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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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ich könnte es dir sagen, wünschte, du wärest hier und wir könnten so miteinander reden, wie ich es mir immer vorstelle. Eines Tages vielleicht wird es sich erfüllen. Jetzt aber, jetzt kann ich dir nur verraten, daß ich in großer Gefahr bin ...

    Ich war sehr froh darüber, daß die Party und Angelo mich die Holos und Brian Cornwall vergessen lassen würden. Ich ließ mich im Badezimmer von den entsprechenden Vorrichtungen einölen, pudern und schminken. Im Parkviertel der Nordhalle war augenblicklich Sommerklima. Wir würden also vermutlich die übliche Sommerkleidung der Bürger tragen - kaum mehr als einen Lendenschurz, einen BH für die Frauen, die glaubten, eines solchen zu bedürfen, und haufenweise Schmuck. Als aber Angelos Ankunft durchgesagt wurde, war ich enttäuscht, ihn in Frack und Zylinder zu sehen.
    »Oh, Angelo, sag mir bloß nicht, daß sie immer noch auf dem historischen Trip sind.«
    Er zuckte humorvoll, lässig mit den Schultern, als wolle er sagen »kann ich doch nichts für«. »Lady Mary gibt die Party, und sie ist halt ein bißchen begriffsstutzig.«
    Fast ein ganzes Jahr lang hatte man nun schon für die gesellschaftlichen Anlässe der Bürger historische Leitmotive gewählt. Es war eine Äußerungsform ihrer allgemeinen Neigung, sich Zeitstürmern aufzudrängen und anzubiedern. Wir fanden das Ganze ermüdend, um nicht zu sagen peinlich, wenn sich historische Ungenauigkeiten einschlichen. Und das geschah jedesmal.
    »Und welche Periode ist diesmal an der Reihe?« Ich war fast versucht, nicht hinzugehen. Aber das würde bedeuten, zu Hause zu sitzen und zu grübeln ...
    »England, Neunzehntes Jahrhundert.«
    »Dann liegst du wohl ein bißchen daneben. Das da sieht mehr nach 1920 oder den Dreißiger Jahren aus.«
    »Das werden nur wenige von den Stürmern bemerken. Zieh dich an, Schätzchen - ich habe einen Mordshunger. Tonnen von Fressalien warten auf uns, und ich werde es nicht zulassen, daß du deine Meinung änderst.«
    Ich schnitt eine Grimasse und ging, mich fertig zu machen. Die Hausgarderobière suchte für mich ein Kleid aus, das angeblich im Stil von 1898 geschnitten war. Ich nahm es, verzichtete aber auf das Korsett. Was Frauen sich an Folterqualen gefallen ließen! Aber vielleicht nahm ich die Dinge, die geeignet waren, auf einen potentiellen Liebhaber attraktiv zu wirken, zu wenig ernst.
    Das Parkviertel in der Nordhalle war an diesem Abend voll von Leuten. Man hatte Laternen und Fackeln angezündet, und es wehte eine milde Brise. Sie raschelte durch die Gewänder der Damen und ließ die Tischtücher sanft aufwogen. Inmitten des Parks hielt Lady Mary Empfang. Sie hatte einen Springbrunnen mit einer Gruppe von Statuen in seiner Mitte und einem Schwarm von Fischen anlegen lassen, die eine allzu dunkle Flüssigkeit ausspuckten, als daß es Wasser sein konnte. Ich kostete sie; es war Coca Cola. (Was ich u. a. den D’drendt verüble: daß sie eine Abneigung gegen Alkohol haben. Es ist zwar nicht verboten, aber niemand begeht die Taktlosigkeit, ihn öffentlich anzubieten.)
    »Ceece! Ich freue mich sehr, daß du gekommen bist!« Lady Mary legte großen Wert darauf, jeden angesehenen Stürmer namentlich zu kennen. »Du bist ja seit einer Ewigkeit nicht mehr auf einer Party gewesen.« Sie hielt einen Moment inne, wohl in dem Gefühl, etwas zu deutlich auf meine Strafmaßnahme angespielt zu haben. Doch dann lächelte sie wieder. »Nun, jedenfalls bist du hier. Hast du schon aus dem Springbrunnen gekostet?«
    »Ja. Hübsche Idee.« Es fällt mir schwer, die Begeisterung der Bürger für Coca Cola zu teilen.
    »Oh, Angelo, es ist ja so lange her!« Sie ergriff seine Hand und lächelte ihn vielsagend an. Kein Zweifel: auch eine von Angelos Verflossenen. Lady Mary war sehr hübsch und sah wie eine Neunzehnjährige aus. Aber das taten fast alle Bürgerinnen, die mir je begegnet waren, die etwas exzentrischen ausgenommen. Ich bemühte mich aufrichtig, sie nicht zu verachten. Aber ich fragte mich, warum sie hier in der Erdumlaufbahn blieben, während ihnen das ganze Universum offen stand ... Verdammt! Und mir nicht. Noch nicht.
    »Sollten wir uns nicht unter die Leute mischen?« fragte ich und versuchte, höflich zu klingen.
    »Unbedingt. Nicht daß ihr beide mir nur mit anderen Stürmern zusammensteckt! Geht umher, redet mit den Leuten. Das wird viel interessanter sein. Und später gibt es auch eine Überraschung.«
    Sie zwinkerte mit den Augen - Ehrenwort! - und tätschelte Angelos Hand,

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