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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Chandler
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Dämonenpakte konnten sie Wunder wirken, die weit über die menschliche Vorstellungskraft hinausgingen. Dabei wurden sie allerdings den überirdischen Energien dieser Hölle ausgesetzt, und das veränderte sie.
    Vrys Hellseher musste zahllose Stunden in seinen Zeigestein gestarrt und nach Geheimnissen Ausschau gehalten haben. Was auch immer er da gefunden hatte, es konnte den Preis nicht wert gewesen sein, den er für dieses Wissen bezahlt hatte. Die Haut auf der linken Gesichtshälfte war dick und schwielig geworden, bis sie Eichenrinde ähnelte, dabei war sie blass wie die eines Toten. Selbst die Schädelknochen mussten sich verändert haben, denn das linke Auge war nach unten gewandert und starrte lidlos von einer Stelle, an der eigenlich der Wangenknochen hätte sein müssen. Vom Kinn und von der linken Halsseite hingen rosafarbene Hauttentakel herab wie ein grausiger Bart. Auf dieser Seite konnte der Hellseher den Mund nicht schließen – was die seltsame Stimme erklärte –, und hinter den veränderten Lippen waren die Zähne zu sehen: Sie waren zu Knochenplatten verschmolzen, die nicht genau aufeinanderpassten.
    Wäre er so auf die Welt gekommen, wäre er statt Magier Betler und eine Attraktion im Wanderzirkus geworden. Aber die unberührte rechte Gesichtshälfte verriet, dass er diese Belohnung erst später im Leben erhalten hatte. Es musste langsam geschehen sein, im Lauf der Zeit. Malden fragte sich, warum der Mann bei den ersten Anzeichen dieser Veränderung den Zeigestein nicht zerschmettert und die Magie ganz aufgegeben hatte.
    Aber für manche war die Verlockung der Geheimnisse einfach zu groß. Die Anziehung des Geheimnisvollen und Seltsamen. Für einige war der Preis nie zu hoch.
    Als die Wächter das Tuscheln eingestellt und die meisten ihre natürliche Gesichtsfarbe wieder angenommen hatten, betrachtete der Magier Vry mit seinem gesunden rechten Auge. »Sagt mir, was Ihr sehen wollt! Alles wird enhüllt.«
    Cubill legte die Feder auf dem Schreibpult ab. Nicht einmal er konnte wegsehen.
    Anselm Vry wandte sich um. »Seht noch einmal nach wie heute Morgen und versucht die Krone zu finden. Sie könnte in diesem Zimmer versteckt sein – vielleicht seht Ihr sie besser, wenn Ihr näher seid.«
    Der Magier nickte und beugte sich über den Stein. Von seinem Spionloch aus hatte Malden einen guten Blick auf die polierte Oberfläche, aber er konnte dort keine Veränderung entdecken. Und doch schien sich die Luft im Kontor zu verändern; sie wurde so dicht wie schwerer Nebel. Das Flüstern unsichbarer Stimmen erhob sich, und die Flammen der Öllampen wurden kleiner, als gäbe es nicht genügend Sauerstoff.
    Der Magier strich mehrmals mit der Hand über den Stein, ohne allerdings die Oberfläche zu berühren, als würde er ihn beschwören, mehr zu zeigen. Schließlich schüttelte er den Kopf und gab auf. »Es ist alles wie zuvor. Die Krone ist noch vorhanden, aber mir bleibt der Ort verborgen, an dem sie sich befindet. Es ist, als suche man auf dem Grund eines schlammigen Sees nach einer Münze. Gelegenlich sieht man sie schimmern, aber sie ist verschwunden, bevor ich das Bild deuten kann. Vielleicht wenn ich es später am Tag noch einmal versuche, wenn die äherischen Strömungen nicht so stark sind und die Sterne weitergewandert sind.«
    Vry grunzte unzufrieden. »Wie dem auch sei. Tut dieses Mal etwas Nützliches und blickt in das Herz dieses Mannes!«, befahl er und wies mit dem Zeigefinger auf den Gildenmeister. »Findet die Lügen, die er eben aussprach, und findet die Wahrheit, die diese Lügen verschleiern.«
    Cubills Lippen wurden zu einem schmalen Strich, aber er unternahm nichts, um sich zu wehren.
    Wieder beugte sich der Magier über den Stein. Er strich schnell mit der Hand darüber, dann schloss er die Augen und stimmte einen Singsang an. Er sprach keine Worte, sondern bewegte lediglich die Lippen, während sich fremdartige und hässliche Laute seiner Kehle entrangen. Dann riss er die Augen auf und sah Vry an.
    »Keine Lügen«, verkündete er.
    »Was?«, brüllte Vry den Mann an. »Er hat in seinem ganzen erbärmlichen Leben noch nie die Wahrheit gesprochen! Seht erneut nach!«
    »Das ist nicht nötig«, widersprach der Magier. »Ich sage Euch, ich sah sein Herz. Er war Euch gegenüber völlig ehrlich. Er weiß weder, wo die Krone ist, noch wer sie haben könnte.«
    »Welche Verschwendung, Eure Prinzipien für nichts und wieder nichts zu beugen!«, tadelte Cubill. »Ihr hättet mir zuhören

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