Androiden im Einsatz
würde. Er fühlte sich so verlassen, daß er die Augen schloß. Doch es schien, daß sie ihm nichts ersparen wollte.
»Andas! Andas!«
Widerstrebend blickte er sie an. Sie kniete jetzt neben seinem Bett Ihr Gesicht war dem seinen sehr nahe. Nun sah er doch Tränen in ihren Augen.
»Andas!«
»Es ist alles getan«, sagte er ihr. »Die Old Woman ist vernichtet – hoffentlich für immer. Sie können in Sicherheit regieren, Kaiserin!«
»Nur mit einem Kaiser zusammen«, antwortete sie. »Andas, die Mediziner haben festgestellt, daß die Schäden durch die radioaktiven Strahlen in deinem Körper verschwunden sind. Du wirst nicht sterben!«
Er starrte sie an. Er mußte nicht sterben? Nachdem er sich radioaktiven Strahlen ausgesetzt hatte, die kein menschliches Wesen ertragen konnte?
Ja, kein menschliches Wesen! War das die Antwort auf die Frage, die ihn ständig bewegte. Er, Andas, mußte der falsche Kaiser, ein Androide, sein! Das war der Beweis.
»Ich bin nicht der, für den du mich hältst – kein Kaiser, nicht einmal ein Andas.« Er mußte ihr jetzt die Wahrheit sagen.
»Du bist Andas«, sagte sie mit fester Stimme. Sie umklammerte seine Hände und drückte sie gegen ihre Brust. »Du bist Kaiser Andas. Darüber kann gar kein Zweifel bestehen.«
Wie konnte er sich ihr nur verständlich machen? »Ich bin ein Androide, der so aussieht wie der Andas in meiner eigenen Welt. Bis jetzt habe ich immer gedacht, daß ich ein menschliches Lebewesen sei!«
»Du bist ein menschliches Wesen! Und du bist Andas …«
»Nein!« stöhnte er. »Kein menschlicher Körper hätte die radioaktiven Strahlen ausgehalten. Verstehst du nicht? Ich bin kein menschliches Wesen!«
»Bruder!« Eine behaarte Hand schien aus dem Nichts zu kommen und legte sich auf seine Schulter. Andas drehte sich zu Yolyos um.
»Erzähle ihr die ganze Geschichte«, bat er den Salariki. »Sie darf nicht glauben, daß ich …«
»Er hat mir alles erzählt, Andas. Als wir glaubten, daß du nicht wiederkommst, hat er mir alles erzählt. Glaubst du, daß die Mediziner bei ihren Untersuchungen nichts gemerkt hätten, wenn du ein Androide wärst? Sie glauben, daß du dadurch, daß du die Old Woman vernichtet hast, geheilt worden bist. Sie sind überzeugt davon, daß dich das gerettet hat.«
»Sie haben wahrscheinlich noch nie etwas mit Androiden zu tun gehabt.«
»Niemand kann einen Androiden so menschlich machen. Glaube daran, daß du ein Mann bist«, bat sie ihn.
Als er daraufhin den Salariki anschaute, lächelte dieser.
»Wenn du ein Androide bist, bin ich auch einer; aber wir scheinen beide menschlich genug zu sein, um uns nicht von Menschen zu unterscheiden. Ist es dann nicht gleichgültig, Bruder? Es hat uns zweimal das Leben gerettet, und dafür sollten wir dankbar sein.«
»Sei dankbar und glücklich …« Sarah lehnte sich über ihn. Ihre warmen Lippen berührten seinen Mund.
Er gab es auf. Er war menschlich genug, um menschlich zu sein.
Daran mußte er glauben.
ENDE
Als nächstes Terra-Taschenbuch erscheint:
EINSTEIN, ORPHEUS
UND ANDERE
von Samuel R. Delany
Er ist ein Wanderer zwischen den Zeiten –
zwischen der Zukunft und der Vergangenheit
Wanderung zwischen den Zeiten
Der junge Lo Lobey ist ein Mutant. Er und andere seiner Art sind die neuen Erben der Erde. Sie haben eine Welt übernommen und bevölkert, die von den Menschen längst verlassen ist. Doch sie verfolgen Ziele, die auch den früheren Bewohnern der Erde erstrebenswert erschienen.
Lo Lobey, einem neuen Orpheus gleich, der Eurydike sucht, verläßt sein stilles Dorf, durchquert gefährliche Dschungel und Wüsten, erlebt den Irrsinn einer Superstadt und begegnet den lebenden Toten.
Terra-Taschenbuch Nr. 231 in Kürze überall im Zeitschriften- und Bahnhofsbuchhandel erhältlich. Preis DM 2,80.
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