Androiden im Einsatz
richtete sich auf, um trotz seines zerschlissenen Einheitsanzuges würdig auszusehen.
»Andas, Sohn von Asalin, aus dem Hause der Kastors.« Sie blickte ihn genau an und runzelte die Stirn. »Mein Vater hat vor meiner Mutter keine andere Frau genommen. So etwas hätte sich in jedem Fall herumgesprochen. Trotzdem sehen Sie wie mein Vater in jungen Jahren aus. Sollten Sie trotz allem ein Sohn von ihm sein?« Ihre Augen glitzerten haßerfüllt.
»Ich bin selbst Andas, der Sohn von Asalin!« Er fragte sich, ob er ihr Glauben schenken würde. Sie war demnach die Tochter des falschen Andas’! Doch wie lange … Er schüttelte sie wieder.
»Welches Jahr schreiben wir – in galaktischer Zeitrechnung?«
»2275.«
»Fünfundvierzig Jahre …«, murmelte er und lockerte seinen Griff. Als sie jedoch die Chance wahrnehmen wollte, ihn abzuschütteln, packte er wieder fester zu.
»Ich weiß nicht, was Sie wollen. Selbst wenn Sie irgendein illegaler Sohn sein sollten, hätten Sie keinen Anspruch auf den Thron«, fauchte sie.
»Zur Zeit sitzt kein rechtmäßiger Herrscher auf dem Thron.« Er zweifelte fast selbst an seinen Worten. Konnte ein Androide Kinder zeugen? Das konnten doch nur neue Intrigen sein.
»Sie sind verrückt – total verrückt!« Vergeblich versuchte sie wieder, sich von seinem Griff zu befreien.
»Es kann keinen Herrscher Andas geben, weil ich Andas bin! Man hat mich gekidnappt und einen Androiden an meine Stelle gesetzt.«
Sie verzog den Mund. »Haben Sie in den Spiegel geschaut? Sie sind jung. Mein Vater ist alt. Ich meine, im Vergleich zu Ihnen. Sie sind der Androide. Das muß irgendein Trick von Angcela sein, die scharf auf den Thron ist.«
Andas hörte ihr kaum zu. Die jetzigen Hofintrigen sagten ihm nichts. Der Mann, der jetzt Inyanga beherrschte, mußte ein Androide sein. Dennoch – hatte man es im Gefängnis wirklich geschafft, ihn so jung zu erhalten?
»Ich bin kein Androide«, sagte er.
Ihr grausames Lächeln entging ihm. »Zweifeln Sie immer noch daran?« fragte sie. »Kommen Sie mit zum Spiegel und beweisen Sie, daß Sie ein alter Mann sind.«
Nachdem sie ihn zum Spiegel gezogen hatte, sah er der gnadenlosen Wirklichkeit entgegen. Obwohl die Kleidung nicht stimmte, sah er sich so, wie er sich zum letzten Mal gesehen hatte. Sein schmales braunes Gesicht mit der edel geschnittenen Nase, dunkle Augen, dunkle Haare und schneeweiße Zähne. Auf der Stirn schimmerte die schwache Tätowierung einer Krone; diese Krone konnte ihm zumindest niemand nehmen. Neben sich sah er das Mädchen, das er vorsichtshalber nicht losgelassen hatte. Sie war ihm so ähnlich, daß sie seine Schwester sein könnte. Dennoch mußte er die Tatsache akzeptieren, daß sie die Tochter des Kaisers war. Eines Kaisers Andas, der nicht er war. Das Mädchen erkannte genau wie er die Ähnlichkeit.
»So muß mein Vater in jungen Jahren ausgesehen haben«, sinnierte sie. »Möchte nur wissen, wie Angcela das angestellt hat.«
Es war ihr jetzt gelungen, ihre Hand mit dem ominösen Ring an die Lippen zu bringen. Zuletzt drehte er ihre Hand noch um, um besser sehen zu können. Ein Strahlen ging von dem Stein aus. Dann wechselte das Licht, und ganz allmählich erschien ein winziges Bild.
»Anakue!« rief Andas aus.
Das Mädchen starrte ihn mit entsetzten Augen an. »Anakue – der Verräter! Was hat er damit zu tun? Ich habe ihn nicht berufen – er starb lange vor meiner Geburt.«
»Wann ist er gestorben?«
Sie starrte immer noch auf den Ring und antwortete nicht.
»Ich habe gefragt, wann er gestorben ist?« wiederholte Andas scharf.
»Als – als man meinen Vater auserkoren hatte. Er hat versucht, ihn umzubringen. Es gab einen Aufstand, und Anakue wurde hingerichtet.«
Hatte Anakue etwas mit seinem Austausch in einen Androiden zu tun gehabt? Doch weshalb hätte er dann den falschen Kaiser umbringen wollen? Andas versank im Nebel der Ungewißheit.
»Weshalb ist sein Bild im Ring erschienen?« fuhr das Mädchen fort. »Der Ring ist nur mir geweiht. Da Sie ein Mann sind, könnten Sie der Old Woman nur als Sklave dienen.«
»Was Sie vielleicht auch geschafft hätten, wenn ich Ihnen freie Hand gelassen hätte«, sagte Andas grimmig. »Wie heißen Sie?«
»Abena, wie Sie wohl wissen dürften. Natürlich wären Sie mir mit Hilfe des Ringes ausgeliefert gewesen. Ich hätte Sie gegen Angcela einsetzen können.«
»Ich weiß nicht, wer Angcela ist, und ich stehe nicht in ihren Diensten. Ich bin … nun ja, das muß ich wohl
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