Androiden im Einsatz
grausam, und der Mund war spöttisch verzogen.
Sie trug keine Robe, sondern bedeckte ihre Blöße mit einer riesigen Maske. Diese Maske wirkte dämonisch, aber nicht häßlich. Fast schien es, als sei diese Maske mit ihrem Körper verwachsen. Das ganze Wesen wirkte schön und abstoßend zugleich.
»Andas!« Er sah ihr grausames Lächeln, als sie sprach. »Sie Möchtegern-Kaiser. Huldigen Sie der Herrscherin, wie es sich gehört!«
Während sie sprach, starrte ihn die Maske gleichzeitig an. Er zitterte, weil er wußte, daß diese Maske auch lebte – und sie war gefürchteter als jedes andere Wesen.
»Huldigen Sie mir, Andas, huldigen Sie mir.« Ihre Worte wurden ein Singsang, in den die anderen Frauen einstimmten.
Doch Andas stand aufrecht da und antwortete nicht.
Er sah ihr an, daß sie eine solche Reaktion von ihm nicht erwartet hatte. Sie hörte zu singen auf und sagte nach einem kurzen Augenblick des Schweigens:
»Sie können sich mir nicht in den Weg stellen, Sie in Lumpen gekleideter Kaiser eines zerfallenen Reiches. Wenn Sie gekommen sind, um sich zu ergeben …«
»Ich bin nicht gekommen, um mich zu ergeben, Sie Hexe.« Andas sprach zum ersten Mal, und seine Stimme war so scharf wie ein Messer.
»Aber Sie tragen unser Emblem wie ein Banner.« Sie lachte und deutete mit ihrem Kinn auf den Ring.
»Nicht als Banner, Kidaya, sondern als Wegweiser!«
»Und Sie sind ihn bis zu Ihrem bitteren Ende gegangen.«
»Noch nicht!« sagte er scharf und warf den Stab mit dem Ring wie einen Speer auf die Maske zu.
Kidaya schrie auf, als der Ring im Mund der Maske verschwand.
Er hörte nicht auf das Gemurmel der anderen, sondern starrte Kidaya unverwandt an, die zum ersten Mal eine Gefühlsregung – nämlich Haß – zeigte. Irgendwie erinnerte sie ihn entfernt an die Prinzessin Abena.
Die Frauen hatten sich erhoben und waren zur Wand zurückgewichen.
Sie lachte. »Jetzt haben Sie das, was Sie beschützt hat, weggeworfen. So wie die Old Woman Ihre Leibwächter gefressen hat, werden wir Sie jetzt fressen.« Sie rieb sich die Hände an der Maske ab, die nicht verrutschte, was bewies, daß sie ein Stück von ihr war.
Andas hatte nur den einen Wunsch, sich auf die Maske zu stürzen und sie zu zerstören. Aber er wußte, daß die Zeit noch nicht gekommen war.
Während die Maske auf ihn zukam, wartete er verzweifelt auf ein Zeichen. Er konnte die Kraft, die von der Maske ausging, kaum noch ertragen.
Dann kam das Signal, auf das er gewartet hatte. Es ging von dem Gürtel aus und durchströmte seinen Körper mit einer nie gekannten Energie.
Andas hob seine Hände und sprach jene Worte, die er angewandt hatte, um die Geheimtür im Tempel zu öffnen. Dann murmelte er noch einige Worte, die auf dem dünnen Leder gestanden hatten.
Als er sich dann auf die Maske stürzte, hatte er das Gefühl, daß aus seinen Fingern Blitze züngelten. Er entwickelte eine übernatürliche Kraft, die von dem Gürtel ausströmte.
Danach wurde es dunkel um ihn.
Ihm wurde so kalt wie nie zuvor. Er konnte nicht mehr am Leben sein.
Doch konnte ein Toter denken?
Er öffnete die Augen.
Konnte ein Toter sehen?
Er lag auf einem Stein und versuchte, sich zu erinnern. Er war also nicht tot. Er kniete sich hin und schüttelte seinen Kopf, um einen klaren Gedanken zu fassen. Die Felsspalte war verschwunden.
Da er nicht die Kraft hatte, aufzustehen, kroch er den Weg mit den Knochenhügeln entlang. Hinter sich hörte er ein gespenstisches Wimmern, das plötzlich verstummte.
Andas mußte noch lange kriechen, bis er den Gleiter erreicht hatte. Er nahm alle Kraft zusammen, um in den Pilotensitz zu gelangen. Mit blutenden Händen startete der die Maschine. Doch er merkte nicht mehr, wie Sie abhob und auf Heimatkurs ging.
Als er die Augen wieder aufschlug, lag er in einem Bett. Um sich herum sah er die Wände des Forts. Also hatte er es selbst bis hierher geschafft – oder man hatte den Gleiter auf Automatik gestellt.
Er hatte zwar gesiegt, aber er konnte keinen Triumph empfinden. Er spürte nur eine große Leere in sich. Er wollte die Augen schließen und schlafen. Vielleicht waren das die ersten Symptome, ehe sein Leiden begann.
Jemand trat plötzlich in sein Blickfeld. Sarah stand neben ihm. Sie hatte ihre Haare hochgekämmt und wirkte noch jünger. Beim Tod des sterbenden Kaisers hatte sie geweint. Jetzt sah sie wieder einen Kaiser sterben, aber sie weinte nicht. Der Gedanke war ihm plötzlich schrecklich, daß niemand um ihn weinen
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