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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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teilnehmen würde. Lehane war skeptisch gewesen. Es gab einfach nicht genug Überlebende des 6. Bataillons, als dass man immer wieder zufällig auf einen stoßen würde, und das galt erst recht für einen überhaupt nicht asiatisch aussehenden Mann mit dem Nachnamen Toshima.
    Kurz danach hatte sich Lehane mit »Toshima« getroffen und ihm den Namen eines frei erfundenen Colonels hingeworfen, um zu sehen, ob er anbiss. Er hatte nicht angebissen. Nach der Begegnung hatte Lehane seinen Sicherheitschef Matt Jensen aufgefordert, im UNE-Netzwerk alles über das 6. Bataillon herauszufinden. Einen Hiroki Toshima hatte es dort nie gegeben. Aber es gab ein Foto von einem Obergefreiten namens H. Harris Creek, etwas jünger und schlanker, aber unzweifelhaft der Mann, mit dem Lehane soeben gesprochen hatte. Ja, er war wirklich ein Überlebender des Sechsten. Und ein Träger des Großen Verdienstordens. Nur nicht unter dem Namen, den er derzeit benutzte.
    Bei seinen Recherchen förderte Jensen auch den Grund dafür zutage. Creek und seine Freundin wurden in Verbindung mit einer Schießerei in einem Washingtoner Einkaufszentrum gesucht. Danach waren vier Männer – mit sehr ergiebigen Polizeiakten – tot und noch ein paar andere verletzt gewesen. Außerdem schien Creeks Freundin bei einem Gerichtsverfahren, das die niduanische Regierung angestrengt hatte, eine Rolle gespielt zu haben. Jensen ging nicht näher darauf ein, aber er äußerte die Ansicht, dass die beiden offenbar so etwas wie Betrüger waren. Als Lehane von Jensen über all das informiert worden war, hatten sie bereits Kurs auf Brjnn gesetzt, und ihr Zeitplan war zu knapp, um noch einen Zwischenstopp einlegen zu können und die beiden von Bord schaffen zu lassen. Lehane wies Jensen an, die Behörden auf Phoenix zu informieren, ihrer nächsten UNE-Haltestelle. Dort würde man das Pärchen diskret aus dem Schiff holen. Bis dahin sollten die beiden die Reise genießen. Trotzdem sollte Jensen sie im Auge behalten, damit keine Passagiere unter ihren verbrecherischen Neigungen litten.
    Danach hatte Lehane kaum noch an die beiden gedacht, bis die Neverland aus dem N-Raum gefallen war und von einem niduanischen Kriegsschiff erwartet wurde, das ihre Kommunikation blockiert hatte. Lehane hatte unverzüglich die Brücke verbarrikadiert und die Schiffsführung hinter luftdichten und bombensicheren Schotten eingeschlossen. Der Kommandant des Nidu-Schiffs hatte eine Botschaft geschickt, in der er die Kapitulation von Creeks Freundin Robin Baker verlangte (mit der sich die Nation der Nidu im Kriegszustand befand, wie es hieß). Man wollte wissen, wo sich ihre Kabine befand, und die Neverland sollte den Shuttlehangar öffnen, damit ein Trupp Soldaten an Bord gehen konnte, der sich bereits auf dem Weg zum Kreuzfahrtschiff befand. Wenn irgendeine dieser Forderungen nicht erfüllt wurde, hätte das zur Folge, dass das Kriegsschiff das Feuer auf die Neverland eröffnen würde. Lehane gehorchte, nannte die Nummer von Bakers Kabine und gab dem Hangarpersonal die Anweisung, mit der Einschleusung zu beginnen.
    »Wenn wir ihnen die beiden überlassen, glauben Sie, dass wir es dann überstanden haben?«, wollte Picks von Lehane wissen, während sie beobachteten, wie das Shuttle in den Hangar der Neverland einflog.
    »Sie haben uns von jeder Kommunikation abgeschnitten, als wir in den Realraum eingetreten sind«, sagte Lehane. »Niemand weiß, dass wir hier sind. Ich glaube nicht, dass sie irgendwem erklären werden, dass wir überhaupt je hier waren.«
    Dann hatte er Creek über Kommunikator angerufen. Die Nidu blockierten die externen Kanäle, aber private Kommunikatoren arbeiteten auf kurze Distanz über ein direktes Verbindungsprotokoll und sendeten auf ganz anderen Frequenzen, die glücklicherweise nicht gestört waren. Während der Captain und seine Leute verfolgten, wie Creek und Robin den Nidu-Soldaten entwischten (beziehungsweise in drei Fällen nicht entwischten), wurde Lehane klar, dass sein Sicherheitschef danebengelegen hatte. Was auch immer der Grund war, weswegen Creek und Baker in Schwierigkeiten steckten, simpler Betrug war es auf gar keinen Fall.
    »Der Lift hat das Promenadendeck erreicht«, meldete Picks.
    »Es geht los«, sagte Lehane. »Schauen wir mal, ob dieser Typ weiterhin so viel Glück hat.«

    »Da geht’s lang«, sagte Robin und zeigte auf die erleuchteten Pfeile am Boden des ansonsten düsteren Promenadendecks. »Jetzt müssen wir nur noch hinkommen.«
    Creek

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