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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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Ihren Helm ab!«
    Sein Vater pflegte ihn im gleichen Tonfall zu belehren, fordernd, befehlend ... und gleichzeitig herablassend. Verächtlich. Daddy weiß es besser. Hör gut zu, Junge. Ich weiß, wovon ich rede! Tu du nur, was ich dir sage!
    »Hören Sie mich! Nehmen Sie nicht den Helm ab! Unter gar keinen Umständen. Das ist ein Befehl!«
    Thomas nickte, ehe es ihm bewußt wurde. Da war er wieder, der liebe Junge Tommy, wie er wieder kleine Brötchen backte, Befehle entgegennahm und das tat, was man von ihm verlangte. Man wollte ihn wieder übergehen. Und für was?
    Irgend etwas flog in der Ferne vorbei und hielt auf die Berge zu.
    Es schien etwa die Größe eines großen Vogels zu haben, glich jedoch einer Libelle. Es hatte sechs lange, hauchdünne Hautflügel, mit welchen es in einer komplizierten Kreisbewegung schlug, als rudere es durch die Luft.
    »Steigen Sie in die Fähre, Thomas, und schließen Sie die Luke!«
    Niemals hatte ich irgendwelchen Spaß. Immer mußte ich doppelt so gut sein wie sie, mußte jedem zeigen, was in mir steckte ...
    »Das ist ein Befehl, Thomas!«
    Du mußt dafür sorgen, daß diese Bastarde vor dir Respekt haben, du mußt dir deren Achtung verdienen. Sein Vater hatte das millionenmal gesagt. Und wie wenig Zeit hatte er gebraucht, um zu scheitern und zu sterben, nachdem er aufgehört hatte, zu kämpfen, nachdem er endlich begriffen hatte, daß man nicht erringen kann, was die Leute einem nicht geben wollen.
    Eine rot-gelbe Eidechse huschte über seinen Stiefel so schnell und sacht wie ein Kitzeln. Sie hatte sechs Beine.
    Er begann, nacheinander die Verschlüsse seines Helms zu öffnen.
    »Nein! Hören Sie auf mich! Wenn Sie den Helm abnehmen, werden Sie sterben! Tun Sie es nicht! Um Gottes willen, tun Sie’s nicht!«
    Der letzte Verschluß. Er klemmte, aber er zog entschlossen daran.
    »Sie bringen sich um! Lassen Sie es! Bitte, lassen Sie es! Du gottverdammter, dämlicher Nigger! Lass -«
    Thomas lächelte und fühlte sich seltsamerweise in diesem Moment dem Commander näher als jemals zuvor. »Zu spät«, sagte er fröhlich.
    Thomas verschob seinen Helm um eine Vierteldrehung und nahm ihn ab.

    Als das dritte rote Licht zu blinken begann, sackte Commander Redenbaugh über seinem Steuerpult zusammen und weinte. Er weinte offen und laut, denn sie waren gute Männer gewesen, und er hatte keinen vor dem Tod bewahren können, nicht einmal Thomas, den besten und standhaftesten der Crew. Er hatte es nicht geschafft, auch nur einen einzigen von ihnen zu retten.
    Schließlich sammelte er sich wieder. Er zwang sich, wieder auf den Monitorschirm zu blicken, welcher drei in Raumanzüge gehüllte Körper zeigte, die leblos im rostroten Sand lagen.
    Er faltete die Hände, neigte den Kopf und betete für die Seelen seiner toten Gefährten. Dann schaltete er den Monitor ab.
    Es war nun an der Zeit, Pläne zu machen. Da die Plowshare auf ihrer Rückreise eine weitaus leichtere Last zu befördern hatte, als errechnet worden war, hätte er genug zusätzlichen Treibstoff zur Verfügung, um etwas früher zu starten, wenn er es wollte, und er wollte es wirklich. Er gab Befehlsfolgen in den Computer ein und lachte bitter über die Ironie der Stunde. Gestern hatte er noch bedauert, daß sie nur noch so wenig Zeit im Mars-Orbit zur Verfügung hatten. Und jetzt hatte er es plötzlich eilig, nach Hause zurückzukehren ... doch ganz gleich, welche Abkürzungen er sich auch errechnete, er würde immer noch einige lange Monate unterwegs sein - und am Ende erwartete ihn wahrscheinlich ein Prozeß vor dem Militärgericht.
    Für einen kurzen Moment trübte sich sogar der Geist des Commanders im Angesicht des beschwerlichen Rückfluges. Doch er bekam sich wieder unter Kontrolle. Es würde eine schwierige und unangenehme Reise, das war schon richtig, doch ein pflichtbewußter Mann würde stets das bewältigen, was erledigt werden mußte.
    Auch wenn er allein auf sich gestellt war.

    Als der Plasmaantrieb der Plowshare gezündet wurde, schuf er am Marshimmel einen bei Tageslicht sichtbaren Stern. Er glich einer Sternschnuppe, die in entgegengesetzter Richtung flog, indem sie als greller Blitz begann und mit zunehmender Entfernung immer blasser wurde.
    Thomas sah den Stern verschwinden. Er stützte sich auf seinen primitiven Speer - Flammenbaumholz mit einer feuergehärteten Spitze - und sah Johnboy dabei zu, wie er den toten Hyänenleoparden häutete und ausnahm, als er zufällig hochblickte. »Sieh mal«, sagte

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