Andere tun es doch auch (German Edition)
AI »Aber du hast schon echt Nerven, Kai. Einfach dieser Frau Klapphorst einen Fisch aufs Kleid werfen lassen, nur um dein Date halten zu können.«
»Ich darf gar nicht dran denken. Mein Bankkonto ist seit Monaten eine Wüste. Und ohne den Löwensteinauftrag würde es sich sogar bald in ein schwarzes Loch verwandeln.«
»Du müsstest doch nur ein Paar Schuhe verkaufen.«
»Das ist nicht lustig!«
»Okay. Aber jetzt sag endlich, was in diesem Drink drin war, den du da zusammengekippt hast.«
»Ich weiß es nicht mehr. Außerdem war es nicht der Drink. Es war Lara, es war der Moment, es war … einfach alles!«
»Irgendwas wirst du doch noch wissen.«
»Eis, Whiskey und … Ich könnte einfach zu Hause nachschauen, welche Flaschen angebrochen sind.«
»Tu das. Bitte!«
»Es war nicht der Drink.«
»Von mir aus. Aber wie hast du dann überhaupt weitermachen können, nachdem du das mit der Hautcreme gemerkt hast? Wenn ich nur dran denke … Uaaah!«
»Ich liebe sie.«
»Sieht mir auch ganz so aus.«
»Entschuldigung, was habe ich gerade gesagt?«
»Ich liebe sie.«
»Mist.«
L ARA Also, ich fasse zusammen: Adrian wollte mit mir den Abend verbringen, und ich habe ihm nicht abgesagt. Ich habe mich mit einem anderen Mann getroffen und mit ihm geschlafen. Und, auch wenn ich mir am Anfang ganz sicher war, dass es nicht so ist, irgendwie will ich jetzt doch was von ihm. Also, ein bisschen.
Okay. Wenn ich jetzt einen Computer mit diesen Daten füttere und er mir ausrechnet, was ich für ein Mensch bin, was käme dann raus? Ich will es gar nicht wissen. Und selbst ohne es zu wissen, sehe ich dauernd Adrians Gesicht, und er hat diesen einen Hundeblick aufgesetzt, den keiner so kann wie er, und mein Hals fühlt sich an wie bei einem fortgeschrittenen Rendezvous mit einer Boa constrictor.
Ich werde demnächst nackt durch scherbenbedeckte Straßen laufen und mich geißeln, oder so was Ähnliches, um mich von dieser Schuld reinzuwaschen. Wird ein harter Brocken, klar. Lassen wir das trotzdem mal beiseite. Ich muss nämlich jetzt ganz einfach überlegen, was ich als Nächstes mache. Ich rufe ihn an und … Ja, was und? Was sagt man seinem Freund, wenn man mit einem anderen Mann geschlafen hat? Nein, noch schwieriger, was sagt man seinem Freund, wenn man mit einem anderen Mann geschlafen hat und nun auf einmal ziemlich durcheinander ist?
Mist, ich kann doch jetzt nicht schon wieder Kerstin anrufen.
K AI Ich habe Joan zum Mittagessen in ihr Lieblingsrestaurant eingeladen. Zugegeben, reines Kalkül. Wenn ich sie jetzt ein wenig auf Händen trage, hält sie vielleicht ein bisschen länger durch, wenn ab Montag die Anrufe zum Löwenstein-Projekt auf sie einprasseln. Nicht dass ich nicht gerne mal ab und zu mit Joan zusammensitze, aber mittagessen mit ihr ist doch eine sehr spezielle Angelegenheit.
»Was mir im Moment am meisten zu schaffen macht, wisst ihr ja alle gar nicht.«
»Tatsächlich, Joan?«
»Ich bin neulich beim Joggen an einem Holzgeländer angestoßen und hab mir einen riesigen Splitter unter die Haut gezogen. Da, genau am Hüftknochen.«
»Autsch!«
»Ich habe dann zu Hause versucht, ihn rauszuholen. Musste ich aufschneiden. Hab ein Teppichmesser genommen, hatte ja nichts anderes da.«
»Fies. Tut mir übrigens leid, dass es so spät geworden ist mit dem Essen, Joan. Ich hatte ein wichtiges Gespräch mit, äh, meinem Freund Frank.«
»Ja, ja, kein Problem. Jetzt sind wir zwar über den Punkt hinaus, an dem mein Appetit am größten ist, aber egal, dann esse ich eben nur eine Kleinigkeit. Jedenfalls habe ich ein riesiges Massaker an meiner Hüfte anrichten müssen, um den Splitter rauszukriegen. Und nachdem es endlich aufgehört hat zu bluten, dachte ich, jetzt ist Ruhe, aber von wegen. Vorgestern hat es angefangen zu eitern, und die Stelle tut seitdem fürchterlich weh. Und zwar ganz von selbst, ich muss noch nicht einmal draufdrücken. Und das mit dem Eiter wird jeden Tag ekeliger. Kann ich dir gerne zeigen.«
»Nein, lass mal.«
Die Bedienung kommt. Joan bestellt gemischten Salat und Mineralwasser.
»Hey, Joan, es ist dein Lieblingsrestaurant, und heute geht alles aufs Büro. Bestell dir doch was Richtiges.«
»Wie gesagt, nach 13:30 habe ich einfach keinen Hunger mehr.«
»Der kommt dann schon beim Essen. Für mich das Zürcher Geschnetzelte mit Champignon-Rahmsoße, bitte. Komm, nimm das auch, das ist hier großartig.«
»Ich weiß. Aber, wie gesagt, kein Hunger
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