Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
einen weiteren Angriff der
Geisterpferde, als er den Fuà auf das verkümmerte Gras am Inselufer setzte.
Nichts geschah. In Coruths Hütte brannte Licht, aber niemand kam ihm entgegen
oder hieà ihn willkommen. Vorsichtig näherte er sich der Tür und rechnete mit
irgendeiner hässlichen Ãberraschung, als er von drinnen einen Schrei hörte.
Es schien Cythera zu sein. Er rannte los.
Coruth erwartete ihn an der Tür. Sie schob sie mit
knorriger Hand auf und bedeutete ihm, ihr zu folgen. »Du kommst spät«, sagte
sie, als hätten sie eine Verabredung.
Malden blieb keine Zeit, sich zu fragen, was sie damit
meinte. Dazu war er viel zu entsetzt. Cythera lag im Vorderzimmer auf einer
Pritsche und war nackt. Ein Laken bedeckt lediglich ein Bein. Es sah aus, als
hätte sie es in den Zuckungen eines schrecklichen Traumes abgestreift. Ihre
Haut war blass, schweiÃbedeckt und mit einer übel riechenden Salbe beschmiert.
Die Augen standen weit offen, aber als sie blinzelte, sah er, dass arkane
Symbole auf ihre Lider gemalt worden waren.
»Der Wächter am Tor!«, schrie sie. »Er sieht durch
mich hindurch! Er urteilt über mich!«
Malden wollte wissen, was hier vor sich ging. Aber
dann hielt er sich zurück. Er wusste es. Es war Cytheras Initiation. Die
Zeremonie, die sie zur Hexe machen würde. Er wusste, dass solche Rituale Regeln
unterworfen waren. Ehernen Regeln, die niemand verletzen durfte. Sollte er im
falschen Augenblick sprechen, wären die Folgen furchtbar.
Coruth starrte ihn mit blutunterlaufenen Augen an. Die
alte Hexe sah aus, als hätte sie seit Wochen nicht mehr geschlafen. Gewöhnlich
stand sie hoch aufgerichtet da, aber nun wirkte sie so gekrümmt und grotesk
wieâ⦠nun, wie eine Hexe auf einem alten Holzschnitt. Wäre ihr noch eine Warze
auf der Nase gewachsen und hätte sie einen
Besen umklammert gehalten, wäre sie als Karikatur ihres Handwerkes
durchgegangen.
»Hier.« Coruth drückte Malden einen Dolch in die Hände.
Er nahm ihn entgegen, weil er sonst gleichfalls gegen das Ritual verstoÃen
hätte. Die dünne Klinge schien für Zeremonienzwecke völlig ungeeignet zu sein.
Nur die Spitze sah ausgesprochen scharf aus.
»Was soll ich damit?«
»Setz die Spitze genau dort an!« Coruth berührte eine
Stelle links von Cytheras Brustbein. »Wenn ich dir das Zeichen gebe, stöÃt du
sie ihr geradewegs ins Herz.«
»Das kann ich nicht!«, stieà Malden hervor. »Nichtââ¦
nicht bei Cythera.«
»Hast du Angst, deine Bettgespielin zu verlieren?« Coruths
Mund verzog sich zu einem höhnischen Lächeln. »Alles hat einmal ein Ende, mein
Junge. Allein das wahre Böse währt ewig. Nur das Böse hat Bestand.«
Malden wusste nicht, was damit gemeint war. »Meine
Liebe zu ihr ist aufrichtig.«
»Das behaupten alle Galane seit der Erfindung des
Vögelns. Und alle meinen es ehrlich, zumindest in dem Augenblick, wenn sie es
sagen. Glaubst du, ich kenne die Liebe nicht? Glaubst du, ich hätte nie einen
Geliebten gehabt? Das musste ich alles aufgeben, um Hexe zu werden, und ich tat
es, weil Skrae mich brauchte. Cythera wird das gleiche Opfer bringen, weil es
die Zeit verlangt.«
»Sicherlich gibt es eine andere Möglichkeit â sie
könnte doch der Magie abschwören undââ¦Â«
»Schluss mit dem Geplapper, mein Junge! Die Zeit ist
knapp. Richte die Dolchspitze auf die Stelle, die ich dir zeigte.«
»Ich kann sie nicht töten!«
»Das musst du auch nicht,
es sei denn, sie ist eine noch gröÃere Närrin, als ich dachte«, erwiderte die
Hexe. »Und tu, was ich dir befohlen habe! Davon hängt weit mehr ab, als du
ahnst.«
Einen Moment lang biss sich Malden auf die Unterlippe,
aber am Ende gehorchte er. Er achtete darauf, die Spitze so sanft wie möglich
auf Cytheras Haut aufzusetzen.
Obwohl sie ohnehin kaum etwas mitbekam. Ihr Blick war
verschwommen, und ihre Pupillen wechselten ununterbrochen ihre GröÃe. Sie
betrachtete etwas Unsichtbares, das weit weg, sehr weit weg zu sein schien.
Gelegentlich kämpfte sie, als versuche sie, sich der
Umklammerung eines unsichtbaren Ungeheuers zu entwinden. Dann wieder schrie sie
auf. Schweià rann ihr in Strömen ins Haar, obwohl sie vor Kälte zitterte.
»Ich sehe den alten Mann mit der Laterne«, berichtete
sie irgendwann. »Sein Licht beleuchtet
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