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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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von einem Bein aufs andere, während er darauf wartete, daß eine Frau herauskam und durch die Eingangstür ging. Sie war so rissig wie seine, und die Farbe blätterte ab, und ein zerbrochenes Hoflicht hing wie trunken darüber. Harry hatte die Reihe verbeulter Briefkästen entlang der Ziegelsteinwand neben der Tür überprüft, ob er den Namen seines Vaters fand, aber keiner trug überhaupt eine Aufschrift. Big John hatte den Namen der Frau nicht gekannt, die Harrys Vater zu sich genommen hatte, aber er sagte, sie war groß und schwarzhaarig und verrückt, und sie hatte zwei Kinder in Pflege gegeben. Vor etwa einer halben Stunde war eine schwarzhaarige Frau aus der Tür herausgekommen, aber Harry war ihr nicht gefolgt, weil sie ihm nicht besonders groß zu sein schien. Nun kamen ihm Zweifel. Was meinte Big John überhaupt mit ›groß‹? So groß wie er selbst war? Und wie konnte man feststellen, ob jemand verrückt war? Zeigte sich das? Vielleicht hätte er dieser Frau folgen sollen. Dieser Gedanke machte ihn noch ängstlicher, und er mußte die Beine zusammenpressen.
    Sein Vater war jetzt in diesem Haus, dachte er. Harry stellte sich seinen Vater vor, wie er auf einem ungemachten Bett lag, den braunen Wintermantel um sich geschlungen, den Hut tief in die Stirn gezogen, und wie Lepke Buchalter an einer Zigarette ziehend und verträumt zum Fenster hinausschauend.
    Dann mußte er so dringend pinkeln, daß er es nicht mehr als ein paar Sekunden lang zurückhalten konnte, und daher ging er über die Straße auf den unbebauten Platz. In der Nähe des hinteren Zauns gaben ihm die hochgeschossenen Gräser einen gewissen Schutz vor der Straße. Er machte hektisch den Hosenladen auf und ließ den gelben Strahl in einen Haufen zerbrochener Ziegel spritzen. Harry sah an dem Haus neben sich hinauf. Es war sehr groß und schien sich ihm zuzuneigen. Die vier Fenster jeder Etage sahen auf ihn herab, leer und vaterlos. Gerade als er den Reißverschluß wieder zumachte, hörte er, wie die Eingangstür ins Schloß fiel.
    Sein Herz klopfte. Harry kauerte sich hinter dem hohen weißen Unkraut nieder. Die Angst, sie könnte in die andere Richtung gehen, in die Altstadt, ließ ihn die Finger ineinander verschlingen und nach hinten biegen. Wenn er etwa fünf Sekunden wartete, überlegte er, konnte er sicher sein, daß sie in Richtung Palmyra Avenue ging, und er konnte den Platz noch rechtzeitig überqueren, um herauszufinden, in welche Richtung sie einbog. Seine Knöchel knackten. Er fühlte sich wie ein Soldat, der sich im Wald versteckte, eine tödliche Waffe.
    Er stellte sich auf Zehenspitzen und schickte sich an, über die Straße zurückzulaufen, denn ein leerer Einkaufswagen, dicht gefolgt von einem wackelnden Bauch mit winzigem Kopf und Basketballschuhen, eine Zigarre wie eine Flagge im Mundwinkel, tauchte vor der Häuserfront auf. Harry duckte sich wieder und sah dem Bauch nach, wie er auf dem Gehweg an ihm vorbeiging. Dann löste sich ein Schatten auf der Straßenseite des dicken Mannes, und dieser Schatten wurde zu einer schwarzhaarigen Frau in langem Kleid, die nun an dem Einkaufswagen vorbeiging. Sie schüttelte das Haar zurück, und Harry konnte sehen, daß sie groß wie eine Königin und ihre Hautfarbe dunkler als Oliv war. Tiefe Falten zerfurchten ihre Wangen. Das mußte die Frau sein, die seinen Vater zu sich genommen hatte. Ihre ausgreifenden Schritte hatten sie bereits am Einkaufswagen des Mannes vorbeigebracht. Harry lief über das Geröll auf dem Platz und folgte ihr auf dem Gehweg.
    Seines Vaters Freundin ging mit hartem, zielstrebigem Gang. Sie trat auf die Straße, um an Gruppen vorbeizukommen, die ihr zu langsam gingen. An der Ecke der Oldtown Road bahnte sie sich einen Weg durch eine Gruppe von Männern in zerlumpter Kleidung, die eine in eine braune Papiertüte verpackte Flasche herumgehen ließen, und wich zwei farbigen Kindern aus, die mit einem Basketball zwischen sich die Straße entlangtrippelten. Sie sputete sich, und Harry mußte sich beeilen, wenn er sie nicht aus den Augen verlieren wollte.
    »Ich wette, Sie glauben mir nicht«, sagte er probeweise, als er an der Gruppe von Pennern an der Ecke vorbeiging. Er beschleunigte seinen Schritt, bis er fast Trott ging. Die beiden schwarzen Kinder mit dem Basketball achteten nicht auf ihn, als er neben ihnen hereilte und dann weiter. Weiter oben am Block ging die große Frau mit dem wippenden schwarzen Haar am Neonschild im Fenster einer Bar vorbei. Ihr Po

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