Androidenträume
in die Knie. »Was sollte das?«, fragte er.
»Die Schuhe funktionieren nicht mehr«, sagte Robin.
»Stimmt«, sagte Creek. »Wir sind zu weit vom WallBall-Kubus entfernt. Tut mir leid, was passiert ist.«
»Wer bist du wirklich?«, fragte Robin. »Jetzt mal ganz ehrlich. Wer zum Geier bist du, und was hatte das gerade zu bedeuten, und warum wollen irgendwelche Leute mich plötzlich umbringen, und was geht hier verdammt noch mal eigentlich vor sich?«
Der letzte Teil war ein hysterisches Kreischen. Creek griff nach ihrer Hand, um sie beruhigend zu tätscheln. »Atme tief durch«, sagte er. »Entspann dich.«
Robin schlug seine Hand weg. »Vergiss es! Wie soll ich mich entspannen? Eben haben sechs Kerle mit Schusswaffen versucht, mich zu töten! Ich musste durch ein Dachfenster springen, um ihnen zu entkommen. Und jetzt bringst du mich weiß der Geier wohin, und eigentlich sollte ich jetzt ganz laut schreien, damit sich die Leute hier auf dich stürzen und dich fertigmachen. Wenn du mir nicht sagst, wer du wirklich bist und was los ist, und zwar sofort, werde ich es tun, das schwöre ich!«
»Ich habe dir schon in der Mall gesagt, wer ich bin und worum es geht«, erwiderte Creek. »Ich hatte den Eindruck, du hättest alles geschluckt.«
»Nur weil ich es für einen Scherz gehalten habe.«
»Wie bitte?«, fragte Creek verblüfft.
»Mein Gott, Harry! Plötzlich taucht irgendein Kerl auf und erzählt mir, dass ich in Gefahr bin, und du erzählst mir irgendwas von einem Krieg. Das konnte doch nur ein Scherz sein! Ich dachte mir, dass ich bei Versteckte Kamera oder etwas in der Art bin. Ich habe nur mitgemacht, um kein Spielverderber zu sein. Ich habe die ganze Zeit nach dem Drehteam gesucht.
Entweder das oder du warst nur irgendein Angeber, der mich zusammen mit einem Kumpel verarschen will. Worauf ich den Wachschutz der Mall alarmiert hätte, damit du verhaftet wirst. Auf jeden Fall habe ich keinen Moment daran geglaubt, dass es echt ist. Ich hätte doch nie im Leben Scherze darüber gemacht, wenn es echt gewesen wäre, Mann!«
»Das tut mir leid, Robin.« Creek zog seine Brieftasche und seinen Kommunikator hervor und gab Robin beides. »Da sind alle meine Ausweise drin. Schau sie dir an. Und dann nimm meinen Kommunikator, wie ich schon einmal gesagt habe, ruf die Auskunft an und lass dich mit dem Außenministerium verbinden. Sag, dass du Ben Javna sprechen willst. Sag ihm, wer du bist. Er wird dir alles bestätigen, wer ich bin und was ich dir erzählt habe.« Dann stand Creek auf.
»Was hast du vor?«, fragte Robin.
»Ich werde mich ans andere Ende des Waggons setzen, möglichst weit weg von dir, solange du dich in meiner Nähe nicht sicher fühlst. Jetzt mach, was ich gesagt habe. Sieh dir alles an und sprich mit Ben.« Creek ging zu einem anderen Platz. Ein paar Minuten später hielt der Waggon an, und Passagiere stiegen ein und aus. Creek sah, dass Robin sitzen geblieben war. Das nahm er als gutes Zeichen.
»Harry!«, rief Robin nach einer Weile.
»Ja?«
Robin kam zu ihm herüber und stellte sich neben seinen Platz. »Der Typ, den ich anrufen soll, heißt Ben Javna, nicht wahr?«
»Richtig.«
»Dein Kommunikator sagt, dass du gerade eine Textnachricht von ihm bekommen hast.«
»Wie lautet sie?«
»Soll ich deine privaten Nachrichten lesen?«
»Wenigstens diese eine.« Creek beobachtete, wie Robin eine Taste drückte und die Nachricht überflog.
»Was hat er geschrieben?«
Robin setzte sich neben Creek und gab ihm den Kommunikator. Creek las die Nachricht.
STECKEN TIEF IN DER SCHEISSE, stand auf dem Display. RUF NICHT AN. TAUCH AB. NIMM DEINE FREUNDIN MIT.
Creek klappte den Kommunikator zu und sah Robin an. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber sie hob eine Hand.
»Nein, Harry«, sagte sie. »Ich glaube dir. Ich bin überzeugt, dass du die Wahrheit sagst. Beantworte mir bitte nur eine Frage. Sag mir, ob ich diese Sache lebend überstehen werde.«
8
In seinen drei Amtszeiten als UNE-Abgeordneter sowie zwei darauf folgenden als UNE-Senator und seit seiner Ernennung zum Verteidigungsminister hatte sich Bob Pope den Ruf erworben, unnachgiebig zu sein und sich vor allem nichts von den Nidu gefallen zu lassen. Den ersten dieser Charakterzüge hätte Pope niemals abgestritten. Es war seine Standfestigkeit gewesen, die seine Wähler fünfmal honoriert hatten und ihm schließlich ein Ministeramt sowie zwischen seinen politischen Auftritten wahrlich unglaubliche Ehrungen verschafft
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