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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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sabbernde Mund stand offen. Er sah wie ein etwas zu klein geratener Siebenjähriger aus, ein Zweitklässler, und nicht wie ein Viertklässler, der er sein würde, wenn er im Herbst Mrs. Franken als Lehrerin bekam. Plötzlich erinnerte er Harry an den Ultraglide Roadster, zerkratzt und zerbeult und ohne die Reifen.
    »Heute nacht wirst du erfahren, wie stark du wirklich bist. Setz dich aufrecht, Eddie.«
    Eddie richtete sich auf und schloß in fast komischem Gehorsam den Mund.
    Harry dachte, es könnte komisch sein, Klein Eddie glauben zu machen, er wäre ein Hund, und ihn auf allen vieren auf dem Dachboden herumstreunen und das Bein heben zu lassen. Dann sah er Klein Eddie über den Dachboden stolpern, die Zunge aus dem Mund hängend, während seine eigenen Hände seine Kehle zudrückten. Vielleicht würde er auch das tun, nachdem er verschiedene andere Übungen durchgeführt hatte, die er in Dr. Mentaines Buch gefunden hatte. Zum schätzungsweise fünften Mal an diesem Abend überprüfte er die Unterseite seines Kragens und fühlte den langen, dünnen Schaft der Hutnadel mit dem Perlmuttkopf, die er aus Maryroses Schlafzimmer geschmuggelt hatte, als sie zur Arbeit gegangen war, wofür er gerade lange genug aufgehört hatte, Mord GmbH zu lesen.
    »Eddie«, sagte er, »jetzt schläfst du sehr fest und wirst alles tun, was ich dir sage. Ich möchte, daß du den rechten Arm von dir ausstreckst.«
    Eddie streckte den Arm wie einen Schürhaken von sich.
    »Das ist gut, Eddie. Nun sollst du feststellen, daß der Arm vollkommen gefühllos wird. Er wird taub, taub. Er fühlt sich nicht mehr wie aus Fleisch und Blut an. Er fühlt sich an, als wäre er aus Stahl oder so etwas gemacht. Er ist so taub, daß du gar nichts mehr darin spüren kannst. Du kannst nicht einmal mehr Schmerzen spüren.«
    Harry stand auf, ging zu Eddie und strich mit den Fingern an seinem Arm entlang. »Du hast nichts gespürt, oder?«
    »Nein«, sagte Eddie mit langsamer, knirschender Stimme.
    »Spürst du jetzt etwas?« Harry kniff Eddie in den Unterarm.
    »Nein.«
    »Jetzt?« Harry kniff Eddie mit den Fingernägeln in den Bizeps, so daß purpurne Ränder zurückblieben.
    »Nein«, wiederholte Eddie.
    »Wie ist es damit?« Er schlug Eddie, so fest er konnte, mit der Hand auf den Unterarm. Es gab einen peitschenden, klatschenden Laut, und seine Finger kribbelten. Wäre Klein Eddie nicht hypnotisiert gewesen, hätte er versucht, die Wände niederzukreischen.
    »Nein«, sagte Eddie.
    Harry zog die Hutnadel aus dem Kragen und inspizierte den Arm seines Bruders. »Das machst du großartig, Eddie. Du bist stärker als alle in deiner Klasse - wahrscheinlich bist du stärker als der ganze Rest der Schule.« Er drehte Eddies Arm so, daß die Handfläche nach oben gerichtet und der weiße, leicht von Adern durchzogene Unterarm ihm zugewendet war.
    Harry strich mit der Nadelspitze leicht über Eddies blassen, venendurchzogenen Unterarm. Die Spitze hinterließ einen schmalen, kalkweißen Kratzer in ihrem Kielwasser. Einen Augenblick spürte Harry den Boden der Dachkammer unter seinen Füßen schwanken; dann schloß er die Augen und stieß die Nadel, so fest er konnte, in Klein Eddies Haut.
    Er öffnete die Augen. Der Boden schwankte immer noch unter ihm. Sechs Zoll der acht Zoll langen Hutnadel ragten aus Klein Eddies Unterarm hervor, der Perlmuttkopf glänzte ein wenig im Licht der Glühbirne. Ein Blutstropfen von der Größe eines Wassermelonenkerns stand auf Eddies Haut. Harry ging zu seinem Stuhl zurück und ließ sich schwer hineinfallen. »Spürst du etwas?«
    »Nein«, sagte Eddie wieder mit dieser überraschend tiefen Stimme.
    Harry starrte die in Eddies Unterarm steckende Hutnadel an. Der ovale Blutstropfen wurde allmählich länger auf der weißen Haut und begann dann in Richtung des Handgelenks zu rinnen. Harry sah zu, wie er über die blasse Unterseite von Klein Eddies Unterarm kroch. Schließlich stand er auf und kam wieder an Eddies Seite. Der längliche Blutstropfen hatte aufgehört sich zu bewegen. Harry beugte sich hinab und bog die Hutnadel. Eddie konnte nichts spüren. Harry legte Daumen und Zeigefinger um den glänzenden Kopf der Nadel. Sein Gesicht war so heiß, er hätte vor einem offenen Feuer stehen können. Er bohrte die Nadel einen Zentimeter tiefer in Eddies Arm, und ein weiterer Blutstropfen quoll an der Basis heraus. Die Nadel schien sich in Harrys Griff zu bewegen, sie pulsierte hin und her, als würde sie atmen.
    »Okay«, sagte

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