen kreisrunden Raum befinden, und Croy hatte nach einer Ecke gesucht. Wäre er weitergegangen, hätte er am Ende wieder die beiden Türen in den Barrikadenraum erreicht.
Slag hatte die Handzeichen beobachtet und nickte verständnisinnig. Er nahm ein Stück Holzkohle aus der Tasche und malte einen großen Kreis auf die Wand. Croy nickte. Ja, dachte er, wir halten uns in einem runden Raum auf, sehr gut.
Nun holte Slag ein Garnbündel hervor, das mit Farbpunkten versehen war. Croy wusste, dass man mit ähnlichen Fäden Land vermaß – die Punkte bezeichneten eine bestimmte Strecke, und wenn man die Strecke kannte, konnte man feststellen, wie lang und breit ein Grundstück war. Slag reichte Malden ein Ende des Garnes, dann schloss er die Finger um dessen Hand, um den Dieb aufzufordern, den Faden zu spannen. Mit hoch erhobener Laterne kehrte Slag auf dem Weg zurück, den sie gekommen waren, bis Croy Mühe hatte, den pendelnden Lichtschein des Zwerges in der Ferne zu erkennen. An einer scheinbar willkürlich bestimmten Stelle blieb Slag stehen und eilte zurück. Er malte ein paar Zwergenrunen auf die Wand – die meisten davon waren Croy fremd, aber er erkannte einige Zahlen
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