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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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ziemlich sicher, dass das Außenministerium der UNE keine brisanten Nachrichten über einen anonymen Remailer in Norwegen schicken würde. Wer auch immer Soram diesen Köder in den Schoß geworfen hatte, wusste, dass der Handelsminister nicht zu den Leuten gehörten, die die Herkunft einer Nachricht peinlich genau überprüften, bevor sie losmarschierten, um sich mit Ruhm zu bedecken und den eigenen Arsch zu retten. Es war jemand, der Soram gut kannte – oder zumindest gut genug.
    Natürlich hegte Javna bereits einen Verdacht. Mit ziemlicher Sicherheit steckten Minister Pope und seine Marionette Dave Phipps hinter dieser Sache. Sie hatten die Mittel und das Motiv, Creek bei seinen Ermittlungen Schritt für Schritt auf den Fersen zu bleiben. Dann war da noch das beständig warmherzige Verhältnis zwischen dem Verteidigungsministerium und Jean Schroeder sowie dem Amerikanischen Institut für Kolonisation. Creek hatte die Verbindung zwischen Schroeder und diesem Idioten Dirk Moeller aufgedeckt, und es war so gut wie sicher, dass es eine direkte Verbindung zwischen Schroeder und Pope oder Phipps oder zu beiden gab. Offiziell hatte das AIK keinen guten Ruf in der Webster-Regierung, aber inoffiziell klebten Leute wie Schroeder und Organisationen wie das AIK wie Rankenfüßer am Staatsschiff. Man konnte sie nicht einfach mit einem Wasserstrahl abspülen; sie ließen sich nur mit drastischen Maßnahmen entfernen.
    Abgesehen von der Frage wer stellte sich die nach dem Warum. Im Idealfall würde sich Creek in diesem Moment bemühen, Miss Baker zu überzeugen, der Menschheit aus der Patsche zu helfen, und das Außenministerium würde eine Möglichkeit finden, wie sie ihre Rolle bei der Krönungszeremonie der Nidu spielte, ohne dass sie nach dieser Erfahrung mit einem lebenslangen Trauma zu kämpfen hatte. Mit anderen Worten, wer auch immer Soram hinters Licht geführt hatte, hatte ihm letztlich nur eine Nachricht geschickt, die das Außenministerium höchstens einen Tag später von selbst geschickt hätte, wenn alles gut lief. Wenn es sich um Sabotage handelte, ergab sie eigentlich keinen Sinn. Es sei denn, wurde Javna plötzlich klar, der Unbekannte wusste, dass das Mädchen auf gar keinen Fall an der Zeremonie teilnehmen konnte.
    Javna sah auf die Uhr. Inzwischen mussten sich Harry und das Mädchen zu ihrem Rendezvous in der Mall getroffen haben. Er griff nach seinem Schreibtischkommunikator, um Creek anzurufen, doch im gleichen Moment meldete sich seine Assistentin Barbara über die interne Verbindung. »Der Nidu-Botschafter ist hier und möchte Sie sprechen, Sir«, sagte sie.
    Scheiße, dachte Javna. Plötzlich rannte ihm die Zeit davon.
    »Schicken Sie ihn bitte herein«, sagte er und tippte schnell eine Nachricht an Creek in seine Tastatur. Javna hatte das unangenehme Gefühl, dass Creek und die geheimnisvolle Miss Baker in ernsthafte und möglicherweise tödliche Gefahr geraten würden. Vorläufig – zumindest so lange, bis Javna herausgefunden hatte, wer die Störfaktoren in die Gleichung eingebracht hatte und warum – wäre es besser und sicherer, wenn Creek und das Mädchen abtauchten.
    Javna zweifelte nicht daran, dass Creek sich unsichtbar machen konnte, aber er hoffte, dass er ihn wiederfinden würde, wenn er ihn brauchte, was vermutlich schon sehr bald der Fall sein würde.
    Javna schlug auf die »Senden«-Taste, als sich im selben Augenblick die Tür zu seinem Büro öffnete, und fluchte innerlich, noch während er aufstand, um Narf-win-Getag zu empfangen. Dass Creek und Baker von der Bildfläche verschwanden, war so ziemlich die ungünstigste Entwicklung, die er sich ausgerechnet zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorstellen konnte. Der einzige Vorteil war, dass die beiden auf diese Weise möglicherweise am Leben blieben.
    Viel Glück, Harry, dachte Javna, als er seinen Gesichtszügen ein freundliches Lächeln aufzwang. Pass gut auf dich auf, wo auch immer du gerade steckst.

    »Wo zum Henker steckt er?« Rod Acuna zwängte sich durch die Tür des Apartments, dicht gefolgt von Takk, und baute sich vor Archie am Computer auf. Archie starrte Acuna mit weit aufgerissenen Augen an, weil der Mann aussah, als wäre er mitten in eine Horde großer Raubtiere geraten. Acuna versetzte Archie mit der gesunden Hand einen Schlag gegen die Schläfe. »Wo zum Henker ist Creek?«, fragte er noch einmal.
    Die Kopfnuss weckte Archie aus seiner Benommenheit. »Er sitzt in der U-Bahn«, sagte er. »Ich peile ihn und das Mädchen über

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