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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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hinunter, in die Richtung, aus der ich gekommen war. Ich vermochte nicht zu erkennen, welches dort hinten mein Haus war. Nach meinem mir nun normal erscheinenden unterirdischen Marschtempo von etwa einer Stunde würden es etwa fünf Kilometer bis dort sein. Und eigentlich sah ja ein Gebäude wie das andere aus, wenn es nicht gerade von besonders auffälligen Schäden gekennzeichnet war.
    Auch von den Bergen sah ich hier von der Straße aus nicht viel. Die Häuser versperrten die Sicht, und nur vorn, wo sich die Straße perspektivisch verlor, stieg eine Kette von Tafelbergen in den Himmel.
    Dorthin werde ich wandern, entschied ich mich. Morgen!
    Ich stand dann noch eine Weile so da und hatte das Gefühl, als hätte ich die ganze Stadt erobert. Eine Stadt für Jorge Stenström allein!
    Aber das war es ja wohl gerade: Stenström allein! Auch jetzt wieder. Kein Wesen, kein Strauch, nicht einmal einer jener Zuckerhüte, die ich in meiner ersten Nacht hier beobachtet hatte.
    Ich zuckte die Schulter und machte mich auf den Rückweg. Die Nacht konnte nicht mehr fern sein. Diesmal nahm ich die Flaschen mit.

IV
    Ich hatte mich auf einen Zweitagemarsch vorbereitet. Bezüglich der Speisen war das kein Problem. Ich hatte nur lange genug warten müssen, dann aber sechs ordentliche Portionen beieinander gehabt, die ich in Trockentücher aus dem Vorratsraum einwickelte. Schwierig blieb es nach wie vor mit den Getränken. Ich hatte nun zwar die leeren Flaschen zurückgestellt, aber mehr als fünf waren es eben nicht, und mehr gab die Kiste auch nicht her. Auf die Dauer gesehen war das ein unhaltbarer Zustand. Er fesselte mich allzu eng an die Wohnung. Wenn ich das nicht zu ändern vermochte, würde ich mich niemals weiter als höchstens fünfzig Kilometer von der Stadt entfernen können. Denn einer Tatsache war ich nun fast gewiß: Es gab kein Wasser auf diesem Planeten, jedenfalls nicht da, wo ich mich befand. Und das war schlimm.
    Ich hatte es erkannt, als ich am Ende der Straße angelangt war. Die letzten Häuser hatte ich links und rechts zurückgelassen – es waren eigentlich gar keine richtigen Häuser mehr, nur bizarre Trümmerhaufen –, und dann hatte der Straßenbelag sehr sauber und sehr ordentlich einfach aufgehört, so wie ehemals die Startbahnen irdischer Flugplätze mitten im freien Feld endeten. Nicht einmal eine Art Trampelpfad führte weiter. Vor mir lag ein weitgeschnittenes, sanft ansteigendes Tal. Ich war im Bereich der Tafelberge angelegt, die allerdings nach allen Seiten hin noch weit entfernt waren. Das ganze Tal aber war nichts weiter als eine einzige Sandwüste. Wenn es hier geregnet hätte, wenn hier Wasser geflossen wäre, und sei es auch nur vor zehn Jahren das letztemal gewesen, dann hätte die Straße nicht so glatt und unvermittelt direkt in den Sand übergehen können. Dann wäre sie abgebröckelt, an ihren Rändern ausgewaschen gewesen, dann hätte auch Sand auf sie hinaufgeschwemmt werden müssen, und das Tal selbst hätte Strömungsfurchen und Rillen vorgewiesen. Nichts von alledem. Auf der Straße lagen nur die Trümmerbrocken der Häuser, und das Tal wies eine einzige glatte, öde Fläche vor, auf der nur der Wind sein Wesen trieb. Und der war nicht sehr stark. Ich glaubte auch nicht, daß er jemals stark sein würde. Er wehte eben nur so vor sich hin, hatte auch, soweit ich das in den wenigen Tagen hatte beobachten können, ständig die gleiche Richtung, nämlich aus der Stadt hinaus den Bergen entgegen, und er wurde wohl nur genährt von den relativ geringen Temperaturschwankungen auf diesem merkwürdigen Himmelskörper. Das hatte ich ebenfalls schon herausgefunden.
    Die Mittagstemperaturen mochten etwa achtzehn Grad Celsius erreichen, die der späten Nacht vielleicht zwölf. Das war nicht sonderlich warm, weder tagsüber noch nachts, aber es war eben auch kein auffällig großer Gegensatz, wie er etwa das ausgeprägte Wüstenklima auf unserer Erde kennzeichnete. Dieser Sachverhalt ließ eine weitere Schlußfolgerung zu: Entweder besaß die hiesige Atmosphäre einen unverhältnismäßig hohen Anteil an Kohlendioxid, was einen gewissen Treibhauseffekt erklärt hätte, oder sie war von ungewöhnlicher Mächtigkeit, was ebenfalls die Wärmeabstrahlung während der Nacht weitgehend unterbinden mußte. Was aber die Richtung des Windes selbst anging, dieses stete Hinausblasen aus der Stadt, so war auch das nicht verwunderlich: Die Stadt war weiß, der Wüstensand und die Berge waren dunkel dagegen.

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