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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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ist nur, muss es ihr doch später sagen, weil, und da bin ich mir wirklich ganz sicher, wir uns gerade küssen.

D ONNERSTAG
    L ARA    Ich starre in Kerstins Gesicht. Kein Zweifel, sie hat ihre Frage ernst gemeint. Sie nimmt einen Schluck Milchkaffee und schaut mich an, als wüsste ich jetzt schon, wer dieses Jahr die Oscars abräumt, und würde mich zieren, es ihr zu verraten. Das ist doch die Höhe! Ich bin rattenmüde und habe Kopfschmerzen, als hätte ich drei Tage im Lautsprecherturm einer Heavy-Metal-Band verbracht, trotzdem bin ich, sofort nachdem sie angerufen hat, los, um mich mit ihr zu treffen, weil sie es nicht mehr erwarten konnte.
    »Kerstin! Ich habe dir gerade erzählt, dass wir miteinander GESCHLAFEN haben, und du fragst mich als Erstes, wie viele Schuhe er hat?«
    »Tschuldigung, aber du hast mich damals, als ich dir vom ersten Kuss mit Achim im Kino während Pretty Woman erzählt habe, auch als Erstes gefragt, wie ich Richard Gere in der Restaurantszene fand.«
    »Erstens ist das eine uralte Geschichte, zweitens hast du mir damals darauf keine Antwort gegeben.«
    »Komm, wie viele Schuhe? Bittebitte!«
    »Ungefähr dreißig Paar.«
    »Das ist doch gar nichts! Okay, jetzt erzähl den Rest. Ich platze.«
    »Na ja, als ich in seine Wohnung kam, dachte ich ehrlich gesagt, ich geh gleich wieder. Ich meine, weißt du, wie unsexy ein Mann aussieht, den man vorher nur mit Bartstoppeln gekannt hat, wenn er auf einmal keine Bartstoppeln mehr hat?«
    »Ja. Aber du wolltest doch gar nichts von ihm, oder?«
    »Genau. Nur deswegen bin ich geblieben.«
    »Logisch. Aber was ich mich gerade frage, wenn du sagst, dass der Irish-Brown-Rusty-Dingsda-Drink so geknallt hat, dass ihr beide kaum noch stehen konntet: Wie habt ihr es dann aus der Küche ins Bett geschafft?«
    »Ähm, gar nicht.«
    »Nein!«
    Jetzt leuchten Kerstins Augen wirklich. Na bitte.
    »Also, erst mal nicht.«
    »Ich kann es immer noch nicht glauben. Ihr habt …?«
    »Ja. Aber eigentlich wollte ich gar nichts von ihm.«
    »Klar.«
    »Aber, oh Gott, Kerstin …«
    »Es war toll?«
    Ich nicke noch verstohlener als Ulrich Mühe in Das Leben der Anderen, aber Kerstin hätte es auch mit verbundenen Augen gesehen.
    »Okay, also …« Mist, ich werde rot. Was soll das? Ich bin erwachsen. »Dass er genau in diesem einen magischen Moment auf mich zugekommen ist und mich geküsst hat, damit hat er mich gekriegt. Alle reden immer von Draufgängern, aber, ich schwörs dir, Kai ist wirklich einer.«
    »Hör auf, ich fange schon an zu sabbern.«
    »Und dann …«
    Mein Gesicht erreicht Temperaturen, als würden in meinem Kopf gerade fünf Atomkerne gleichzeitig schmelzen.
    K AI    Obwohl es noch Vormittag ist, sieht Frank aus, als wäre er der Feierabend höchstpersönlich. Schlunzige Hose, Turnschuhe, Hemd weit aufgeknöpft, und er lümmelt sich auf seinem Stuhl, als wäre ich Tante Josefine und er mein sechzehnjähriger Neffe, der mich mal wieder so richtig auf die Palme bringen will. Er sieht mich aufmerksam durch seine riesige schwarze Brille an, und es besteht kein Zweifel, dass er jeden Pieps, den ich von mir gebe, bedächtig zur Kenntnis nehmen wird. Warum habe ich nur ein Problem damit? Frank ist mein bester Freund. Es ist ganz normal, dass ich ihm alles erzähle, sage ich mir immer wieder im Stillen.
    »Und dann …«
    Ich kann nicht.
    »Und du sprichst wirklich von Lara Rautenberg, Kai? Ich kann es kaum glauben. Also, nicht dass ich sie jetzt richtig gut kennen würde, aber ihre beste Freundin sehe ich recht oft. So eine Modejournalistin, Kerstin. Irena spielt mit ihr Badminton. Weil ihr Joggen mit mir nicht reicht. Pah!«
    »Frank, du weißt genau, dass du so schnell bist wie eine Supermarktkassenschlange am Freitagabend.«
    »Seit die Neue an Kasse fünf sitzt, ist das ein ganz ordentliches Tempo.«
    »Schon klar, aber was wolltest du gerade über Lara sagen?«
    »Nun, das Wort, das du gerade benutzt hast, wie war das nochmal? Draufgängerin? «
    »Ja.«
    »Also das wäre definitiv das letzte Schildchen, das ich ihr angeheftet hätte.«
    »Sie ist eine, ich schwöre es dir!«
    »Also, sie hat dich einfach geküsst?«
    »Ja. Und dann …«
    Das Gute an der ganzen Peinlichkeit ist, dass ich die Müdigkeit nicht mehr fühle. Das Schlechte ist, dass sie die Kopfschmerzen verdoppelt.
    L ARA    »Zuerst habe ich auch gedacht, Kai ist, wenn überhaupt, dann so ein Von-hinten-durch-die-Brust-ins-Auge-Typ, verstehst du? So ein bisschen höflich,

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