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Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Titel: Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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einen Wald. Er ist so schrecklich
einsam – er will einen Kuss.«
    Malden warf Coruth einen Blick zu. Die Alte schüttelte
den Kopf.
    Â»Nein, jetzt verstehe ich«, fuhr Cythera fort. Malden
hatte das Gefühl, dass sie über niemanden sprach, der sich im Zimmer befand.
»Seine Wacht darf nicht unterbrochen werden. Ich suche diesen Wal auf, falls er
versucht, mir zu folgen … Oh! Oh! Die Bäume … die Bäume leben. Sie sind so …
lebendig.«
    Â»Wo ist sie?«, flüsterte Malden.
    Â»Es ist weniger ein bestimmter Ort«, erklärte Coruth,
»als vielmehr ein Pfad zwischen zwei Orten. Er besteht nur im übertragenen
Sinn.«
    Â»Ah«, machte Malden, als würde das alles erklären.
    Â»Es gibt zwei Wege durch den Wald, aber welcher ist
der richtige?«, fragte Cythera. »Der linke Pfad verläuft so geradlinig. Er
führt schnurstracks zum Waldrand. Er ist mit Gold gepflastert, mit … mit Macht
und … Ruhm.«
    Coruth beugte sich dicht ans Ohr ihrer Tochter. »Was
ist mit dem anderen Pfad?«, schrie sie.
    Â»Was? Jemand … jemand flüstert … ich … Oh, der rechte
Pfad sieht so beschwerlich aus. Er hat so viele Windungen und macht so viele
Umwege … Und da wachsen so viele Dornen. Ich glaube nicht, dass er mich zum
Ziel führt!«
    Malden wollte ihr raten, den leichteren Pfad zu
nehmen, so schnell wie möglich den Wald zu verlassen, aber Coruth brachte ihn
mit einem Blick zum Schweigen.
    Â»Wähl weise!«, rief sie. Dann nickte sie Malden zu.
    Das war der Augenblick. Der Augenblick, da sie ihm
befehlen würde, seiner Geliebten ins Herz zu stechen. Er konnte es nicht –
keine Macht der Welt, weder Gott noch Mensch noch Hexe, brächte ihn dazu.
    Aber plötzlich begriff er, was hier auf dem Spiel
stand. Es war, als hätte er selbst – wenn auch nur für einen
Augenblick – das Zweite Gesicht erlangt. Cythera konnte den Pfad der
Zauberei wählen, den Pfad der Dämonologie und des reinen Willens, auf dem Wahnsinn, Verstümmelung und das Böse auf sie
warteten – aber auch große Macht. Oder sie konnte den Pfad der Hexen
wählen. Eine Magie, die sie nicht beherrschen, sondern nur beeinflussen konnte,
eine Magie, die sich aus der Welt ringsum nährte. Eine Magie mit Regeln.
    Wählte sie die Zauberei, sollte er sie auf der Stelle
töten.
    Und trotzdem wusste er, dass er es nicht tun könnte.
Selbst wenn sie wie ihr Vater Hazoth würde, verdorben, grausam und ohne jedes
Mitgefühl, er würde sie trotzdem am Leben lassen.
    Coruth vertrat da eine andere Meinung.
    Zum Glück wählte sie den Pfad auf der rechten Seite.
    Sie litt schreckliche Qualen. »Die Dornen zerfetzen
meine Haut! Meine Füße bluten!« Stöhnend wand sie sich auf der Pritsche. »In
welche Richtung gehe ich? Ich sehe nichts! Ich bin blind! Ich sterbe!«
    Sie sagte noch mehr, viel mehr, aber Malden verstand
nichts. Cythera musste Prüfungen bestehen, Tore durchschreiten. Sie stellte
sich jeder Prüfung mit Furcht und Schmerzen, aber sie bestand sie alle, denn
sie wusste alles.
    Schließlich stieß sie nur noch Laute hervor, die keine
Worte mehr ergaben. Malden befürchtete schon,
dass sie an einer tödlichen Prüfung gescheitert war … Coruth aber ließ
sich auf einen Stuhl sinken und schloss die Augen. Bald darauf schnarchte sie.
    Malden warf den Dolch auf einen Tisch und kniete neben
der Pritsche nieder, ergriff Cytheras Hände. Ihre Finger lagen schlaff in den
seinen, und er bezweifelte, dass sie ihn überhaupt wahrnahm, aber er hielt sie
trotzdem fest. Stundenlang harrte er an ihrer Seite aus. Ihm wurde bewusst,
dass Coruth nicht nur jemanden gesucht hatte, der den Dolch hielt. Sie hatte
ihn hergelockt – obwohl er überzeugt gewesen war, aus eigenem Willen
gekommen zu sein –, sie hatte ihn hergelockt, um Cythera zu trösten. Um
sich selbst zu trösten.
    Der Tag nahm seinen Lauf.
Einmal hörte Malden einen großen Stein in der Stadt einschlagen, aber zum
ersten Mal war es ihm einerlei, wo er landete. Er dachte allein an seine
Geliebte.
    Die ihm nicht länger gehörte.
    Schließlich senkten sich Cytheras Lider, und sie
schlief ein. Sie hörte auf zu zittern, und ihr Körper entspannte sich. Malden
zog ihr das Laken über den Körper. Es war kalt in der Hütte. Es

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