Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren

Titel: Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
Vom Netzwerk:
ich dir beizubringen versuchte«, lobte Coruth. »Ja.
Einige hast du sogar auswendig gelernt. Ich schätze, das ist ein guter Anfang.«
    Â»Inzwischen begreife ich, warum ich nach Ness
zurückkehren sollte«, sagte Cythera. Das Blut in ihren Adern fühlte sich so
kalt und träge an wie Flusswasser im Winter. »Du willst mich unterweisen, damit
ich in deine Fußstapfen trete. Eine Hexe werde.«
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie ihre Mutter
um eine solche Ausbildung angefleht. Als sie dem Glauben verfallen war, dass
Macht die einzige Möglichkeit darstellte, um frei zu sein, um ein eigenes Leben
zu leben, statt nur eine Ehefrau zu werden. Damals hatte Coruth sie zurückgewiesen,
und sie war entsetzt gewesen, denn sie hatte geglaubt, sie sei nach Ansicht
ihrer Mutter nicht gut genug. Sie war so durcheinander gewesen, dass sie sich
in Croys Arme geflüchtet hatte.
    Aber mittlerweile hatte sie in Malden endlich ihre
Liebe gefunden, eine Liebe, die sich nicht wie eine Eisenkette um ihren Hals
legte. Inzwischen hatte sie einen Grund, sich ganz und gar als Frau zu fühlen,
und ausgerechnet jetzt schien Coruth es sich anders überlegt zu haben.
    Â»Ja, du sollst eine Hexe werden«, bestätigte Coruth.
»Du trägst es in dir. Auch wenn du noch nicht weißt, zu welchem Zweck.«
    Cythera senkte den Kopf. »Weil Ness möglichst viele
Hexen benötigt. So ist es doch, oder? Die Barbaren nahen. Sie werden versuchen,
die Stadt zu erobern. Und wir müssen uns wehren.«
    Â»Ehrlich gesagt steckt mehr dahinter.«
    Â»Mutter.« Cythera richtete sich zu voller Größe auf.
»Du erweist mir mit dem Angebot, mich auszubilden, eine große Ehre. Aber ich
bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich will. Ich …«
    Â»Ich habe dich nicht gefragt, ob du willst«, erwiderte
Coruth, ohne aufzusehen.
    Cythera blieb so erstarrt stehen, als könne sie diesen
Augenblick nur unbeschadet überleben, wenn sie sich völlig ruhig verhielt.
    Â»Einst verlangtest du nach der Macht, die ich biete.
Du verlangtest nach der Macht der Hexerei, um frei zu sein. So wie es nur
wenigen Frauen auf dieser Welt jemals möglich ist. Deine Annahme, dass du damit
Freiheit erringst, ist falsch – eine Hexe ist niemals frei. Also schlug
ich dir die Bitte ab.«
    Â»Ich verstehe nicht ganz, was du meinst. Ich weiß nur,
dass eine Hexe nicht heiraten kann. Sie kann sich nicht einmal einen Liebhaber
nehmen. Mutter, ich habe bei Malden etwas gefunden …«
    Coruth unterbrach sie mit tonloser Stimme. Cythera
kannte diesen Tonfall nur zu gut. »Du wirst Gelegenheit haben, seine Geliebte
zu sein. Du wirst mit ihm glücklich sein, eine kurze Weile. Und dann wirst du
etwas so Schreckliches tun, dass du ihm nie wieder in die Augen blicken
kannst.«
    Cythera war sprachlos.
    Das war der Tonfall, in den Coruth bei ihren
Prophezeiungen verfiel.
    Â»Du sahst etwas«, flüsterte sie. »Du sahst meine
Zukunft. Verrätst du mir, was ich tun werde?«
    Â»Nein«, antwortete die Hexe
mit ihrer gewöhnlichen Stimme.
    Â»Aber … etwas Schreckliches? So schrecklich, dass
ich … Mutter! Was werde ich tun?«
    Â»Wenn du dich zur Hexe ausbilden lässt, kannst du das
Kommende vermeiden. Ich habe genug gesehen, um das zu wissen. Also. Können wir
bitte aufhören, so zu tun, als hättest du eine Wahl? Als sei dein Wille
tatsächlich von Bedeutung?«
    Cythera wollte weinen. Sie wollte wehklagen und die
Flucht ergreifen, aus Ness fortlaufen, so weit sie konnte. Sie ballte die Hände
zu Fäusten. Kniff die Augen zusammen. Schließlich nickte sie.
    Â»Gut. Dann fangen wir mit deiner Ausbildung an. Die
erste Lektion.« Blitzschnell griff Coruth nach Cytheras Handgelenk. Es fühlte
sich an, als grüben sich die Krallen eines Dämons in ihr Fleisch. Sie schrie
auf, aber der Druck verstärkte sich bloß. Diesen Griff hätte sie niemals
brechen können – nicht einmal Croy hätte sich Coruth zu widersetzen
vermocht, als sie die Hand ihrer Tochter zu Boden drückte und ihre Finger um
den Stängel der Alraune zwang.
    Â»Mutter? Nein!«, schrie Cythera.
    Â»Zieh!«, befahl Coruth. Und ihre ineinander verschränkten
Hände zogen die Alraunenwurzel aus dem Boden. Cythera versuchte sich mit der freien Hand wenigstens
ein Ohr zuzuhalten, um den Todeslaut abzuschwächen, den Todeskampf der Wurzel,
der

Weitere Kostenlose Bücher