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Andere tun es doch auch (German Edition)

Andere tun es doch auch (German Edition)

Titel: Andere tun es doch auch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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wirklich nur über Herrenschuhe?«
    »Ja. Ein tolles Thema. Aber nur für, hm, Verrückte.«
    Und eins, das ich ruhen lassen will. Sie hat sich noch nicht gesetzt. Soll ich ihr jetzt meine Wohnung zeigen? Irgendwie machen das alle immer, wenn jemand zum ersten Mal zu Besuch ist. Ich weiß gar nicht, warum. Vielleicht ist das so eine Art moderne Friedenspfeife?
    »Oh, darf ich mir mal deinen Balkon anschauen?«
    »Sicher.«
    »Fantastisch! Was für eine Aussicht!«
    »Tja, ich sollte ihn wirklich öfter benutzen.«
    Wenn sie jetzt noch einmal ihre Haare nach hinten wirft, schmelze ich. Auf der Stelle.
    »Und so schön ruhig. Übrigens, in dem Film, den meine Freundin gerade schneidet, wird das Geheimnis des Psychokillers mit der nüchternen Wohnung nur entdeckt, weil eine der Frauen, die er … Na ja, also jedenfalls, die Frau schafft es auf den Balkon und schreit dort um Hilfe.«
    »Hier würde sie wahrscheinlich keiner so schnell hören.«
    »Stimmt, die nächsten Fenster sind ganz schön weit weg, und auf der Straße ist auch niemand.«
    »Pass auf, such du doch einfach die Geheimtür in meinem Bücherregal, und ich mixe uns derweil schon mal einen Drink. Natürlich einen, mit dem ich dich wehrlos mache. Okay?«
    »Ganz wunderbar! Aber ich suche lieber später nach der Tür und schau dir stattdessen auf die Finger. Deine Mixgeheimnisse interessieren mich nämlich noch mehr.«
    Na toll! Das wäre so einfach zu vermeiden gewesen. Ich hätte ihr auftragen können, schon mal die DVD einzulegen. Ich hätte Die Möbel von Charles und Ray Eames aus dem Regal ziehen können und »Sieh dir mal die Stühle an, ein Augenschmaus« sagen können, oder ihr einfach den Liegestuhl auf dem Balkon anbieten und ihr schon mal ein Glas kühles Wasser mit einem Zitronenschnitz hinstellen. Aber nein, ich musste unbedingt versuchen, witzig zu sein.
    »Ich bin schon ganz neugierig. Was braust du uns?«
    »Wonach ist dir denn?«
    »Na, wie abgemacht, ein Drink, der perfekt zu einem irischen Film passt. Ach ja, und wenn er nebenbei noch gut gegen Durst ist, habe ich auch nichts dagegen.«
    »Alles klar. Fein.«
    Fein. Ich stehe vor einem Wald aus Flaschen, und ich habe keine Ahnung. Sie steht neben mir und hat sich in den Kopf gesetzt, mir auf die Finger zu schauen. So weit, so gut. Keine Panik. Ich kriege das hin. Hauptsache, ich sehe beim Mixen so aus, als hätte ich das schon tausendmal gemacht. Der Rest ist nicht so wichtig. Wenn der Drink nicht schmeckt, sage ich einfach »Ist nicht jedermanns Sache« und mixe was anderes nach Rezept, während sie sich im Bad den Mund ausspült.
    Los gehts. Zuerst Eis in das Mixglas, das kann schon mal nicht verkehrt sein.
    »Du machst als Erstes das Eis rein, Kai? Ungewöhnlich.«
    »Oh, äh, nur bei diesem Drink. Bei dem ist es extrem wichtig, dass … die Basalmoleküle im Alkohol schnell die Laviationstemperatur annehmen, weißt du?«
    »Wow!«
    Gut, jetzt Jameson Whiskey, oder ist das schon wieder falsch? Nein, sie sagt nichts. Wäre nicht schlecht, wenn Lara so betrunken wird, dass sie sich nicht mehr an den Blödsinn mit den Basalmolekülen erinnern kann … Ups. Na ja, bei der Whiskeymenge ist das gar nicht mal so unwahrscheinlich.
    »Ich selbst habe ja keine Ahnung von Whiskeydrinks.«
    »Tja, das ist eine Kunst für sich.«
    Okay. Jetzt einfach noch zwei andere Flaschen nehmen und bisschen was dazugießen, egal was, Hauptsache, der Bewegungsfluss stimmt und ich bin schnell genug, dass sie die Flaschen nicht erkennen kann, um weitere naseweise Fragen zu stellen.
    Ups … Und nochmal ups. Kommt immer ganz schön viel raus, wenn man keine Ausgießaufsätze hat wie in einer richtigen Bar.
    Jetzt eine Limette vierteln und den Saft mit bloßen Händen reinpressen. Das hab ich bei dem Barfuzzi auf der Party beobachtet … Sehr gut. Nun mutig das Oberteil vom Shaker draufgesetzt und schütteln. Hoffentlich ist der wirklich dicht. Nicht zögern, schütteln … Das Eis klackert hin und her. Hört sich gut an. Rausspritzen tut auch nichts. Hey, ich kann es! Jetzt kommt es nur noch darauf an, einen persönlichen Shake-Stil zu zeigen. Einfach hin und her kann jeder. Ich schleudere das Ding lieber auf einer schrägen Ellipsenbahn vor meiner Brust herum und garniere meine Darbietung mit ein paar skurrilen Zuckungen des rechten Ellbogens. Dass ich gleichzeitig dazu meine Hüfte kreisen lasse, und das auch noch in Gegenrichtung, und bei jedem dritten Kreis einen kleinen Hüpfer mache, mag dem Profi

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