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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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goldenes O aus Feuer war, drei wirbelnde Sonnen in einem mitternächtlichen Firmament.
    (Ich erinnere mich, daß ich irgendwie unberührt dachte: Wir sind verhext worden. Und was jetzt? Aber mein Gleichmut war auf seine Art auch selbst verdächtig. Auf jeden Fall erlahmte mein Denken danach.)
    Da war der Geruch von Löwen oder eines Landes, in dem sie lebten. Man frage mich nicht, woher ich das wußte, ich habe sie nie gerochen, gesehen und auch nicht eine solche Gegend. Und dort vor uns ragte eine schräge Mauer aus Ziegeln auf, zugleich viel größer, als ich sie sah, und kleiner, als sie war. Sie schien sich jedoch in den Himmel zu lehnen. Die Frau hob die Arme. Jetzt hatte es den Anschein, als sei sie völlig in Gold getaucht, und einer der großen Sterne schien sengend auf ihrer Stirn zu brennen.
    Mit dem Löwen-Wind begannen Gestalten zu kommen und zu gehen. Falls ich wußte, was sie waren, so habe ich es später vergessen. Vielleicht waren es Tiere, gleich den Häuten im Zelt, wenngleich einige von ihnen Flügel hatten.
    Sie sprach zu ihnen. Es war nicht mehr Griechisch. Es war die Sprache der Khemia, vermutlich, oder wir sollten das glauben. Eine fließende Zunge, eine Ostlerzunge, ohne Zweifel.
    Dann kamen andere Visionen. Die gerippten Stengel von Blumen, so dick, daß zehn Männer sie nicht hätten umfassen können; ihre breiten Blätter erstreckten sich in den Äther. Ein Regenbogen aus Dunst, der sich über sie spannte und die Erde mit beiden Enden berührte. Und andere Wunder, von denen viele an die Abbilder der Götter erinnerten, die ich gesehen hatte, aber sie wandelten einher.
    Die Nacht begann sich langsam um uns zu schließen; sie wurde enger und senkte sich herab. Über uns flammten noch immer die Sterne, und die goldenen Räder wirbelten, aber ein gewisses Gefühl des Umschlossenseins hatte sich wieder eingestellt. Was die geneigte Ziegelmauer anging, so hatte sie sich zu einer Art Ofen zusammengedrängt, und in diesen legte die Frau mit größter Vorsicht - man glaubt es kaum - lange Ähren aus Korn, alle braun, trocken und verdorrt, durch irgendeinen Pesthauch zu Stroh gebleicht.
    Dann hörte ich sie wispern. Ich konnte nicht erkennen, was.
    Hinter ihr, wie verschwommene Schatten, sah ich andere Frauen, die webten oder sich am Mühlstein plackten, und eine, die eine Rassel schüttelte, an der goldene Ringe klingelten. Dann wurde diese Vision verfinstert. Irgend etwas stand dort, zwischen der Nacht und der Hexe aus dem Osten. So hoch wie das Zeltdach oder hoch wie das Firmament, vogelköpfig vielleicht, mit zwei Sternen anstelle der Augen. Als ich dies sah, diese elementare Erscheinung, gefror mir das Blut in den Adern, und ich hätte laut aufschreien mögen. Es war keine gewöhnliche Furcht, sondern höchstes Entsetzen, so wie ich es durch die schlimmste Wirklichkeit nie erfahren hatte, obgleich heimtückische Alpträume es manchmal hervorrufen.
    Dann fuhr ein Blitzschlag durch die Nacht. Als er vorüberzuckte, waren wir umgeben vom Zelt, von der gewaltigen Nacht des Zeltes, und der Ziegelofen brannte vor uns, mit einem dünnrauchigen, scharfen Dunst, der aus der Öffnung an seiner Kuppe stieg.
    »Süß ist die Wahrheit«, sagte die Hexe mit wilder und leidenschaftlicher Stimme, voller Musik, wie das Klingen der goldenen Ringe an der Rassel. »O Herr des Wortes. Das Wort ist, und das Wort bringt alle Dinge zum Sein.«
    Dann brach der Ofen krachend in zwei Stücke - er fiel einfach auseinander -, und dort auf einer Masse rotglühender Holzkohle, die gerade, als ich auf sie blickte, zu Schlacke wurde, lag eine Garbe aus goldenem Korn. Goldenes Korn, Schmiedearbeit. Sie war rein und fehllos und klang wie eine Glocke, als ich schließlich zu ihr hinüberging, daraufschlug und sie fortschleuderte.
    Das Zelt hatte sich eindeutig überall um uns herum wieder beruhigt und normalisiert. Es war da. Ich fühlte mich dumm und mir war schlecht, aber ich war in meinem Körper und hatte meine Orientierung wiedergewonnen, das Schwertheft fest in meiner Hand, wenngleich es sich seltsam heiß anfühlte, und meine Stirn brannte, schweißlos, als sei ich gleichfalls in einem Feuer geläutert worden. Ich hatte die Goldgarbe hochgenommen gehabt, ohne die Frau irgend etwas zu fragen. Sie hielt mich nicht zurück, auch nicht, als ich sie fortschleuderte.
    Als ich davon aufblickte, kniete sie bei dem Vorhang, dort wo der Hund jetzt nicht mehr war. Die Augen hinter ihrem Schleier waren gesenkt. Ich bemerkte, daß der

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