Andromeda
auseinandergerissen?«
Der Mann zuckte die Achseln. »Es muß irgendeine chemische Reaktion gewesen sein. Vielleicht Säure. Oder starke Hitze. Oder …«
»Oder?«
»Ein Mikroorganismus, glaube ich. Wenn es einen gäbe, der Plastik frißt. Verstehen Sie, was ich damit meine?«
»Ja. Ich denke, ich verstehe, was Sie meinen.« Er verließ die Halle und ging zu dem Fernschreiber, der in einem anderen Teil des Gebäudes untergebracht war. Dort schrieb er eine Mitteilung für das Wildfire-Team und gab sie dem Techniker zum Absetzen.
Während er warten mußte, fragte er: »Ist denn noch keine Antwort eingegangen?«
»Eine Antwort, Sir?« fragte der Techniker.
»Von Wildfire«, verdeutlichte Manchek. Es erschien ihm unfaßbar, daß niemand auf den Absturz des Phantom Jägers reagierte. Die Zusammenhänge lagen doch auf der Hand.
»Wildfire, Sir?« fragte der Techniker unsicher.
Manchek rieb sich die Augen. Er war müde. Und er mußte vorsichtig mit dem sein, was er sagte.
»Hat nichts zu sagen«, murmelte er. »Vergessen Sie’s.«
Nach seiner Unterhaltung mit Peter Jackson suchte Hall Burton auf. Der war im Autopsieraum und ging noch einmal seine Präparate vom Vortag durch. »Etwas gefunden?« fragte Hall.
Burton trat mit einem Seufzer vom Mikroskop zurück. »Nein. Nichts.«
»Ich muß dauernd an die Geistesstörungen denken«, sagte Hall. »Die Unterhaltung mit Jackson hat mich wieder darauf gebracht. An diesem Abend sind in Piedmont viele Leute verrückt geworden – oder zumindest reagierten sie verrückt und neigten zu Selbstmord. Viele dieser Leute waren alt.«
»Und?« fragte Burton stirnrunzelnd.
»Alte Menschen sind wie Jackson«, fuhr Hall fort. »Vieles funktioniert bei ihnen nicht mehr so richtig. Der Körper weist die verschiedensten Defekte auf. Die Lungen sind angegriffen. Das Herz ist geschwächt. Die Leber hat einen Knacks. Die Blutgefäße sind verkalkt.«
»Und dadurch ändert sich der Krankheitsverlauf?«
»Vielleicht. Ich komme von diesem Gedanken nicht mehr los. Wodurch wird ein Mensch so plötzlich geistesgestört?«
Burton schüttelte den Kopf.
»Da ist noch etwas«, sagte Hall. »Jackson erinnert sich, daß einer kurz vor seinem Tode sagte: ›O Gott, mein Kopf!‹«
Burton starrte ins Leere. »Kurz vor dem Tod?«
»Unmittelbar davor.«
»Denken Sie an eine Blutung?«
Hall nickte. »Sieht ganz danach aus. Man sollte diese Möglichkeit wenigstens überprüfen.«
Wenn die Andromeda-Organismen aus irgendeinem Grunde eine Blutung im Hirn hervorriefen, konnte es leicht zu plötzlichen, ungewöhnlichen Geistesstörungen kommen. »Aber wir wissen doch bereits, daß der Organismus eine Gerinnung …«
»Ja«, unterbrach ihn Hall. »Bei den meisten Opfern. Aber nicht bei allen. Einige bleiben am Leben. Andere werden verrückt.«
Burton nickte. Dann wurde er plötzlich ganz aufgeregt. Angenommen, der Organismus greift die Blutgefäße an. Eine solche Schädigung muß die Gerinnung auslösen. Sobald die Wand eines Blutgefäßes reißt oder angeschnitten wird oder verbrennt, setzt auf der Stelle die Gerinnung ein. Zuerst legen sich Blutplättchen um die Verletzung, schützen die Stelle und verhindern Blutverluste. Dann sammeln sich die roten Blutkörperchen ah. Danach verbindet ein Netz aus Fibrin all diese Elemente. Schließlich verfestigt sich die geronnene Masse. Das ist der normale Ablauf.
Aber wenn es sich um eine ausgedehnte Schädigung handelt, die an den Lungen beginnt und sich von dort ausbreitet … Hall fuhr fort: »Ich frage mich, ob unser Organismus nicht die Gefäßwände angreift. In diesem Fall würde er die Gerinnung auslösen. Wird die Gerinnung jedoch bei einzelnen Personen verhindert, dann frißt der Organismus vielleicht weiter und verursacht bei diesen Opfern innere Blutungen.«
»Und Geistesstörungen«, sagte Burton. Er suchte hastig in seiner Sammlung von Glasscheibchen. Er fand drei vom Gehirn und prüfte sie. Kein Zweifel.
Der pathologische Befund war eindeutig: In die innersten Schichten der cerebralen Blutgefäße waren kleine grüne Flecken eingelagert. Burton zweifelte nicht daran, daß sie – bei stärkerer Vergrößerung betrachtet – eine sechseckige Form aufweisen würden.
Rasch suchte er weitere Proben von Blutgefäßen der Lunge, Leber und Milz heraus. In einigen Fällen entdeckte er grüne Einlagerungen in den Gefäßwänden, aber nie so ausgedehnt wie in den Gefäßen des Gehirns.
Der Andromeda-Organismus schien eine Vorliebe für
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