Androiden im Einsatz
Hände, um seinen Herrn zu grüßen.
»Reiter in den Stürmen mit der Kraft von zehn Blitzen, Richter über Gut und Böse.« Er wandte seinen Kopf erst nach rechts, dann nach links und dann wieder geradeaus. »Der du nur dann erscheinst, wenn du willst, der begehrt wird, aber selbst nicht begehrt, der du weit über uns allen stehst, der eins ist mit der Sonne, dem Regen, der Kälte und der Dunkelheit von Inyanga – blicke auf mich hinab. In meinen Adern fließt kaiserliches Blut. Ich bin gekommen, um Unrecht gutzumachen und brauche das, was im Verborgenen wartet.«
Andas hob seine Hände schützend vors Gesicht, als erwarte er tödliche Blitze. Nachdem er bis zehn gezählt hatte und nichts geschehen war, trat er näher an die Wand heran. Direkt unter der Maske stand ein Tisch aus rotem Elfenbein, auf den viele Symbole eingraviert waren. In der Mitte stand ein Weihrauchkessel, der jetzt zu brodeln und zu dampfen anfing. Neben dem Weihrauchkessel lagen zwei altertümliche Waffen, die Akmedu selbst getragen hatte. Ein kaiserliches Schwert und ein schweres Gewehr.
Doch es waren nicht die Waffen, die Andas suchte. Er suchte das, was die Waffen und die Maske symbolisch verbargen – das, was niemand außer dem Kaiser oder seinem rechtmäßigen Nachfolger anfassen durfte.
Andas beugte sich über den Tisch und hob die Hände. Dann preßte er seine Daumen in die Mundwinkel der lächelnden Maske und zog diese auseinander, bis sich der Mund öffnete. Dort sah er das glitzern, was er suchte. Er mußte jedoch den Mund noch weiter öffnen, bis dieser den Gegenstand freigab.
Er sah den langen Schlüssel in seiner Hand. Er war mit verschlüsselten Symbolen bedeckt, die nur er, Andas, kannte. Er betrachtete seinen Schatz, der zum Herz von Inyanga führte – zum großen Tempel von Akmedus Schatten. Nur zwei Männer hatten das Recht, diesen Schlüssel zu benutzen – der Kaiser und sein Nachfolger.
Andas schwitzte und wischte sich die Hände an seinem Einheitsanzug ab. Er besaß den Beweis. Wenn er kein Recht auf diesen Schlüssel gehabt hätte, wäre Akmedus Strafe fürchterlich gewesen.
Nachdem sein Großvater gestorben war, gab es keinen rechtmäßigen Nachfolger außer Andas Kastor. Und er war Andas Kastor! Der Schlüssel, der keinem anderen Metall glich, lag kalt in seiner Hand.
Er war so glücklich über seinen Triumph, daß er das Geräusch, das ihn hätte warnen sollen, überhörte. Der Mann, der den Raum betreten hatte, stand jetzt zwischen ihm und der Geheimtür. Andas beugte sich instinktiv wieder über den Tisch. Mit der Linken griff er nach dem altertümlichen Gewehr. Seine rechte Hand hielt fest den Schlüssel umklammert.
Obwohl er auf das, was ihm Abena erzählt hatte, vorbereitet sein sollte, starrte er fasziniert den Mann an, der ihm gegenüberstand. Selten hatte ein Lebewesen Gelegenheit dazu, sich selbst so zu sehen, wie man im Alter aussehen mochte. Frischzellenspritzen hatten das Gesicht des Mannes glatt gehalten; doch die Augen waren wesentlich älter als das Gesicht.
»So …«, seine Stimme klang tonlos, »nach all den Jahren scheint Anakue mit seinen irrsinnigen Drohungen doch recht gehabt zu haben.«
Andas ging mit der gezückten Waffe – die er gar nicht benutzen wollte – auf das Bett zu, neben dem der Mann stand. Er ging mit einer drohenden Geste auf ihn zu, in der Hoffnung, daß der Mann beiseite trat, damit er, Andas, wieder die Geheimtür erreichen konnte. Doch der Mann rührte sich nicht von der Stelle.
»Sehr geschickt«, murmelte der falsche Kaiser, legte den Kopf zur Seite und betrachtete den Eindringling sehr genau. »Wirklich sehr clever. Diese Menganians haben schon ihr Geschäft verstanden. Gott sei Dank hat Anakue sie ebenfalls hereingelegt, wodurch wir uns von ihnen befreien konnten. Oder sollte uns das nicht gelungen sein?« Seine Augen verengten sich ein wenig. »Sie sind also hier. Doch weshalb hat man Sie erst jetzt, nach all den Jahren geschickt? Ich bin kein Jüngling mehr. Doch Sie können den Thron nicht beanspruchen, weil man Ihnen eine solche Verjüngungskur nicht abnehmen würde. Weshalb sind Sie also hier?«
»Um meinen Thron zu übernehmen.« Andas glaubte selbst nicht so recht an seine eigenen Worte. Wahrscheinlich würde man dem falschen Kaiser Glauben schenken. Doch der hatte nicht das, was Andas in seiner rechten Hand hielt.
» Ihren Thron?« Der falsche Kaiser lachte. »Androiden haben keinen Anspruch auf einen Thron. Nachdem Anakues Komplott aufgedeckt
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