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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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leicht zu habende Opfer. Sie fielen wie reife Äpfel vom Baum. Welcher Art waren auch die Rekruten? Sie nehmen nicht einfach nur Leute, die »fällig« sind - dazu bestimmt, zu sterben oder zu verschwinden. Auch nicht einfach solche, die intelligent und anpassungsfähig sind, und über ein Naturtalent für Sturmaktionen verfügen. Sie wählen Leute, die sich in ihrem Leben dermaßen verrannt haben, daß sie absolut devot jedem nachlaufen würden, der eine klare Linie zu versprechen schien. Neue Rekruten sind auf eine erbärmliche Weise kooperativ. So war auch ich gewesen.
    »Entschuldigt«, meldete ich mich laut. Der Rekrut sah mich ärgerlich an, offensichtlich verstört, weil ich Dervans Musik unterbrochen hatte. »Hey, Dervan, schön, dich zu sehen! Vielleicht hast du davon gehört, daß ich eine Zeitlang draußen war - in einer Strafmaßnahme ...«
    »Ich hörte davon.« Er sprach ganz ruhig, ohne das gewisse Etwas in der Stimme, das er bei dem Rekruten anwendete. Doch auch so war es ein Genuß, ihn sprechen zu hören.
    Ich suchte krampfhaft nach Worten, die ihn von dem Rekruten ablenken würden. Ich weiß nicht, warum sich in mir der Drang regte, den barmherzigen Samariter zu spielen; es kam einfach über mich. »Wirst du auch heute abend zu der Party in der Nordhalle gehen? Ich bin gerade auf dem Weg dorthin.«
    »Möglicherweise. Ich habe mich noch nicht entschieden. Vielleicht mag Paul mich begleiten ...?« Paul schaute begierig drein, wie ein Hündchen, dem man das Gassigehen verspricht.
    »Er müßte eine Erlaubnis bei den Lehrern einholen, und du weißt, wie ungern sie die geben.« Glotz mich nicht so an, du Idiot, dachte ich an den Rekruten gerichtet. Du solltest froh sein, wenn sie dich bis zum Ende des Trainings einsperren würden. Wie hatte ich das bloß alles bis zum Examen überlebt? Es muß zum größten Teil Glück gewesen sein.
    »Ach was, wir können einfach zu der Party gehen und ihn nachträglich entschuldigen. Du weißt doch, daß ich einigen Einfluß auf die Lehrer habe.«
    Ich sah ihn mit festem Blick an. »Das halte ich wirklich nicht für eine gute Idee, Dervan.«
    Er musterte mich fragend ... Oh mein Gott, dieses unglaubliche Gesicht! »Vielleicht hast du recht. Jemand anders könnte die Lehrer informieren, bevor ich Gelegenheit hatte, mit ihnen zu reden. Tut mir leid, Paul, wir holen es ein andermal nach.«
    Der kleine Dummkopf war dem Weinen nahe. Ich sagte schnell: »Geh doch schon vor. Wir sehen uns dann auf der Party. Ich möchte gern ein paar Minuten mit Paul reden.«
    Dervan grinste. »Wenn du unbedingt Zeit verschwenden willst, nur zu.« Er ging den Tunnel hinunter und verschwand, während Paul und ich für einen Moment einander musterten, sozusagen als kleine Gnadenfrist.
    Dann fuhr Paul mich wütend an: »Was glaubst du eigentlich, was du tust. Ich kenne dich ja nicht einmal ...«
    »Halt den Mund«, sagte ich ganz im Tonfall des Captains einer Stürmercrew, und das bin ich ja auch. Ganz überrascht, schwieg er tatsächlich. »Warum denkst du nicht einen Augenblick darüber nach und sagst mir, was ich getan habe?«
    »Du ... wir wären zu dieser Party gegangen, weißt du ...«
    »Zu welcher Party? Wo?«
    Er versuchte, sich zu erinnern. Die Party hatte ihn gar nicht beeindruckt. Das war es nicht, worüber er verärgert war. Er hatte das Gefühl, eben etwas unheimlich Wichtiges und Schönes erlebt zu haben. Und ich war dazwischen gefahren.
    Zu seinem Glück! Ich versuchte, ihn über ein paar nackte Tatsachen des Lebens aufzuklären, angefangen damit, daß auch hier, in der fernen, fernen Zukunft nicht alles Gold war, was glänzte.
    »Ich weiß, daß es nicht leicht ist«, sagte er mißmutig. »Die Lehrer haben uns darauf aufmerksam gemacht, daß wir unseren Lebensunterhalt verdienen müssen, und zwar hart.«
    »Wie nett von ihnen! Aber sie haben keine Zeit, euch vor jedem Löwen zu warnen, der euch im Dschungel auflauert. Sie arbeiten nach Vorschrift. Sie lassen euch Naseweise ungeschützt herumstrolchen, und wenn die Hälfte von euch bis zum Examen durchkommt, geben sie eine Party und schenken Champagner aus.«
    »Du kommst aus dem Zwanzigsten Jahrhundert, nicht wahr?« warf er plötzlich ein. »Ich auch.«
    »Du Glückspilz.« Das meinte ich nicht ironisch. »Dann hast du gute Aussichten, in ein Spitzenteam zu kommen, wenn du das Examen schaffst. Ein guter Sektionschef legt sich mächtig ins Zeug für Rekruten aus dem Zwanzigsten, Einundzwanzigsten Jahrhundert.«
    Paul runzelte

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