Ancient BladesDie Metropole der Diebe
prallen Sack hervor. In ihren schlanken Händen wirkte er schwer, aber es schien sie keinerlei Anstrengung zu kosten, als sie ihn hob.
»Trotzdem, ihr solltet euch lieber bedeckt halten. Wir haben mehr Aufmerksamkeit erregt, als uns gefallen könnte. Und man wird nach dem Gegenstand suchen.«
»Ach was«, knurrte Bikker. »Vermulich glauben sie, dass sie unter den Trümmern begraben liegt. Komm herunter, Junge, und gib sie mir! Dann bekommst du dein Gold. Und wenn du weißt, was gut für dich ist, sehen wir uns danach nie wieder.«
»Ich habe einen besseren Vorschlag.« Malden trat den Korb über die Kante, und er landete zu Füßen der beiden auf dem Straßenpflaster. Das andere Ende der am Griff befestigten Wäscheleine behielt er in der Hand. »Legt das Gold da hinein, und ich ziehe es hoch. Dann zeige ich euch euren Schatz.«
»Dort oben, außer Reichweite meines Schwerts«, sagte Bikker. Sein Gesicht zeigte so etwas wie widerwillige Bewunderung. »Natürlich kannst du nicht für alle Zeiten auf dem Stein stehen bleiben. Irgendwann musst du herunterkommen, und ich habe viel Zeit.«
Malden schenkte ihm ein grimmiges Lächeln. Was das anging, wusste er, dass er zur Wand des nächsten Hauses springen und über das Dach verschwinden konnte, bevor der Krieger den Gottstein hochgeklettert wäre. Aber er verzichtete auf die Bemerkung.
»Schluss damit«, sagte Cyhera und legte den Sack in den Korb. Malden zog ihn rasch hoch, bevor Bikker ihn sich schnappen konnte. Er war so schwer wie erwartet – er musste mindestens zehn Pfund Gold enhalten. Das Herz des Diebs pochte erwartungsvoll. Er öffnete den Sack und sah erleichtert, dass er weder mit Steinen noch mit Blei gefüllt war. Schnell zählte er das Geld. Einhundertundein Königstaler. Exakt die Summe, die er brauchte. Er band sich den Sack unter seinem Umhang auf den Rücken.
»Vielen Dank«, sagte er. »Und was euren Schatz angeht – der liegt zwei Straßen weiter weslich auf dem Grund einer Pferdetränke. Ich hätte ihn ja mitgebracht, aber ich konnte das ewige Geplapper nicht mehr ertragen.«
»Du … du verdammter Narr!«, tobte Bikker. »Und wenn sie irgendein Betler gefunden und bereits verscheuert hat?«
Malden zuckte mit den Schultern, und das Gold auf seinem Rücken klirrte. »Dafür bin ich nicht mehr zuständig.«
Bikker fluchte und rannte vom Platz, wies Cyhera aber an, zu bleiben und auf Malden aufzupassen. Als er verschwunden war, kletterte Malden mühelos an der Seite des Gottsteins hinunter, wobei er die Runen als Halt benutzte, und verneigte sich tief vor der Frau.
»Es ist nicht klug, ihn wütend zu machen«, sagte sie mit einem Seufzer.
»Ich habe nicht die Absicht, ihm jemals wieder zu begegnen.« Malden drehte sich auf dem Absatz um, um loszulaufen. Aber etwas ließ ihn innehalten. Er hätte es besser wissen sollen, vor allem nach seiner Begegnung mit Croy, aber er konnte es nicht verhindern. Was, wenn es da doch eine Chance gab? »Dir hingegen …«
»Ich? Du willst mich wiedersehen?«, fragte sie.
»Ich dachte, ich hätte das bei unserer letzten Begegnung deulich zum Ausdruck gebracht. Falls du Interesse hast.«
Ein seltsamer Ausdruck trat in ihre Augen. Ihr Gesicht war mit zu vielen Tätowierungen bedeckt, um ihre Miene deuten zu können. »Vielleicht hätte ich etwas, das du erfahren möchtest. Es gibt eine weitere Belohnung. Von meinem Herrn.«
»Hazoh?«, fragte Malden verblüfft. »Ich will nichts anderes von ihm.«
»Dann eben von mir«, sagte sie mit leiser Stimme. Sie trat auf ihn zu und lächelte. »Einen Kuss. Nur einen. Findest du mich nicht begehrenswert?«
Malden lachte, aber mehr aus Unsicherheit. »Mehr als jede Frau, die mir seit langer Zeit begegnet ist.«
»Vielleicht finde ich dich anziehend. Vielleicht will ich dir ja nur meine Dankbarkeit zeigen.«
Maldens Herz raste. Das Angebot war mit Sicherheit verlockend. Aber es erschien seltsam, dass es im Auftrag von Hazoh kam. Was hatte das zu bedeuten? Sie war sehr schön. Vor allem im Mondlicht. Unter ihrem linken Auge öffneten sich weiße Blüten. Exotisch und darum noch verführerischer.
Sie trat nahe genug an ihn heran, um ihn zu umarmen.
Malden wich einen Schritt zurück. Hier ging etwas vor, das er nicht verstand. Eine Sache musste er auf jeden Fall vorher wissen. »Ach, das ist schrecklich verführerisch, meine Schöne. Aber ich bin mir nicht sicher, ob mein neuer Bekannter Sir Croy das gut finden würde.«
»Croy«, wiederholte sie wie eine
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