anderbookz Short Story Compilation
sich einen Augenblick lang vor Erleichterung, als er mir genau die Lage der Waldhütte beschrieb, in der ich vergangene Nacht mein Pferd angebunden hatte. Während ich mich umwandte und losrannte, rief ich: »Dort ist keine alte Frau. Nur eine Ruine.«
Wir hatten beide bei den Winterrennen gewonnen, er und ich. Wir brauchten nicht lange, um die Stelle zu erreichen. Ein Gott, so dachte ich, mußte mich vorher dorthin geführt haben, damit ich wußte, wie die Gegend beschaffen war. Die Bäume standen dich an dicht, wie wildes Gras, dazwischen eingezwängt die Waldhütte, und ein unkrautüberwuchertes Vorfeld um die Tür, wo einst das Geflügel des Haushaltes gepickt hatte. Dort würde auch der Mond hineingelangen, aber kaum irgendwo anders. Man konnte sich im Schutz des Waldes und der Nacht unbemerkt nähern. Außerdem hatte sie ihre Bühne für mich beleuchtet: Als wir uns durch die letzte Phalanx von Stämmen zwängten, sah ich, daß dort vor der gähnenden Tür der Ruine als düster rotes Pochen ein Feuer brannte.
Carus stand gegen einen Baum gelehnt da. Seine Augen waren aufgerissen und blickten ins Nichts. Der andere Mann stupste ihn und zischte ihm etwas zu, aber Carus war weit weg. Er atmete und sein Herz pochte heftig, aber das war alles.
»Sie hat ihn behext«, erklärte ich. Mars und Jupiter sei Dank, daß sie es getan hatte. Es bewies zweifelsfrei meine Vermutung. Ich sah, daß mein Zeuge dasselbe dachte. Wir stahlen uns weiter, hielten direkt vor dem Unkrautfeld inne und starrten hinaus.
Dann vergaß ich meinen Begleiter. Ich vergaß, wie das Glück zum Schluß die Würfel für mich geworfen hatte. Was ich sah, nahm mein Denken völlig in Anspruch.
Es glich dem Ofen des Wahnbildes im Zelt, das Ding, das sie gemacht hatte, offen jedoch, von der Form eines Kessels. Aus rohen Lehmziegeln, geglättet und gerundet und irgendwie anders . Im Innern brannte das Feuer. Es hatte eine wundervolle Farbe, das Feuer - Rubine, Gold. In es hineinzusehen tat den Augen nicht weh und trübte nicht den Blick. Die Frau stand auf der anderen Seite, ihr Kind im festen Griff. Beide schienen selbst wie Feuer zu leuchten, und die Dunkelheit der Kleidung, des Haares, die gähnende Schwärze der Tür, des Waldes und der Nacht, sie alle hatten eine samtene Wärme angenommen. Es ist ein oft zu sehendes Bild: Ein Mädchen an einem Rost oder einem Herd, das seinen Säugling im Arm hat, während es in einem Topf rührt oder das Feuer mit einem weiteren Zweig oder Zapfen nährt. In ihren goldenen Armen aber streckte das goldene Kind seine Hände nach den Flammen aus. Und ihren kreisenden Handflächen entströmte irgendein unsichtbarer Stoff, den ich nur spüren konnte.
Sie war nicht allein. Andere hatten sich auf ihrer Seite des Feuers versammelt. Ich war mir ihrer nicht sicher, aber ich sah sie, und wenn nur durch ihre enorme Höhe, die der der Bäume gleichzukommen schien. Dort ein Krieger, dessen Gesichtsschutz und Brustpanzer schwach schimmerten, und dort eine junge Frau, Blumengewinde, Faltenwürfe und lange Locken, und ein König mit einem Bart, dessen Brauen Donner waren und dessen Augen Licht, und neben ihm eine weitere Gestalt, ein Musiker, aus dessen Schläfen Flügel wuchsen - sie kamen und gingen, während das Feuer tanzte und flackerte. Das Kind lachte, drehte den Kopf, um sie zu sehen - die Götter seines Vaters.
Dann nannte Zafra den Namen . Sehr leise, eigentlich gar kein Laut. Und doch bewegten sich die Wurzeln des Waldes dabei. Meine Eingeweide verdrehten sich. Ich lag auf den Knien. Es schien, als schritte der Wind selbst durch den Wald, um seine Robe neben dem Ring aus goldenem Rot zusammenzulegen. Ich kann mich nicht auf den Namen besinnen. Es war keiner von denen, die ich niedergeschrieben habe, noch irgend etwas, das ich mir vorstellen kann. Aber es war der richtige, der wahre, und er kam in Antwort darauf. Und aus einer Meile Entfernung, aus den Himmeln der Planeten und dem Schlund der Erde senkten und erhoben sich seine Hände. Er berührte das Kind, und das Kind war still. Das Kind schlief.
Sie holte Dracos Sohn aus seinem Wickel wie ein schimmerndes Schwert aus seiner Scheide. Sie hob ihn hoch in die Dunkelheit, und dann senkte sie die Hände und setzte ihn im Inferno des Ofens ab, in das Bad der Flammen, und das Feuer schlug hoch und hüllte ihn ein.
Nicht mehr auf den Knien, rannte ich. Ich stürzte mich durch Wogen schwarzer Hitze, die bernsteinerne Schärfe von Weihrauch und den brennenden Atem von
Weitere Kostenlose Bücher