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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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welches Mr. Petrosian gehörte.

    15

    An einem schwülen Nachmittag, elf Jahre später in einem Lager im zentralen Hochland von Vietnam, schloß Leutnant Harry Beevers die Zeltklappe wegen der Moskitos und nahm auf der Kante seines Feldbettes Platz, um einen längst überfälligen Brief an Pat Caldwell zu schreiben, die junge Frau, die er heiraten wollte - und mit der er eine Zeitlang verheiratet sein würde, wenn er aus dem Krieg in den Staat New York zurückkehrte.
    Dies schrieb er nach einigem Zögern und Durchstreichen. Später vernichtete Harry diesen Brief.

    Liebste Pat,
    zuerst möchte ich Dir sagen, Liebling, wie sehr Du mir fehlst, und daß ich Dich, sollte ich jemals aus diesem wunderbaren und schrecklichen Land herauskommen, was ich tun werde, gnadenlos verfolgen werde, ohne Unterlaß, bis Du sagst, daß Du mich heiraten wirst. Vielleicht in der Euphorie der Erleichterung (JA!!!) habe ich die Zukunft perfekt ausgearbeitet, Pat, und Du bist ein entscheidender Teil davon. Ich habe noch sechsundachtzig Tage bis DEROS, bis sie mir auf die Mütze klopfen und mich an Bord dieses großen Vogels bringen, der mich von hier fortbringt. Nun, da meine Unterlagen wieder klar sind, habe ich keinen Zweifel daran, daß mich die Anwaltsschule von Columbia aufnehmen wird. Wie Du weißt, waren meine Zensuren in Rechtskunde immer beachtlich (wie bescheiden ich bin!), als ich dieses Fach an der Adelphi belegte. Ich könnte mir vorstellen, daß ich sogar nach Harvard gehen könnte, aber ich habe mich für Columbia entschieden, denn dann können wir beide in New York sein.
    Mein Bruder George hat mir bereits versichert, daß er alles Geld zur Verfügung stellen wird, das ich - das Du und ich - brauchen werden. George hat mir den Besuch von Adelphi ermöglicht. Ich glaube nicht, daß Du das gewußt hast. Eigentlich weiß es niemand. Wenn ich an meine Zeit am College zurückdenke, muß ich gestehen, daß ich ein Tölpel war. Ich wollte, daß jeder denkt, meine Familie wäre begütert, oder zumindest Mittelschicht. Die Wahrheit ist, wir waren verdammt arm, was, denke ich, meine Errungenschaften noch wertvoller, noch bewundernswerter macht!
    Du siehst, dieses Erlebnis, mit all seinen häßlichen und demütigenden Augenblicken des Zweifels an mir selbst, hat mir viel Gutes getan. Ich hatte recht, hierherzukommen, auch wenn ich nicht wußte, wie es wirklich sein würde. Ich glaube, ich brauchte die Erfahrung des Krieges, um zu mir selbst zu finden, und das sage ich Dir, obwohl ich weiß, daß Dir diese Vorstellung mißfallen wird. Tatsächlich muß ich Dir sagen, daß es einem großen Teil von mir sehr gefällt, hier zu sein, und daß dieses Jahr trotz aller Mißlichkeiten stets ein Höhepunkt in meinem Leben sein wird. Pat, wie Du siehst, habe ich die Absicht, ehrlich zu sein - ein ehrlicher Mann zu sein. Wenn ich Anwalt werden möchte, dann sollte ich ehrlich sein, findest Du nicht auch? (Oder vielleicht ist es umgekehrt!) Eines, das mir viel bedeutet hat, während ich hier war, kann ich nur die enge Kameradschaft meiner Freunde und meiner Männer nennen - tatsächlich mag ich die Mannschaft lieber als die Offiziere, was natürlich bedeutet, daß meine Männer loyaler zu mir stehen und größere Leistungen vollbringen als die Männer der gewöhnlichen Leutnants. Ich möchte, daß Du eines Tages Mike Poole und Tim Underhill und Pumo den Puma kennenlernst, und natürlich den erstaunlichsten von allen, M. O. Dengler, der natürlich auch an dem Zwischenfall an der Ia-Thuc-Höhle beteiligt war. Diese Jungs halten zu mir. Ich habe sogar einen Spitznamen, ›Beans‹. Sie nennen mich ›Beans‹ Beever, und das gefällt mir.
    Das Kriegsgericht hätte mir unmöglich etwas anhaben können, denn alle Tatsachen, und natürlich meine eigenen Männer, sprachen für mich. Außerdem könntest Du Dir vorstellen, daß ich tatsächlich Kinder umbringe? Dies ist Vietnam, und wir töten Menschen, das tun wir hier - Charlies abknallen. Aber wir töten keine Babys und Kinder. Nicht einmal in der Hitze des Gefechts - und bei Ia Thuc war die Hitze besonders groß!
    Nun, damit will ich Dich wissen lassen, daß ich vor dem Kriegsgericht selbstverständlich vollkommen rehabilitiert worden bin. Auch Dengler. Man munkelte sogar inoffiziell davon, daß wir Orden bekommen sollten, aufgrund der besonderen Leistungen, die wir in den zurückliegenden sechs Wochen gezeigt haben - einschließlich dieser außerordentlichen Geschichte im Time Magazine. Bevor die Leute

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