Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
darunter.
Slag zupfte sich eine Weile am Bart, dann schrieb er eine Zahl an die Außenseite seines Kreises. Eine seltsame Darstellung folgte, aber Croy erkannte die Zahl 1750, und daneben den Bruch 22/7. Als Nächstes zog der Zwerg einen Strich durch den Kreis und teilte ihn sauber. An diese Linie schrieb er 500. Die Zahlen an der Wand schienen Cythera in Aufregung zu versetzen. Sie pochte mehrmals mit dem Finger auf die 500, und Slag nickte zufrieden.
Croy verstand so gut wie nichts von dem Schauspiel, das sich ihm darbot. Irgendwie hatte Slag errechnet, dass der kreisrunde Raum einen Durchmesser von fünfhundert Fuß haben musste. Croy verstand nicht genug von Mathematik, um nachzuvollziehen, wie der Zwerg zu diesem Schluss gekommen war, aber er zweifelte nicht an der Richtigkeit der Berechnung.
Cythera fuhr mit dem Finger die teilende Linie entlang und verharrte genau in der Mitte. Dann hob sie die Schultern. Sie fragte sich, was sich in der Mitte des Raumes befand.
Slag wiegte den Kopf hin und her und ging in die Richtung, die sie angezeigt hatte.
Um ein Haar hätte Croy ihn laut zum Stehenbleiben aufgefordert, aber er hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück. Stattdessen eilte er dem Zwerg hinterher. Was hätte er sonst tun sollen?
Kapitel 32
Vorsichtig bewegten sie sich auf die Mitte des Raumes zu. Mörget umrundete unentwegt seine Gefährten, die Axt der Finsternis zugewandt. Slag schritt geradeaus, als hätten sie nicht das Geringste zu befürchten.
Croy wünschte sich, ähnlich zuversichtlich zu sein.
Eigentlich hätte das Vincularium leer sein sollen. Solange er sich zurückerinnern konnte, war das eine der Tatsachen des Lebens gewesen. Jeder Ritter von Skrae kannte die Geschichte dieses Ortes und dass er gemieden wurde. Der König ebenso wie der Vater des Königs und, soweit Croy wusste, alle seine Vorgänger hatten das Vincularium stets als Ort betrachtet, den man vergessen musste, die Hinterlassenschaft einer dunklen Vergangenheit, die niemand ans Tageslicht zerren durfte. Alle waren der Meinung gewesen, dass man ihn nicht bewachen musste, weil niemand verrückt genug war, ihn zu betreten. Ob er nun von Geistern heimgesucht wurde oder nicht, war eine Frage der Theologie, nichts weiter.
Und doch hatte Mörget seinen Dämon bis hierher verfolgt, und mittlerweile hatten sie den Beweis, dass sie nicht allein waren. Es stellte sich nicht die Frage, ob sie in der verlassenen Zwergenstadt in Gefahr schwebten. Es stellte sich bloß die Frage, welche Form diese Gefahr annahm.
Mehr als die abgenutzten Pflastersteine unter den Füßen vermochte Croy in dieser Finsternis nicht zu erkennen. Eine lange Weile beleuchtete seine Laterne nichts anderes, und schließlich hatte er beinahe die Empfindung, durch einen grenzenlosen Raum zu schreiten, in dem es außer dem Boden nichts anderes gab – ein jenseitiges Reich wie der Höllenpfuhl des Blutgottes, nur ohne gequälte Seelen, aber angefüllt mit der Leere einer sinnlosen Existenz. Er konnte sich einen solchen Ort als das Jenseits derjenigen vorstellen, die im Leben weder gut noch böse gewesen waren, derjenigen, die überhaupt nichts zustande gebracht hatten. Bei diesem Gedanken lief ihm ein Schauder über den Rücken. Für einen Mann, der ständig damit beschäftigt war, die Welt zu verbessern, waren Tatenlosigkeit und Sinnlosigkeit die ärgsten aller Sünden.
Derartige Gedanken trugen indes nicht dazu bei, seine Anspannung zu lockern.
Als er in der Ferne einen schwach schimmernden Umriss entdeckte, glaubte er zuerst an eine Augentäuschung. Aber als er und seine Gefährten näher kamen, wurde der Umriss zusehends deutlicher. Etwas Rechteckiges und Helles, vielleicht fünf Fuß hoch. Als er Einzelheiten ausmachen konnte, fühlte sich Croy an ein sehr kleines Haus mit Spitzdach und einfachen Wänden erinnert. An der einen Wand waren Zwergenrunen angebracht, aber sie waren in einer umständlichen, überladenen Schrift eingeritzt, die Croy nicht entziffern konnte.
Slag beobachtete ihn und winkte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Dann presste der Zwerg die Hände wie zum Gebet aneinander und schloss die Augen.
Croy glaubte zu verstehen und zog ein kleines Medaillon aus seinem Wams. Das goldene Füllhorn war das Symbol der Göttin, und er trug es immer an einer Kette um den Hals. Er hatte es auf einer Pilgerfahrt zu ihrem Schrein in Strayburn erhalten. Er fragte sich, ob das kleine Haus ein Zwergenschrein oder -altar war.
Slag sah verwirrt aus. Dann
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