Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Malden. Er kratzte sich am Kopf und hieb mit der Faust auf den Tisch. »Also gut, gehen wir das Ganze noch einmal durch.« Er zog den Plan des Grundstücks und des Gartens zu sich heran. »Die magische Barriere reicht bis hierher, sehr nahe an den Zaun heran. Ich werde hier sein, und du bist … hier«, sagte er und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle. »Du kannst dich in diesen Büschen verstecken. Die Wächter lösen einander um Mitternacht ab.« Um das zu erfahren, hatten sie gründlich spionieren müssen, aber anscheinend erfolgte jede Nacht der gleiche Ablauf. Hazoh schien sich nicht besonders auf sein Gefolge zu verlassen und hatte es auch nicht mit militärischer Disziplin ausgebildet. Malden hatte sogar beobachtet, wie einer auf seinem Posten eingedöst war. Aber die Hoffnung, dass alle gleichzeitig schliefen, wäre übertrieben gewesen. »Wenn die Nachtwächter aus den Unterkünften kommen … hier, gehen die abgelösten Männer hinein, fallen auf ihre Pritschen und schlafen. Die Ablösung wird ein paar Minuten brauchen, um ihren Posten zu erreichen. Während sich alle vor dem Herrenhaus befinden, soll Cyhera die Barriere absenken. Sie wird nur für einen Augenblick unten sein, gerade lange genug, damit wir hierherrennen können, zur Tür des Anrichteraums.«
Kemper nickte. »Und was ist mit deinem geadelten Freund?«
Malden warf einen Blick auf Croy, der auf dem Bett lag und zur Decke hinaufstarrte. Er hatte sich den ganzen Tag kaum von dort wegbewegt, und wenn, dann nur um pinkeln zu gehen. »Er? Mit ihm rechne ich gar nicht. Er ist verwundet und kann kaum laufen, und davon abgesehen macht er sowieso zu viel Lärm, wenn er versucht, leise zu sein. Er hat seinen Teil geleistet, indem er uns half, mit Cyhera Kontakt aufzunehmen. Vergiss ihn.«
»Also sind wir nur zu zweit«, stellte Kemper mit zweifelndem Tonfall fest. »Viel Arbeit für uns beide – in der Zeit, die wir haben.«
»Ich weiß. Wir müssen eben schnell sein. Sobald wir drinnen sind, begibst du dich zur Eingangshalle. Vermulich wird sich dort ein Wächter aufhalten – tatsächlich verlasse ich mich sogar darauf. Du lässt dich sehen, und er schlägt Alarm, ruft die anderen herein.«
»Ich muss sagen, dieser Teil gefällt mir gar nicht«, murrte Kemper.
»Du hast nichts zu befürchten. Keiner dieser Männer hat so etwas wie ein silbernes Stiefelmesser – und selbst wenn sie so etwas besäßen, könntest du doch einfach in der Wand verschwinden, bevor sie dich erwischen.«
»Vielleicht verfügt Hazoh über einen Zauber gegen Geister.« Kemper schüttelte den Kopf. »Irgendeine Verwünschung, um mich in die Falle zu locken.«
»Schon möglich«, gestand Malden ein. »Aber wenn er sich in seinem Laboratorium eingeschlossen hat oder, noch besser, in seinem Schlafgemach – erinnere dich an diese Ketten aus kalt geschmiedetem Eisen –, dann kommt er bestimmt nicht heraus, weil einer seiner Männer angeblich einen Geist gesehen hat. Vergiss nicht: Sie kennen dich nicht und wissen nicht, dass du in Wirklichkeit ein lebender Mensch bist. Es ist mein Gesicht, das sie sich eingeprägt haben.«
»Also gut«, sagte Kemper schließlich. Malden war klar, dass der Falschspieler nicht begeistert war, aber er schuldete ihm etwas – hätte Malden ihn nicht aus dem Verlies des Burggrafen befreit, wäre er längst tot gewesen. Außerdem würde Kemper von diesem Unternehmen durchaus profitieren. Hazoh besaß Silberbesteck und silbernes Geschirr, das Kemper aus dem Haus tragen und behalten konnte. Malden wollte nichts von den dort angesammelten Schätzen für sich haben. Er war damit zufrieden, die Krone zurückzubekommen und seinen Ruf bei Cubill wiederherzustellen.
Was sie zu der bedeutend schwierigeren Phase des Plans brachte. »Ich muss es ungesehen bis in den zweiten Stock schaffen. Die Krone wird im Sanktum am Ende dieses Korridors aufbewahrt – das hat Cyhera Croy verraten. Der Korridor ist mit Fallen gespickt, das wissen wir. Da muss ich irgendwie durch.« Da sie nicht wussten, wie die Fallen aussahen, mussten sie mit allem rechnen. Und es gab keinen Weg daran vorbei. »Dann verschaffe ich mir Zutritt zu dem Sanktum, greife mir die Krone und verschwinde, so schnell ich kann. Die Wächter werden noch immer nach dir Ausschau halten. Wenn wir also durch den Garten verschwinden, hält uns dort keiner auf. Cyhera wird die Barriere erneut senken, und wir enkommen unbehelligt, ich mit der Krone und du mit so viel Silber, wie du tragen kannst.
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