Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
Vom Netzwerk:
dem, was allgemein behauptet wird, wir nicht unmerklich altern und eines Abends mit kaltem Entsetzen bemerken, daß der Arm die Kraft verloren hat und das Herz die Freude. Nein, es kommt mit einer Stunde und ist wie das Niederlegen eines Schwertes.
    Als ich aus dem Fieber erwachte und seinen Blick sah, flehend und bittend auf mich gerichtet, den Blick eines Mannes, der einem schlimmes Unrecht getan hat, ohne es zu wollen, der sagt: aber ich war blind - das war die Stunde, der Abend, der Augenblick, als das Schwert der Jugend aus meiner Hand genommen wurde, und ich es ohne Widerstand fahren ließ.
    Danach verstrichen für uns die Monate, die Jahreszeiten und endlich die Jahre.
    Draco fuhr fort, sich umzusehen, als suche er das Böse Auge, das vielleicht immer noch dort in der Luft hängen mochte. Manchmal war er leicht unruhig und besorgt, sagte, auch er habe ihren Hund gesehen, den schwarzen Schakal. Aber der war zur gleichen Zeit verschwunden wie sie, wenngleich Eunike noch lange, lange behauptete, ihm auf den Gängen der Frauenräume begegnet zu sein.
    Damals klammerte Draco sich an mich und ist seitdem immer mein Freund geblieben - ich sage nicht, ein meine Vergebung Suchender. Jedenfalls ist jetzt die eher bärbeißige Freundschaft der mittleren Jahre, wo es einstmals die flammende, zur Schau gestellte Freundschaft der Kindheit war, die eifersüchtige Liebe junger Männer.
    Wir teilen ein Geheimnis, wir beide, das keiner von uns je dem anderen anvertraut hat. Er bleibt weiter befangen, was seinen Sohn angeht. Jetzt, da das Fürstentum größer ist, seine Grenzen in Kämpfen weiter ausgedehnt und befestigt, schickt er ihn oft fort, daß die Soldaten sich seiner annehmen. Ich bin es, der ohne jedes Recht, ohne das geringste, ihr Kind liebt.
    Er ist ganz Draco, bis auf das Haar und die Brauen. Wir haben selbst ein dunkelhaariges Erbe. Doch an ihm ist etwas Schimmerndes. Sie machen Bemerkungen darüber. Was kann es sein. Ein Mal der Götter ... (Sie spielen nie, da sie bei ihnen in Ungnade gefallen ist, auf seine Mutter an.) Ein von innen kommendes Leuchten, ein Glanz, golden. Sie nennen ihn nicht bei seinem richtigen Namen, sondern meistens nach diesem Strahlen: Ardorius. Schon habe ich sie murmeln gehört, er könne Eisen durch Stein stoßen, ja, ja, sie haben gesehen, wie er es tat, ich allerdings nicht. (Vor Draco verheimlichen sie solches Gerede, wie einst vor mir.) Auch hat er selbst das Aussehen von etwas Verborgenem, einem tiefen und stillen Schmerz, als wisse er, wie es die Jugend nie tut, daß Menschen sterben - und lieben, auch das.
    Zu mir ist er stets höflich und liebenswürdig. Mehr kann ich nicht verlangen. Für ihn bin ich nur einer seiner Lebensumstände. Ich sollte vielleicht froh darüber sein, wenn es so bleibt.
    In den tiefen Nächten, wenn die Sommerhitze oder der Winterschnee den Wald erfüllen, besinne ich mich eines Traumes und denke daran, wie ich ihn beraubte, das Kind des Goldes. Und ich frage mich wieviel, wieviel es am Ende ausmachen wird.

    © 1986 by Davis Publications, Inc.
    (erstmals erschienen in ›Asimov's Science Fiction Magazine‹, März 1986)
    Übersetzt von Leo P. Kreysfeld

Nachts schlafen die Löwen

    Der weiße Mann war wieder betrunken. Robert Oinenke überquerte die schmale, kiesbestreute Straße und betrat den Plankenweg auf der anderen Seite. Aus den Augenwinkeln heraus sah er den weißen Mann da sitzen. Der Mann saß auf der Erde, mit ausgestreckten Beinen und dem Rücken zur Wand, wiegte den Kopf hin und her und spickte seinen betrunkenen Monolog mit Flüchen.
    Einige sagten, er sei ein Söldner in einem der Grenzkriege gewesen, weiter die Küste hinauf, in einem dieser Konflikte, bei denen zwei Länder zu einem geworden waren oder ein Land zu dreien. Robert konnte sich nicht erinnern, was davon zutraf. Mr. Lemuel, sein Geschichtslehrer, hatte es nur beiläufig erwähnt.
    Seit der weiße Mann zum erstenmal in dem Städtchen Onitsha aufgetaucht war, hatte er dieselbe Khakihose getragen. Sie war von militärischem Schnitt, jetzt aber zerrissen und fleckig. Das Hemd, das er heute trug, war ein Dashiki, das vielleicht einmal, als man es hergestellt hatte, hellblau und rot gewesen war, jetzt aber nur noch ein blasses Violett zeigte. Er trug eine Kappe mit fremdländischen Abzeichen. Einige sagten, er sei ein General gewesen, andere, ein Sergeant. Seine lauten Tiraden erschreckten die Schulkinder. Für Roberts Klassenkameraden war der Mann ein Urwalddämon. Manchmal kamen

Weitere Kostenlose Bücher