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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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ernst, blickte frontal in die Kamera und sagte: »Bobby, Michelle - eure Freunde, die behauptet haben, daß es den Weihnachtsmann nicht gibt, irren sich. Sie sind dem Skeptizismus einer skeptischen Zeit zum Opfer gefallen. Sie wollen nur glauben, was sie mit eigenen Augen gesehen haben. Sie glauben, daß nichts sein kann, was ihr kleiner Verstand nicht begreift. Aber unser aller Verstand, mein lieber Billy ... eh, Bobby und meine liebe Michelle, ist ganz klein, sowohl bei Erwachsenen wie bei Kindern. In seiner Welt ist der Mensch, auch was seinen Verstand betrifft, winzig klein, so klein wie eine Ameise, wenn man den Vergleich zu den endlosen Weiten unseres Universums heranzieht, das abgesteckt wurde von jenem Geist, der die ganze Wahrheit und alles Wissen in sich trägt.
    Nicht an den Weihnachtsmann glauben ...? Da könnte man ja gleich auch alle Feen verleugnen. Kein Weihnachtsmann? Ha! Aber zum Glück lebt er ja, und zwar für immer. Selbst in tausend Jahren - ach, was sage ich? -, in zehnmal zehntausend Jahren wird er immer noch die Kinderherzen erfreuen.«
    Dann legte er den Finger an den Nasenflügel, zwinkerte freundlich mit den Augen und fügte hinzu: »Abschließend möchte ich euch, Bobby und Michelle sowie allen anderen Altersgenossen Amerikas, ein fröhliches Weihnachtsfest und eine gute Nacht wünschen.«

    © 1975 by Crawdaddy
    (erstmals erschienen in der Ausgabe Januar 1975)
    Übersetzt von Michael Windgassen

O Captain, mein Captain

    An Dock 43 legte Lieutenant T. M. Harper die Fingerspitzen auf den Abdruckleser und ging an Bord der Scorpio IV . Im Inneren des Raumschiffs wurde ihre Ankunft mit einem Summen registriert; darüber hinaus blieb ihre Anwesenheit unbeachtet.
    Enttäuscht machte sie sich klar, daß Captain Drake die letzten Stunden vor dem Abflug natürlich außerhalb des Schiffs verbrachte. Mondstation 13 war zwar nicht gerade die Erde, aber sie war mit deren Annehmlichkeiten ausgestattet und wurde von gelangweiltem Militärpersonal betrieben, das sich über die erlauchte Gesellschaft eines zivilen Transportcaptains sicher freuen würde. Außerdem lag sie wesentlich näher zur Heimat als jene Sphären, in denen der Captain und sie selbst in den nächsten vier einsamen Monaten verweilen würden. Trotzdem wunderte sie sich. Transportcaptains waren von Natur aus Einsiedler, und Captain Drake hatte den Ruf, extrem zurückgezogen zu leben.
    In der hellerleuchteten Kommandokabine flimmerten Daten über einige Monitore, die Harper jedoch ignorierte, denn sie wußte, daß es die orbitalen Standardinformationen für Raumschiffe kurz vor dem Abflug waren. Sie warf einen Blick auf das Chronometer, um herauszufinden, welcher Zeitrechnung die Scorpio IV folgen würde: Greenwich Zeit. Harper erinnerte sich, daß der Captain in Europa geboren war. Im Raum befanden sich vier Kommandosessel - gemäß der Vorschrift für Transporte erster Kategorie -, obwohl für die Reisen dieses Raumschiffs lediglich zwei benötigt wurden. Genauso hatte sie sich die Scorpio IV vorgestellt, und sie fand ihre Vermutung bestätigt.
    Ihren Ausrüstungsballon vor sich hertragend, durchquerte sie den Küchenbereich. Im Computerraum warf sie einen Blick auf das Hauptterminal und die Ersatzgeräte, bevor sie dann weiter zu den Schlafkabinen ging. Sie schüttelte den Kopf über die unnatürliche Helligkeit, die überall herrschte. Daran mußte sie sich erst gewöhnen. Aber es war verständlich, daß Transportcaptains, die monatelang die Wärme des goldenen Sonnenscheins entbehren mußten, nach hellem Licht süchtig waren.
    Sie wußte, daß sich das geräumige Quartier des Captains am Ende des Korridors befand; sie würde sich eines der übrigen drei aussuchen. Aber schon vor der ersten Tür blieb sie stehen. Sie war mit LIEUTENANT HARPER beschildert.
    Amüsiert blickte Harper den Korridor hinunter. Sie war in größtmöglicher Entfernung zu Captain Drakes Quartier untergebracht. Wenn man jedoch die viele Zeit bedachte, die der Captain in diesem winzigen Schiff in Gesellschaft von Leuten verbrachte, die er sich nicht selbst aussuchen konnte, war ein extremes Bedürfnis nach Privatsphäre durchaus begreiflich.
    Harper hatte allen Grund zu der Annahme, daß sie selbst auf die Dauer unter solchen Umständen den Verstand verlieren würde. Sie hatte einmal an einer Überwachungsmission des Orion-Sektors teilgenommen und war dafür zum Offizier befördert worden. Die neunmonatige Reise in einem Schlachtschiff mit zwölfköpfiger

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