Andalusisches Feuer
„Gehört es auch zu einer zivilisierten Ehe, mich in dein Bett zu zerren?“
„Du wirst doch kaum von mir erwarten, dass ich mich vierundzwanzig Stunden am Tag zivilisiert verhalte, oder? Ich dachte, du bist eine vernünftige Frau.“
„So habe ich mir unsere Beziehung nicht vorgestellt, Rafael.“
„Aber wir sind doch erst dabei, unsere Verbindung zu erforschen“, argumentierte er fadenscheinig.
„Um es deutlich zu sagen: Ich bin nicht in der Stimmung für ein weiteres Experiment“, fauchte sie ihn an.
„Heute …“, mit dem Daumen liebkoste er die empfindliche Stelle an der Innenseite ihres Handgelenks, „… werden wir uns lieben, wir experimentieren nicht. Und morgen werde ich malen.“ Plötzlich beugte er den dunklen Kopf herab und drückte seinen heißen Mund auf die Stelle, an der ihr Puls wie verrückt schlug. „Du hast meine Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt“, murmelte er abwesend.
Seine Berührung erregte Sarah. Sie wehrte sich vergeblich gegen die aufsteigenden Empfindungen, doch ihre Leidenschaft gewann die Oberhand, und sie begann zu zittern. Es war ihr fast unmöglich, noch steif liegen zu bleiben. „Wenn jetzt etwas Schweres in meiner Reichweite läge, hättest du andere Sorgen als mangelnde Konzentration“, spöttelte sie, allerdings nur halbherzig. Ihre eigene Aufmerksamkeit schien seltsam gestört.
„Mir gefällt es, wenn du mit mir streitest.“ Rafael bedachte sie mit einem hypnotisierenden Blick, der ihren Magen kleine Purzelbäume schlagen ließ. „Aber nicht heute.“
Wie von selbst erschlafften ihre Muskeln, und sie überließ sich seiner Umarmung. Sein Körper fühlte sich fest und männlich an. Ihre Selbstdisziplin war dahin. Als sie den vertrauten Duft einatmete, breitete sich Hitze in ihren Gliedern aus. Sie konnte kaum glauben, wie ihr geschah. Er hatte sie kaum berührt, und sie stand bereits in hellen Flammen! Mit dem Mund näherte er sich ihrem, öffnete mit der Zunge ihre Lippen und liebkoste sie so zärtlich wie noch nie. Sie stöhnte aus tiefster Kehle.
„Siehst du, es geht auch ohne Alkohol“, raunte er in ihr Ohr, bevor er sie noch viel leidenschaftlicher berührte …
8. KAPITEL
Es dauerte eine ganze Weile, bis Sarah wieder in die Wirklichkeit zurückfand. Rafael lag nicht mehr an ihrer Seite. Er stand, in silbriges Mondlicht getaucht, neben der offenen Balkontür. Eine zarte Brise bewegte die offenen Vorhänge und kühlte ihre von der Liebe noch glühende Haut. Immer noch leicht benommen, murmelte sie: „Rafael?“
„Schlaf jetzt.“
„Woran denkst du?“
„Das willst du nicht wirklich wissen.“ Seine Stimme klang eiskalt.
Sein plötzlicher Stimmungsumschwung verwirrte sie. Sie presste das heiße Gesicht erschrocken auf eine kühle Stelle ihres Kopfkissens. Oh nein, ich habe nicht die Kraft, weiter gegen dich anzukämpfen, dachte sie. Solange er sie liebte, existierten für sie weder Vergangenheit noch Gegenwart. Die Gefühle, die er in ihr weckte, ließen sich durch keine Macht der Welt zurückdrängen, das war sicherlich auch ihm inzwischen klar. Rafael hatte Macht über sie, und die hatte er heute Nacht als Waffe eingesetzt.
„Doch, ich möchte es hören.“
„Ich denke über die Ironie des Schicksals nach. Vor Jahren hätte uns das …“, er blickte von dem zerwühlten Bett zu ihrem geröteten Gesicht, „vielleicht gerettet. Vermutlich nicht für immer, aber doch eine Zeit lang.“
„Das glaube ich nicht.“ Die Kälte, mit der er sprach, schockierte sie. „Nach dem, was in New York passiert war …“
„Das war nur die Spitze des Eisbergs“, unterbrach er sie. „Keine Ehe kann ohne Vertrauen und Kommunikation bestehen.“
„Letzteres hieß für dich lautes Brüllen. Das fand ich nicht gerade ermutigend. Und Vertrauen“, murmelte sie angespannt, „muss man sich erst verdienen.“
„Ist das so? Ich hatte dich geliebt und geheiratet, was wolltest du noch mehr?“
„Das war schon eine tolle Sache!“
„Für mich schon. Es war die größte Verpflichtung, die ich je einem anderen Menschen gegenüber eingegangen bin.“
„Und deshalb bist du beispielsweise eines Tages erst im Morgengrauen heimgekommen, ohne auch nur ein Wort der Erklärung?“
„Du hast nicht gefragt, wo ich war.“
„Wenn du dich entschuldigen willst …“
„Wofür?“, fragte er wild. „Dafür, dass ich angehalten hatte, um einem Unfallopfer erste Hilfe zu leisten? Dafür, dass ich stundenlang auf die Polizei warten musste, um meine
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