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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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der Mitglieder im einzelnen, als Gruppe die vorhandene Information in mehreren Punkten völlig falsch beurteilte.
    Man muß dabei an Montaignes bissige Bemerkung denken: »Menschen, die unter Druck stehen, sind Narren, die sich selbst etwas vormachen.« Das Wildfire-Team arbeitete sicherlich unter erheblichem Druck, aber man war auch auf Fehler vorbereitet. Die Männer hatten sogar vorausgesagt, daß sich Fehler einschleichen würden. Was sie nicht vorhersehen konnten, war das bestürzende Ausmaß ihres folgenschweren Irrtums. Sie konnten nicht damit rechnen, daß sich ihr Fehler schließlich zusammensetzen würde aus einem Dutzend übersehener Fingerzeige, aus einer Handvoll entscheidender Fakten, die man beiseitegeschoben hatte.
    Das Team hatte, was auch das Auge hat: einen blinden Fleck. Stone drückte es später so aus: »Wir waren ganz auf unser Problem eingestellt. Alles, was wir taten, war darauf gerichtet, eine Lösung zu finden, ein Mittel gegen die Andromeda-Krankheit. Und wir waren natürlich auf das fixiert, was in Piedmont geschehen war. Wir hatten das Gefühl, daß es keine Lösung geben konnte, wenn wir nicht eine fänden – und daß dann die ganze Welt so enden müßte wie Piedmont. Jeder andere Gedanke erschien uns als abwegig –«
    Bei den Kulturen begann dann der Irrtum ernste Ausmaße anzunehmen.
    Stone und Leavitt hatten von der Kapsel Tausende von Proben für Kulturen entnommen. Diese waren einer Vielzahl unterschiedlicher Bedingungen hinsichtlich Atmosphäre, Temperatur und Druck ausgesetzt worden. Die Ergebnisse konnte nur noch ein Computer analysieren. Nach dem Programm wachstum/transmatrix druckte der Computer nicht das Ergebnis aller möglichen Wachstumskombinationen aus, sondern nur die signifikant positiven und negativen Ergebnisse. Zuvor hatte er jede einzelne Petrischale automatisch gewogen und jede entstandene Kolonie mit Hilfe seines photoelektrischen Auges begutachtet. Als sich Stone und Leavitt daranmachten, die Ergebnisse zu sichten, entdeckten sie mehrere überraschende Trends. Die erste Folgerung war, daß der Nährboden überhaupt keine Rolle spielte: Der Organismus gedieh gleich gut auf Zucker, Blut, Schokolade, reinem Agar oder blankem Glas. Wohl aber war die Zusammensetzung des Gases, das auf die Proben eingewirkt hatte, ebenso entscheidend wie das Licht.
    Ultraviolettes Licht förderte unter sämtlichen Bedingungen das Wachstum. Völlige Dunkelheit – in geringerem Maße auch infrarotes Licht – hemmte das Wachstum. Sauerstoff hemmte das Wachstum in allen Fällen, während Kohlendioxid anregend wirkte. Stickstoff hatte keinerlei Wirkung.
    Die besten Wachstumsergebnisse waren demnach in hundertprozentig reinem Kohlendioxid bei ultravioletter Bestrahlung erzielt worden. Das schwächste Wachstum zeigte sich in reinem Sauerstoff bei völliger Dunkelheit.
    »Was halten Sie davon?« fragte Stone.
    »Sieht nach reiner Umsetzung aus«, sagte Leavitt. »Ich weiß nicht recht.«
    Stone gab dem Computer die Koordinaten für einen Wachstumstest bei geschlossenem Stoffkreislauf ein. Bei einem solchen Test wird der bakterielle Stoffwechsel untersucht, indem man die Aufnahme von Gasen und Nährstoffen sowie die ausgeschiedenen Abfallprodukte mißt. Durchgeführt wird das in einem völlig abgeschlossenen Gefäß. In einem solchen System wird zum Beispiel eine Pflanze Kohlendioxid aufnehmen und Wasser sowie Sauerstoff ausscheiden.
    Doch bei der Untersuchung der Andromeda-Organismen fanden sie etwas ganz Ungewöhnliches heraus: Der Organismus lieferte keinerlei Abbauprodukte. In einem Brutraum, der nur Kohlendioxid bei Ultraviolett-Licht enthielt, wuchs er gleichmäßig, bis alles Kohlendioxid aufgebraucht war. Dann hörte das Wachstum auf. Und es waren nicht die geringsten Ausscheidungen nachweisbar, weder in Form von Gas noch von irgendwelchen Abfallstoffen. Keinerlei Abfall.
    »Extremer Wirkungsgrad«, bemerkte Stone.
    »Das war zu erwarten«, erwiderte Leavitt. Dieser Organismus hatte einen denkbar hohen Grad von Anpassung an seine Umwelt erreicht: Er verbrauchte alles und vergeudete nichts. Das waren die perfekten Voraussetzungen für die Existenz im leeren Raum. Stone dachte eine Weile darüber nach. Dann schlug es bei ihm ein wie eine Bombe. Gleichzeitig zündete es auch bei Leavitt. »Großer Gott!«
    Leavitt griff bereits nach dem Telefon. »Verbinden Sie mich mit Robertson«, sagte er. »Aber sofort.«
    »Unglaublich«, sagte Stone leise. »Kein Abfall. Der Organismus braucht

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