Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
Leibeigenschaft. »Aber die Mauern hier sind solider gebaut als
in Rotwehr. Dicker, besser verstärkt, und sie reichen auch tiefer, haben vernünftige
Fundamente. Anscheinend kann sich ein Burggraf fähigere Ingenieure leisten als
ein Haufen saft- und kraftloser Mönche.«
»Also ist es unmöglich?«
»Das habe ich nicht behauptet«, erwiderte die Zwergin.
»Aber es dauert länger, und wir müssen mehrere Tunnel graben. Das wird
mindestens eine Woche dauern.«
»Und was stellst du in der Zwischenzeit auf die Beine?
Hast du irgendwelche Pläne?«
»Wir könnten
Belagerungsmaschinen konstruieren. Für an-ständige
Belagerungstürme oder Mangonele fehlen mir die nötigen Werkzeuge und
ausgebildeten Handwerker, aber ich könnte ein paar einfache Triboke herstellen.
Damit bringen wir zwar die Mauern nicht zum Einsturz, aber die Leute da drinnen
werden sich wünschen, sich in ihr eigenes Arschloch verkriechen zu können.«
Mörget nickte begeistert. »Kann man damit brennende
Pechkugeln werfen? Wir könnten die Hurden auf den Mauern niederbrennen.«
»Endlich strengst du deinen Kopf an, alter Sohn. Ich
kenne da etliche Rezepteââ¦Â«
Am Zelteingang räusperte sich jemand. Mörget sprang
auf und griff nach der Axt. Der GroÃe Häuptling Mörg höchstpersönlich
belauschte sie.
»Alles gute Einfälle«, lobte Mörg. »Vielleicht können
sie uns noch von Nutzen sein. Aber im Augenblick befehle ich euch, mit diesem
Gerede aufzuhören.«
»Wir dürfen nicht einmal laut nachdenken?«, fragte
Balint. »Noch haben wir nichts Genaues geplant.«
»Erst einmal will ich es mit einer sanfteren Methode
probieren«, erklärte Mörg.
Mörget kniff die Augen zusammen. »GroÃer Häuptling.
Man tuschelt in den Zelten. Man hat dich wieder Mörg den Gnädigen genannt. Als
dein Sohn ist es meine Pflicht, dich zu warnen.«
»Das hast du hiermit getan. Ich halte nicht viel von
Männern, die flüstern. Das sind Männer, die sich nicht zu handeln trauen.
Sprich mich noch einmal darauf an, wenn sie laut über Rebellion nachdenken«,
sagte Mörg. »Und jetzt begleite mich, Bergtöter! Ness ist endlich bereit, mit
uns zu reden.«
Vater und Sohn trampelten durch den Schlamm des
Barbarenlagers. Einst waren dies alles Ãcker gewesen, fruchtbare Felder mit
wogendem Getreide. Jetzt war es eine riesige braune Suppe, die an ihren
Stiefeln saugte und das ganze Lager zu verschlucken drohte.
Eine Belagerung hatte nur wenig Romantisches. Ãberall
arbeiteten Barbaren â konstruierten gewaltige Brotbacköfen, bauten behelfsmäÃige Schutzwände und Koppeln für das
Vieh. Aber die meisten lümmelten in feuchten Zelten herum und betranken
sich. Sie wussten, dass sie womöglich hier den Winter verbringen würden, und
wärmten sich schon einmal innerlich mit der Vorstellung an.
»Vater«, versuchte es Mörget erneut, als sie sich
ihren Weg zwischen den kreuz und quer aufgestellten Zelten hindurchbahnten.
»Sie sagen, dass du dein Feuer verloren hast. Dass du nicht kämpfen
willst â und wenn du nicht kämpfen willst, wollen sie einen anderen zum GroÃen
Häuptling machen. Einen Mann, der diese Stadt zermalmt.«
»Wenn es dazu kommt, dann wünsche ich ihnen viel
Glück. Wie viele Städte hast du bisher belagert, Bergtöter? Eine? Und die fiel
nach einer Woche. Ich bin darauf sehr stolz, mein Junge. Aber bevor du sechs
Monate lang vor einer Mauer gesessen hast, dabei fett und faul geworden bist
und dir ständig die Frage gestellt hast, ob heute der Tag ist, der Tag, an dem
du mit deinem Eisen gegen einen verzweifelten Mann antrittst, der bloà seine
Kinder verteidigen willâ⦠nun. Versuch nicht, deiner GroÃmutter beizubringen,
wie man einen Hirsch häutet!«
Sie gelangten ans Ende des Lagers. Eine offene Fläche
trennte die Zeltstadt von der Mauer, die Ness umgab. Angesichts dieser
Entfernung mochten Bogenschützen zweimal darüber nachdenken, ob sie ihre Pfeile
verschwenden sollten. Mörgain und ihre Reiter waren die Einzigen, die sich in
dieses Gelände hineinwagten. Nun führte Mörg seinen Sohn auf den vergilbten
Rasen, und gemeinsam starrten sie zur Mauer hinauf.
»Dieses Bauwerk«, sagte Mörg, »unterscheidet die Westleute
von uns. Sie verstehen solche Mauern zu bauen. Darin liegt ihre
Weitere Kostenlose Bücher