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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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gehen die Anweisungen durch.«
    Sie lächelte erleichtert. Wir schlugen die Akte auf und studierten Brian Cornwalls Leben.
    Er war ein in sich gekehrtes Kind gewesen, hatte nur wenige Spielkameraden gehabt. Er wuchs auf der Farm seines Vaters in Vermont auf, lebte dort mit dem Vater und zwei älteren Schwestern. Sein Vater mußte ein begüterter Gutsbesitzer gewesen sein; denn er war selbst ein erfolgreicher Künstler. Die Akte enthielt die Kopie einer Tuschezeichnung, die Brian als Neunjähriger gefertigt hatte. Eine bemerkenswerte Arbeit. Sie stellte einen Ritter der Artusrunde dar, der durch einen Wald ritt, und hinter einem Baum schaute ein mit einem Bogen bewaffneter Mann hervor. Absolut professionell, fesselnd geradezu ... von skrupelloser Schönheit. Es war unvorstellbar, daß ein Kind von neun Jahren dies gezeichnet haben sollte. »Mein Gott, Ban!« Ich reichte ihr die Zeichnung hinüber.
    Erst nach einigen Minuten schaute sie wieder auf. »Neun Jahre alt ...!«
    »Ich weiß, ich weiß.« Ich las weiter. Er und seine Schwestern verbrachten viel Zeit in der Bibliothek des Vaters, in der Sir Walter Scott, Tennyson, der Morte D’Arthur und ähnliche Literatur stark vertreten waren. Für ein Kind des Zwanzigsten Jahrhunderts begriff er erst spät, daß Märchen nicht die Wirklichkeit erzählten. Doch woher stammte sein Wahn, ein Versager zu sein? Bei einem Jungen, der so etwas zuwege brachte ... Ach, da kam es. Sein Vater, ein kluger Mann, der seine Kinder sehr förderte, ihn zu Hause unterrichtete und später nach Yale schickte, hatte nie mit ihm über seine Kunst gesprochen. Aus Eifersucht vielleicht? Aufgrund des irrigen Strebens, seinen Sohn in seinen Talenten nicht zu beeinflussen? Wir würden es nie erfahren. Brian aber hatte dies als Schmähung und Mangel an Fähigkeit interpretiert.
    »Psych hat viel Zeit in seine Beobachtung investiert. Das muß Mark eine schöne Stange gekostet haben«, bemerkte ich.
    »Er wird die Rechnung an die D’drendt weitergeleitet haben«, sagte Banny verdutzt.
    Nicht wenn er dieses Geschäft unter der Hand macht, inoffiziell, dachte ich. Manchmal wunderte ich mich über meine Mitarbeiter. Waren sie nur diskret, oder einfach schwer von Begriff? Und Banny ... Nein, sie waren alle ganz gewitzt, vermutlich also diskret. Vermutlich waren sie sich völlig über Marks kleine Seitensprünge im klaren, aber zu sehr an ihrer Selbsterhaltung interessiert, als daß sie eine Silbe darüber verlieren würden.
    Ich legte die Akte beiseite. »Wo also setzen wir an? Wie bekommen wir ihn dazu, zu kooperieren?«
    Banny schien verlegen. »Wir haben einfach blind die Order befolgt. Wir wußten nicht, warum und wieso gerade ...«
    »Ach?« Ich sah ihr fest in die Augen.
    »Wir haben ihm eine Holo gesendet. Ich nehme an, daß Psych sie kreiert hat. Es war eine von diesen altertümlichen Erscheinungen. - Wir starteten sie, während er schlief, und weckten ihn, während die Holo ablief ...«
    »Ich will sie sehen.« Es war nicht Bannys Art, so um den Brei herumzureden.
    Sie spielte sie für mich ab. Zuerst zeigte sich ein warmer Glanz, dann war Brians Name zu hören, an der Grenze der Wahrnehmbarkeit. Eine archetypische Gestalt erschien im Zentrum des Lichtscheins, eine Art Göttin oder Madonna, in strahlender Schönheit. Ich konnte die Assoziation zu den Welten seiner Kindheit gut nachvollziehen: Maria, Guinevere, die Feenkönigin. Dieses ganze Ding war dermaßen mit einer Aura von Süßigkeit und Unschuld umgeben, daß es weh tat. Als die Holo verblaßte, raufte ich mir fast die Haare - in schierer Wut.
    Mark hatte ihr mein Gesicht gegeben.

    Schweigend half ich der Mannschaft, meine Aktion vorzubereiten, und sie vermieden es, mich anzusprechen. Sie fühlten sich offensichtlich unwohl damit, daß sie das da ohne mich in die Wege geleitet hatten. Aber ganz wie Banny gesagt hatte, sie folgten ja nur der Order. Stürmer hatten keine andere Wahl. »Wie ist die Frequenz?«, fragte ich Banny endlich.
    »Fast parallel«, antwortete sie. »Jetzt genau liegen sie um 0,7 schneller als wir, synchron genug zur Beobachtung, aber nicht, um Materie hinüberzuschaffen oder zu empfangen.«
    »Na, das gilt ja nicht für Holos«, entfuhr es mir, und ich bedauerte es sofort. Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Ich vergaß zu sagen, daß du deine Sache gut gemacht hast während meiner Abwesenheit. Danke.«
    »Gern geschehen.« Sie schnallte mich auf meinem Stuhl fest. »Du hast uns gefehlt, weiß du.« Sie eilte

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