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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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das Dorf. Hoch oben vom bewaldeten Hang beobachtete ich durch einen Schleier übelriechenden Rauchs den Eintritt und die Begrüßungen. Das ganze Dorf hatte ein kränkliches Aussehen, irgend etwas in seinen Schatten und Farben und der Art, wie die Leute sich bewegten. Ich legte mir ein Tuch vor Mund und Nase, bevor ich mich hinhockte, um zu warten.
    Später, in der Abenddämmerung, begannen sie frischer auszusehen. Die Hexe wirkte offensichtlich ihren Zauber, und alles würde gut werden. Mit dem Herannahen der Nacht verdichtete sich der Rauch ihrer Feuer und wurde gelb. Als sie sich vollends über das Dorf gesenkt hatte, glomm es lautlos, rätselhaft, umfangen von der Dunkelheit des Waldes. Meine Gedanken wanderten, wandten sich dem Unbedeutenden zu, der Nichtigkeit eines jedes Lichts unter den großen Schatten der Welt. Eine Kerze in der Nacht, ein Feuer im Winter, ein Leben, das in der Ewigkeit aufflackerte, kurz nur, und dann für immer verlischt.
    Aber ich schlief, bevor ich es weiter durchdenken konnte.

    Innerhalb eines weiteren Tages war das Dorf völlig erneuert. Selbst die verrotteten Strohhütten glänzten wieder wie Gold. Sie hatte ihr Wunder vollbracht. Jetzt kam ihre Zeit.
    Ein paar Männer waren vom ersten Abend an Streife gegangen und hatten letzte Nacht, als sie die Außenbezirke abgingen, eine Minute unter dem Baum, auf dem ich hockte, haltgemacht. Ich hatte meine Märe eine halbe Meile entfernt in einer verlassenen Waldhütte verborgen gehabt, aber heute nacht behielt ich sie in der Nähe, um schnell sein zu können. Und ebenfalls in dieser Nacht rief ich, als einer der Männer bei seiner Runde den Abhang hinaufkam, diesen leise beim Namen.
    Er versteinerte. Ich sagte ihm eilig, wer ich war, aber als ich aus der Deckung trat, war sein Schwert gezogen und seine Augen traten ihm fast aus dem Kopf.
    »Ich bin kein Walddämon«, sagte ich. Dann fragte ich mich, ob er vielleicht aus anderen Gründen beunruhigt war - ein Gedanke an denselben dunklen Plan, dessen Draco mich beschuldigt hatte. Andererseits hätten wir hier und jetzt vielleicht zu einer solchen Vereinbarung kommen können. Ich benötigte einen Zeugen. Ich sah den Soldaten an, der langsam grüßte. »Hat sie sie alle geheilt?« fragte ich.
    »Ja«, antwortete er. »Es war ... beeindruckend.«
    »Davon bin ich überzeugt. Und wie geht es dem Kind?«
    Ich sah, daß er zu schließen begann, Draco habe mich vielleicht doch noch geschickt. »Gesund und munter«, sagte er.
    »Aber sie verläßt das Dorf mit dem Kind ...« Ich hatte nie angenommen, daß sie es wagen würde, ihre Absichten zwischen den Hütten zu verfolgen, genausowenig wie in der Stadt, trotz der Achtung, die sie dort genoß. »Heute nacht?«
    »Nun, da ist eine alte Frau, die ihre Hütte nicht verlassen will, wie es aussieht.«
    »So hat es Zafra dir erzählt?«
    »Ja. Und sie sagte, sie würde gehen. Es ist nicht weit. Sie wollte ihre Sänfte nicht und hat nur Carus mitgenommen. Keine Gefahr, die Wilden sind alle sehr freundlich ...«
    Er hielt inne, als er mein Gesicht sah.
    »Sie ist schon fort?« fragte ich.
    »Ja, Skorous. Etwa eine Stunde.«
    Ein anderer Weg, der aus dem Dorf führte? Aber ich hatte es aufmerksam beobachtet, angestrengt die Augen offen gehalten - vergeblich. Hexenkunst konnte alles vollbringen.
    »Und das Kind ist bei ihr?« fragte ich nach.
    »Oh, sie wird sich nie von dem Kind trennen. Eunike sagt ...«
    »Zum Tartarus mit Eunike.« Er fuhr zusammen, völlig unsicher jetzt. »Hör zu«, sagte ich und unterrichtete ihn über meinen Verdacht. Ich sagte nicht, daß das Kind halb Ostler war, halb Drogen und falscher Glanz und fremde, unaussprechliche Sünden. Ich sagte Dracos Sohn . Und ich erwähnte nichts von einem Opfer. Ich sagte, es bestände eine gewisse Möglichkeit, daß Zafra den Wunsch haben könnte, den Knaben für ihre Götter zu verstümmeln. Wie allseits bekannt war, hatten viele der östlichen Religionen solche Riten. Der Soldat war schockiert und ungläubig. Seine eigene Mutter ...? Ich erklärte, daß das für Leute wie sie keine verwerfliche Tat sei. Sie sah es nicht so wie wir. Die ganze Zeit, während wir debattierten, hämmerte und verkrampfte sich mir das Herz in der Brust; ich schwitzte. Schließlich stimmte er zu, daß wir gingen, um nachzusehen. Carus war dort und würde sie davon abbringen, falls sie tatsächlich eine solch abscheuliche Tat vollbringen wollte. Ich fragte, wo die Hütte der alten Frau sein sollte, und mein Blick trübte

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