Ancient BladesDie Metropole der Diebe
wurde? Ein blutiges Schwert …«
»… ist ein Schwert, das nicht rostet«, vollendete Bikker den Satz. Einen Augenblick lang sah er angewidert aus. Möglicherweise von sich selbst. Dann nahm er den Stiefel von Croys Brust und hielt ihm die Hand hin.
Kapitel 24
Malden konnte sich bloß fesklammern. Seine Kraft war dem Dämon nicht gewachsen, obwohl die Hälfte der Tentakel unter dem eingestürzten Turm begraben lag.
Aber er ließ die Krone nicht los.
Im letzten Augenblick vor dem Einsturz war Maldens Glück zurückgekehrt, und zwar unübersehbar. Der Durchgang, den die Körpermasse des Dämons versperrt hatte, war vor seinen Augen zusammengebrochen, zertrümmert von den peitschenden Tentakeln. Plötzlich war der Weg in den mondhellen Korridor frei – es gab wieder Hoffnung auf ein Davonkommen.
Beinahe hätte Malden die Gelegenheit allerdings vertan. Denn während der Turm über ihm zusammenbrach und ringsum Steine polternd zersprangen, hatte er eine Stimme gehört, die nach ihm rief. Eine Stimme, die ganze Völker befehligen zu können schien.
Dieb , hatte die Stimme gesagt. Das war alles. Nicht seine Ohren hatten die Stimme vernommen, davon war er überzeugt. Obwohl es sich genauso angehört hatte, als hätte ihn jemand von hinten angebrüllt, wusste er, dass die Stimme aus seinem Kopf kam.
Er wandte sich vom rettenden Pfad in die Sicherheit ab, um festzustellen, wer da gesprochen hatte. Es war nicht der Dämon gewesen – der hatte keine Stimme, und selbst wenn er hätte sprechen können, hätte er sich nicht so angehört. Es war eine menschliche Stimme. Was bedeutete – so absurd das auch erscheinen mochte –, dass die Krone gesprochen hatte. Das schlichte goldene Diadem des Burggrafen.
Als Kind hatte Malden zahlreiche Geschichten über redende Statuen und sprechende Tiere gehört, die in Wahrheit verfluchte Menschen waren. Eine sprechende Krone – die Vorstellung war ihm nicht fremd, damit konnte er sich abfinden.
Als sich erneut die Stimme erhob, verflogen auch die letzten Zweifel.
Dieb, lass nicht zu, dass ich hier begraben werde!
Und Malden beachtete die peitschenden Dämonententakel nicht und griff nach der Krone. Die Tatsache, dass noch immer ein schlanker Fangarm darum gewickelt war, spielte keine Rolle. Wenn diese Stimme sprach, blieb Malden nichts anderes übrig als zu gehorchen. Er packte die Krone, verließ eilends den einstürzenden Turm und rannte geradewegs in den mit Fallen versehenen Korridor. Als die Erde zu beben aufgehört hatte und der Dämon unter Dutzenden Tonnen von Stein begraben lag, fand sich Malden benommen und zerschlagen am Boden wieder, aber die Finger einer Hand hielten noch immer den goldenen Reif umklammert.
Er blickte auf und sah, dass der Korridor versperrt war. Der Einsturz des Turms musste den Palast erschüttert haben wie ein Erdbeben. Die heftigen Bewegungen hatten ausgereicht, um jede Falle im Korridor auszulösen. Sämliche Fallgitter waren in die Tiefe gedonnert und hatten ihre Eisenspitzen in den Boden gerammt. Und sie zogen sich nicht zurück, obwohl Malden eine ganze Weile wartete – die empfindlichen Federn, die darin eingebaut waren, mussten zerbrochen sein. Er saß fest, gefangen zwischen einem gewaltigen Trümmerhaufen und einem Fallgitter, das eine fatale Ähnlichkeit mit den Gitterstäben eines Gefängnisses hatte.
Vorsichtig versuchte Malden aufzustehen, während er überlegte, was zu tun war. »Du weißt keinen Rat, Krone, oder?«, fragte er den Reif in seiner Hand. Der antwortete nicht – vielleicht erteilte er nur Befehle und nahm keine entgegen. Malden klopfte sich den Staub aus den Kleidern und überdachte seine Nolage.
In diesem Augenblick wurde er von den Füßen gerissen und landete schmerzhaft auf dem Boden. Entsetzt starrte er die Krone an und entdeckte, dass er sie nicht als Einziger umklammerte. Ein dünner Tentakel des Dämons hielt sie noch immer mit unentwirrbarem Griff fest.
Langsam und zuckend zog sich der Tentakel in den Trümmerhaufen zurück. Die verdammte Kreatur lebte noch immer – und dachte gar nicht daran, ihren Schatz loszulassen.
Genau wie Malden. Er packte die Krone mit beiden Händen und stemmte die Füße gegen die Trümmer. Der Dämon war unendlich stärker als er, das wusste er. Er fühlte die Kraft in den gallertartigen Muskeln, die an der Krone zogen. Aber Malden hatte die Stimme gehört. Die Stimme, die Männer in den Tod zu schicken und ihnen einzureden vermochte, dass sie dafür unendlichen Ruhm
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