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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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einmal wäre zu viel. Bird würde den Rest übernehmen.
    Das Mädchen hörte zu. Was wollte man von ihr? Erneut versuchte sie, die Welt, die hinter Gildas Augen lag, zu erkennen. Sie erblickte eine weite offene Fläche ohne alle Zäune und Begrenzungen. Eine staubige Straße. Und unermeßliche grüne Wälder, so fern, daß nicht einmal Gilda sich ihrer zu erinnern vermochte. Das Mädchen spürte eine Aura wortloser Entschlossenheit, als sich der Stamm um sie drängte, wie weiland um Gilda als Kind.
    »Ursprünglich träumte ich davon, die Welt kennenzulernen. Doch der Traum aller Träume besteht darin, eine Welt zu erschaffen, die Menschen kennenlernen und trotzdem noch eine Welt erschaffen zu wollen.«
    »Viel habe ich nicht gesehen, und was ich sah, hat nicht gerade meinen Appetit geweckt.« Dabei dachte das Mädchen fröstelnd an Bernices Reden über die Nachwirkungen des Krieges.
    »Aber was ist mit den Menschen?« Gilda sprach lauter. »Vergiß jene, die dich jagten und verletzten. Was ist mit denen, die dich lieb hatten? Und denen, die du morgen lieben wirst?«
    Der leidenschaftliche Ton erschreckte das Mädchen . Vor ihrem inneren Auge erschienen plötzlich die Hände der Mutter, die ihr die Bettdecke bis zum Kinn hochzogen. Die schwarzen, riesenhaften Fingerknöchel hatte sie nie mit einem Ausdruck der Liebe bedacht. Ihr kam in den Sinn, wie sie zum ersten Mal Birds Stimme gehört hatte, als Bird im unteren Stockwerk das abendliche Amüsement ankündigte. Die Erinnerung an das tiefe Vibrato jagte ihr einen Schauer durch den Körper. Mintas Warnungen waren längst vergessen, aber ihre liebevolle Besorgnis, die im vorgebeugten Oberkörper ihren Ausdruck fand, erfüllte sie mit Freude. Und Bernice, die aufmerksam und behütend ihr Aufwachsen verfolgte; ihre gemeinsamen Abende in der Küche, das Reden über Gott und die Welt - diese Dinge hatten einen Wert für sie. Sie schlug die Augen auf und schaute Gilda an. Liebe auch hier. Doch unendliche Erschöpfung jenseits der Entdeckerlust. In diesen Augen lag keine Zukunft, obwohl Gilda ihr die Zukunft versprechen wollte.
    Das Mädchen tastete sich suchend durch Gildas Gedanken. »Du bietest mir eine Zeit, die keine wirkliche Zeit ist? Eine Zeit, bei der ich am Ende allein bin?«
    »Die Welt hat sich vor meinen Augen auf den unterschiedlichen Bahnen bewegt. Und jedesmal war ich voller Neugier dabei, war jedesmal aufs neue gespannt, was wir aus unserer Welt machen würden. Europa und der Süden hier unterschieden sich kaum. Als ich hierher kam, hatte die Welt ihren Horizont erweitert, und mein Aufbruch in das neue Leben war ebenso angsterregend wie der, der hinter dir liegt. Auch ich war damals noch ein junges Mädchen, zu jung, um mich zu fürchten.
    Jedesmal glaubte ich, daß Krieg und Widerstand Befreiung brächten von den Dämonen, die uns hetzten. Daß Sklaverei und Fanatismus sich durch Gesetze, durch Kampf vertreiben ließen. Und jedesmal habe ich mich geirrt. Jetzt sind meine jugendliche Besorgnis und Anteilnahme verbraucht. Doch wer weiterleben will, muß an die Möglichkeit der Veränderung glauben, das weiß ich. Nur ist mir mein Glaube abhanden gekommen. Wenigstens der Glaube an eine Veränderung für mich selbst.«
    »Aber der Krieg ist wichtig. Um leben zu können, müssen die Menschen frei sein.«
    »Das wird auch geschehen, ohne Zweifel. Aber daß der Mensch Krieg führen muß, um Freiheit zu gewinnen ... habe ich nie verstanden. Nun bin ich es müde, verstehen zu wollen.
    Manche von uns töten Nacht für Nacht. Sie brauchten diesen Rausch, rechtfertigen sie sich, um unsere Art von Leben durchzuhalten. Mörder sind sie, tollwütige Kinder, sie töten ohne Not. Wir, die wir vom Teilen leben, müssen nicht töten. Wir nähren uns vom Leben und nicht vom Tod.«
    Die Frauen schwiegen. Das Mädchen war ratlos. Welche Fragen könnte sie stellen? Ihr war, als lernte sie eine neue Sprache. Blut pulsierte unter Gildas Haut, als sie sie wieder anschaute, und eine unbekannte Erregung erfaßte sie.
    »Der Austausch ist mit Freude verknüpft. Wir entziehen ihnen Leben und geben ihnen dennoch etwas Wichtiges zurück - Vitalität, Träume, Ideen. Ein fairer Tausch in einer Welt voller Betrüger. Ist das Bedürfnis auf beiden Seiten sehr stark, können wir die anderen zu den Unsrigen, zu Gefährten machen. Es ist kein schlechtes Leben.«
    Gildas Stimme hatte plötzlich einen scharfen Klang, aber das Mädchen war fasziniert vom pulsierenden Blut und den funkelnden

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