Androidenträume
Unterschrift versendet und gespeichert. Ich habe seinem Kreditkartenunternehmen einen kleinen Besuch abgestattet, um mir mehrere Proben seiner Unterschrift anzusehen, dann ein aussagekräftiges Handschriftprofil von diesem Albert erstellt und es schließlich mit den Unterschriften in der Datenbank für die Verwaltung der vom Staat ausgestellten Personalausweise verglichen.«
»Eine gute Idee«, sagte Creek.
»Danke«, sagte Brian. »Außerdem ist es schrecklich illegal und eine Riesenarbeit, weil es gegenwärtig 250 Millionen Amerikaner männlichen Geschlechts gibt. Aber zum Glück bin ich jetzt ein Computer. Und nach der Abgleichung der DNS-Daten war es vergleichsweise ein Kinderspiel.«
»Wer ist der Mann?«
»Ich bin mir zu dreiundneunzig Prozent sicher, ihn identifiziert zu haben.« Brian sendete ein Bild, das auf dem kleinen Display des Kommunikators dargestellt wurde. »Alberto Roderick Acuna. Ich sage dreiundneunzig Prozent, weil die gespeicherten Handschriften nicht alle Informationen enthalten, die ich eigentlich brauche. Wenn man bei einem Kauf auf dem Kreditkartenlesegerät unterschreibt, wird der Druck nicht gemessen, den man an verschiedenen Stellen des Schriftzugs ausübt. Ich musste von Schätzungen ausgehen, die auf einem allgemeinen statistischen Modell beruhen. Was es für Handschriften bisher noch gar nicht gab, wie ich anmerken sollte. Während deiner Abwesenheit war ich sehr fleißig.«
»Gute Arbeit«, lobte Creek. »Das ist der Mann.«
»Dann möchte ihr dir herzlich gratulieren, weil du dich mit einem ausgeprägten Gewinnertyp angefreundet hast. Dieser Acuna war Soldat im Ranger-Regiment – zufällig kämpfte auch er bei der Schlacht von Pajmhi mit –, wurde dann aber unehrenhaft entlassen. Ihm wurde vorgeworfen, für einen Schweber-Unfall verantwortlich gewesen zu sein, bei dem sein Colonel ums Leben kam. Er wurde vor Gericht gestellt, dann aber freigesprochen. Anscheinend gab es zu wenig Beweise. Unmittelbar nach der Entlassung saß er wegen Körperverletzung neunzig Tage im Gefängnis, weil er den Assistenten der damaligen Kongressabgeordneten Burns verprügelt hat. Ich bin mir sicher, es war reiner Zufall, dass sich Acuna diesen Assistenten kurz vor einer Abstimmung über Zölle auf niduanische Textilimporte zur Brust genommen hat. Burns setzt sich normalerweise für den Freihandel ein, aber in diesem Fall stimmte sie anders als sonst ab. Seit er wieder auf freiem Fuß ist, hat er als Privatdetektiv gearbeitet. Es dürfte dich interessieren, dass einer seiner größten Klienten das Amerikanische Institut für Kolonisation und dessen Leiter Jean Schroeder ist. Außerdem hat die Polizei von D.C., Maryland und Virginia sowie das FBI der USA und der UNE mehr oder weniger kontinuierlich gegen Acuna ermittelt. In mehreren Vermisstenfällen ist er ein wichtiger Verdächtiger. Zweifellos ist ebenfalls reiner Zufall, dass die betreffenden vermissten Personen allesamt dem AIK beziehungsweise Schroeder Schwierigkeiten gemacht haben.«
»Mir scheint, dass wir die nächsten Vermisstenfälle auf der Liste werden sollten«, sagte Creek. »Acuna hat in der Mall auf uns gewartet.«
»Hast du ihn getötet?«, fragte Brian.
»Ich glaube nicht, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er im Moment topfit ist. Apropos…« Creek kramte in seiner Hosentasche und zog den Ausweis von Agent Dwight hervor. »Könntest du mal in der FBI-Datenbank nachsehen, ob es dort irgendetwas über einen Agenten namens Reginald Dwight gibt?«
»USA oder UNE?«, fragte Brian.
»USA.«
»Gut. Ich hatte dort bereits nach Informationen über Acuna gesucht, so dass ich ziemlich schnell wieder reinkommen müsste. Warte eine Sekunde. Ich kann mir vorstellen, dass auch dieser Name gefälscht ist, zumal es der bürgerliche Name eines Komponisten aus dem zwanzigsten Jahrhundert ist, der unter dem Künstlernamen Elton John auftrat.«
»Nie von ihm gehört«, sagte Creek.
»Aber klar doch«, erwiderte Brian. »Erinnerst du dich an die Kinderliedersammlung, die ich mit sieben Jahren ständig gehört habe? ›Rocket Man‹? Ich liebe diese Melodie.«
»Für einige von uns liegt es schon etwas länger zurück als für andere.«
»Wie auch immer«, sagte Brian. »Jedenfalls habe ich mich getäuscht. Ich sehe gerade, dass es tatsächlich einen FBI-Agenten namens Reginald Dwight gab. Aber ich bezweifle, dass du mit ihm zu tun hattest, weil Agent Dwight vor drei Jahren ums Leben kam. Einer von diesen Militärwichsern in
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