Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
Vom Netzwerk:
außerdem als heller Typ recht gutaussehend. (Wieder war eine stereotype Vorstellung zusammengebrochen, denn ich hatte geglaubt, alle Griechen und Türken seien dunkel.) Und er war verdammt scharf, wenn es um kleinste Details ging ... scharf genug, sich daran zu schneiden. Zudem informierte er Mark über alles.
    Kaum hatte er seinen Satz beendet, da sprang auch schon die Tür auf. Mark wirkte wie ein unbekümmerter Fünfundzwanzigjähriger mit braungelocktem Haar, dunklen Augen und ohne irgendeine Sorge hinter seiner Stirn. So hatte er schon vor zehn Jahren ausgesehen, als ich ihn kennenlernte. »Carol, bitte komm doch rein. Narses, du kannst die Zylinder leeren.«
    Die gläsernen Biotopzylinder? Sollte er wirklich mit D’drendt konferiert haben, wie Gerüchte besagten? Ich folgte ihm hinein und sah gerade noch, wie die Zylinder sich im Boden versenkten. Zu spät! Was auch immer da drin gewesen sein mochte, jetzt war es verschwunden.
    »Carol, ich bin sicher, es geht dir gut. Nimm Platz!« Er ist der einzige, der mich Carol nennt. Carol Celia Cordray, das bin ich, doch ich wurde Ceece genannt, seit ich zwei Jahre alt war, damals, in den sonnigen Tagen Südkaliforniens. Der einzige Mensch, der mich auch Carol nannte ... Ach, was soll’s, es ist eine Ewigkeit her - in einem sehr umfassenden Sinn dieses Wortes! Und wir dürfen nicht darüber reden, wie es war, bevor wir rekrutiert wurden.
    Mark lächelte mich höflich an. »Ich hoffe, es ist deutlich geworden, daß die Beachtung der Vorschriften bei deinen Einsätzen auch für dich gilt. Bequemlichkeit für die Mannschaft ist ja schön und gut, aber sie darf nicht mit den Interessen der D’drendt kollidieren. Kann ich davon ausgehen, daß ich dich nicht an Byzanz erinnern muß?«
    Tonlos antwortete ich: »Ich denke, das kannst du.«
    »Ausgezeichnet. Melde dich nach unserem Gespräch beim Arzt. Er kann die Behandlung abbrechen.« Dann reichte er mir eine Akte. »Ich habe hier eine etwas ungewöhnliche Sache, aber ich glaube, du wirst damit fertig werden. Geh zurückhaltend damit um; ich möchte nicht, daß irgend jemand außer dir und deiner Mannschaft davon erfährt.«
    Ich blätterte die Akte durch. Sie enthielt die üblichen Lebensdaten und ein Foto von einem jungen Mann, der nach der Mode um 1955 gekleidet war. Das erkannte ich sofort, war es doch in etwa meine eigene Herkunftszeit. Weitere Fotos waren beigefügt, die ihn in verschiedenen Lebensaltern zeigten, und auch ein medizinisches Gutachten. Doch keines der Fotos zeigte ihn älter als das erste. »Brian Cornwall«, informierte mich Mark, »Achtundzwanzig Jahre alt, Ortszeit 1957; geboren in Montpellier, Vermont, im Juli 1929.«
    »Der Name kommt mir bekannt vor.«
    »Er war als Künstler relativ bekannt. Zwar wohl erst posthum, aber du könntest von ihm gehört haben. Das war doch ungefähr dein Zeitrahmen, nicht wahr?«
    Ich rechnete kurz im Kopf nach. Ja, zu dieser Ortszeit muße ich etwa fünf Jahre alt gewesen sein. Hätte jemand anders diese Frage gestellt, wäre er fuchsteufelswild geworden. Stürmer fragen nicht nach solchen Dingen. Und Mark war schließlich derjenige, der mich rekrutiert hatte. Ich konnte also kaum davon ausgehen, daß er es nicht wußte.
    »Ja, ungefähr. Ich könnte auf dem College von ihm gehört haben. Aber meine Erinnerung an diese Zeit ist ziemlich trüb.«
    »Ist ja auch nicht so wichtig. Auch Brian Cornwall ist es eigentlich nicht. Hast du die Daten überflogen? Hohe Intelligenz, introvertiert, geringe Selbstachtung ... ein Persönlichkeitsmuster, das man in der bildhaften Sprache der damaligen Zeit als potentiell schizophren bezeichnet hätte.«
    »Das könnten wir heute heilen.«
    »Könnten wir. Wir sind jedoch nicht daran interessiert, es zu heilen, sondern es auf die Spitze zu treiben. Beachte, wie plötzlich sein Leben endet. Er kam bei einem Feuer an seinem Arbeitsplatz um.«
    »Werden wir also Brian Cornwall rekrutieren?« Alles paßte zusammen: eine hohe Begabung, gepaart mit dem ständigen Gefühl des Scheiterns; ein Leben, das man leicht herausholen konnte, ohne das Muster zu stören. - Wie es bei mir und allen anderen gewesen war.
    »Nein. Wir sind nicht an Brian Cornwall interessiert. Uns interessiert das da.«
    Diesmal war es kein Papierfoto, sondern eine dreidimensionale Repro: eine Skulptur aus irgendeinem weichen, schimmernden Stein. Erst hielt ich sie für abstrakt. Als meine Augen aber den fließenden Linien folgten, erkannte ich einen Hals, ein Auge ...

Weitere Kostenlose Bücher