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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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Während er redete, spritzte er mir den Inhalt der ersten Ampulle in die Vene.
    »Das sagst du immer wieder, mein Freund. Aber im Dienstleistungszweig kriegt man keine Verdienstpunkte. - Da müßte ich ja noch fünfhundert Jahre leben, um die Bürgerschaft zu erwerben.«
    »Was bedeutet es schon, zu den Bürgern zu gehören. Ich liebe mein Leben, so wie es ist. Ich habe Freunde, meinen Status, eine Wohnung, die ich mir damals in Napoli nie erträumt hätte. Und die Bürger fliegen auf uns, als wären wir Filmstars.«
    »Aber nur, weil sie zu dumm sind, es besser zu wissen.« Es mußte wohl daran liegen, daß ich jetzt langsam von dem emotionalen Trip herunterkam; jedenfalls merkte ich, daß ich mehr redete, als ich sollte, selbst Angelo gegenüber. »Angy, ganz am Anfang, als ich in die Hallen kam, hielt ich die Bürger für Olympier. Weißt du, was ich jetzt denke? Sie sind der letzte Dreck. Sie sind der Abschaum, der übrig geblieben ist, als die wirklichen Menschen sich verzogen.«
    »Ach! Wohin gingen die denn?« Er arbeitete ganz ruhig und konzentriert weiter. Der Inhalt einer zweiten Ampulle fand, ohne zu schmerzen, seinen Weg in meine Adern.
    »Wo gehen die Stürmer hin, wenn sie die Bürgschaft endlich gekauft haben? Raus, sich das Universum anzusehen. Das werde auch ich eines Tages tun, wenn ich das hier überlebe. Ich möchte sehen, wo unsere Art abgeblieben ist. Ich möchte wissen, ob es überall D’drendt gibt. Ich möchte unsere Ahnen finden, um sie zu fragen, ob die D’drendt wirklich den Krieg gewonnen haben.«
    Angelo schaute ziemlich besorgt drein. Vermutlich wurden wir abgehört. Spekulation aber war kein Verbrechen, das heißt, jeder trieb sie - ungefähr wie Marihuanarauchen zu meiner Herkunftszeit. »Liebes, du müßtest doch wissen, wer den Krieg gewonnen hat. Du hast doch Zugang - du brauchst nur durch deine Zeitwellen zu schauen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die fraglichen Jahre hält man uns verschlossen. Angeblich schlechtes Wetter. Über dem ganzen Planeten, frage ich mich. Und noch was ...«
    Jetzt schaute er wirklich beunruhigt drein. Ich wußte, daß ich ihn nicht provozieren sollte, also begann ich zu lachen und entschärfte meine Zunge. »Angelo, zieh die Brauen nicht so streng zusammen! Es gibt absolut gute, orthodoxe, von der Regierung beschlossene Gründe, jene Jahre unzugänglich zu halten. Ist auch gut so, sonst geriete ich noch in Versuchung, mir meinen zweiten Wunschtraum zu erfüllen.«
    »Und der wäre?« fragte er wie auf Abruf. - Dies ist einer der Gründe, warum ich Angelo so mag: Neugier und Zurückhaltung waren in ihm vereint - beide in gleich starker Dosis.
    »Ich möchte ausbrechen - mit meinen Fingern im Brei herumrühren - schauen, ob die Ereignisse beeinflußt werden können.«
    »Das können sie nicht.«
    »Verdammt noch mal, mein Herz, spuck nicht einfach wieder aus, was sie uns in der Schule beibrachten! Wer sagt, daß das nicht möglich sei, außer einer Handvoll Leute, die ein handfestes Interesse daran haben, dafür zu sorgen, daß es nicht möglich ist? Ich bin es leid, mich mit dem Status quo zufrieden zu geben. Ich bin es leid, Traumbilder durch die Zeitgrenze zu holographieren und in umgekehrter Richtung Beweisstücke herüberzubringen für das, was die Regierung uns gerade vormachen will.«
    »Mir ist bislang noch nie zu Ohren gekommen, daß Marks Aufträge so langweilig sein sollen.«
    Ich überhörte ihn. »Ich will hier entweder ganz raus, oder selbst über meine Arbeit bestimmen. Ich will ...«
    »Was du so alles willst, ist ganz schön gefährlich«, sagte er streng.
    »Keine Angst, mein Freund. Im Grunde bin ich ja ein Feigling. Was ich mir so vorstelle, hat nichts mit dem zu tun, wie ich tatsächlich handeln würde, selbst wenn ich die Möglichkeit hätte. Vergiß nicht, daß ich gerade die Strafmaßnahme hinter mir habe! Ich werde ein braves Mädchen sein.«
    Das meinte ich ernst. Und das bedeutete auch, daß ich gegenüber Angelo nichts von dem andeuten würde, was mir durch den Kopf ging, während ich die Berge und Täler meiner Emotionen auf diesem Trip durchjagte. So etwa: Was steckte dahinter, wenn einige meiner Aufträge »nicht für die Öffentlichkeit bestimmt« waren? Die Entfernung von Gegenständen aus der Vergangenheit konnte ich noch verstehen. »Bergung« war ein allgemein anerkannter Teil unserer Funktion. Doch etliche Male war ich angewiesen worden, Dinge dort zurückzulassen, und einmal sogar, eine technische Anlage zu

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