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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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irgendwohin ohne mich gehen.«
    Bird wollte weitersprechen, aber Gilda legte ihr die Hand auf den Mund. Brachte sie mit zarten, schmalen Lippen zum Schweigen.
    »Bitte, Liebes, gehen wir hinauf. Ich möchte deinen Körper auf mir spüren. Und laß uns unsere Haut vergleichen, wie damals, als wir uns kennenlernten.«
    Wie erwartet lachte Bird. Sie hatten schon immer gern über die Zeit und das Altern ihre Späße gemacht. In diesem Augenblick schimmerte zwar hinter dem Spaß eine tiefere Bedeutung durch, aber Bird dachte nur an das eine - daß ihre leichten Körper sich berühren sollten. Ohne Gilda loszulassen stand sie auf, und - als hielte sie ein Kind in den Armen, stieg sie mit ihr die Treppe hinauf.
    Draußen auf der Veranda beobachtete das Mädchen , wie die Sonne rasch hinter den Bäumen versank. Sie mochte es, wenn Gilda und Bird miteinander lachten, was sie indes nur zu tun schienen, wenn niemand zugegen war. Als es dunkel war, bereitete sie sich in der Küche ihr Abendessen. Gilda und Bird wollten sicher später einen Tee. Sie setzte Wasser auf und suchte in den aus Ton gebrannten Dosen nach aromatischen Kräutern. Wie begierig war sie, noch einmal das Gelächter hören!
    Später holte Bird den Buggy aus dem Schuppen und bat das Mädchen , ihr beim Aufladen der Säcke mit Schmutzwäsche zu helfen. Schweigend ging das Mädchen Bird zur Hand, wobei diese wiederholt zu den Fenstern hinüberschaute.
    »Grüße Minta von mir«, sagte das Mädchen vorsichtig, als die Stille übermächtig schien. »Sag ihr, sie soll nicht ohne mich abreisen.« Da Minta jedermann mit ihren Luftschlössern genervt hatte, hielt das Mädchen dies für einen guten Scherz. Bird ließ abrupt den letzten Wäschesack los und schaute vom Wagen auf das Mädchen hinunter: »Was soll denn das bedeuten?«
    »Ich mach doch nur Spaß. Sie redet und redet, daß sie zu Rachel zieht und ich mitkomme.«
    Schweigend ergriff Bird die Zügel. Das Pferd war unruhig. Das Mädchen fühlte sich genötigt, etwas zu sagen: »Ich geh aber nicht.«
    »Vielleicht möchtest du’s aber. Irgendwann wirst du dein eigenes Leben haben wollen, deine eigene Familie.« In Birds Stimme lag jene dem Mädchen wohlbekannte künstliche Gelassenheit, die sie im Umgang mit betrunkenen Kunden an den Tag legte oder wenn sie sich mit Gilda stritt.
    »Wenn ich eine Familie gründe, dann hier.« Endlich hatte sie sich getraut, es auszusprechen. Schüchtern schaute sie zu Bird und freute sich, als diese lächelte.
    Bird kletterte auf den Kutschbock und sagte mit der ruhigen Stimme einer erfahrenen Verwalterin: »Ich bleibe über Nacht in der Stadt und bin morgen zum Tee wieder zurück. Bei Gefahr brauchst du mich nur zu rufen.« Sie fuhr los.
    Das Mädchen war beunruhigt. Was meinte Bird mit Gefahr? Die Aufforderung, sich keine Sorgen zu machen, ängstigte sie mehr als Mintas warnende Worte.
    Als Bird losfuhr, befand sich Gilda in ihrem Zimmer. Erst später am Abend kam sie herunter. Sie ging im Wohnzimmer auf und ab und setzte sich schließlich auf das Sofa. Das Mädchen hatte es sich in Birds Lieblingssessel bequem gemacht. Ihr dunkles Gesicht war faltenlos, die Stirn breit und eckig unter der Zopffrisur, die das dichte krause Haar bändigte. Gilda war mit Hemd und langen Hosen bekleidet, die in der Taille von einem mit weißen Perlen besetzten, weichen Ledergürtel straff zusammengehalten wurden. Wortlos sagte sie: Weißt du, wie viele Jahre ich schon lebe?
    »Länger als irgendein anderer.«
    Gilda erhob sich, trat zu ihr. »Bird und du, ihr liebt mich gewiß.« Es klang wie eine Frage.
    An Liebe hatte das Mädchen nicht gedacht. Aber jetzt, als das Wort fiel ... Ja, sie liebte sie, alle beide. Bislang war Liebe für sie die Erinnerung an das Gesicht der Mutter gewesen. Sie begann bitterlich zu weinen. Gildas Traurigkeit hatte sie angesteckt, und zum wiederholten Male spürte sie schmerzhaft den Verlust der Mutter.
    »Wir reden, wenn ich zurück bin.« Die Tür schloß sich, Gilda verschwand in der Dunkelheit.
    Das Mädchen wanderte durchs Haus und nahm die Dinge in Augenschein, als sähe sie sie zum ersten Mal: Die ordentlich zusammengelegten Kleider, die duftige Wäsche, die Kommode mit den Reithosen und Flanellhemden, die nach Lavendel und Erde dufteten.
    Sie strich über die Lederrücken der Bücher, die sie so gern lesen wollte; manche waren in fremden Sprachen geschrieben; sie setzte sich auf die Kante von Gildas und Birds gemeinsamem Bett, betrachtete geduldig jeden

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