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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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einmal der Umstand, daß ich später, als ich meine Gedanken bis zu jener Vollkommenheit zu disziplinieren verstand, wie es der Umgang mit den Tantaliden erforderte, auch meinerseits die GROSSE AMÖBE zweckgerichtet anzureden vermochte und auf Fragen Antwort erhielt, vermochte den Eindruck zu löschen, daß alles nur ein Traum gewesen sei – jedesmal aufs neue geträumt. Ja, ich erhielt Antworten, sehr allgemeiner Natur freilich nur, doch dennoch, wenn man genauer darüber nachdachte, von unfaßbarer Konsequenz. Die AMÖBE sollte späterhin sogar meine Verbündete werden, eine Verbündete, die aus einem seltsamen Freund-Feind-Verhältnis ihrem eigentlichen Schöpfer und Meister gegenüber handelte. Wie gesagt, ich weiß es nicht.
    Ich weiß sogar bis auf den heutigen Tag nicht, welche Parameter die GROSSE AMÖBE bestimmten. Ich neige jetzt dazu, anzunehmen, daß sie metall-organischer Struktur und halbintelligent-selbständig war. Sie fungierte nicht bloß als Energietransformator der Tantaliden, sondern auch als Speicher ihres Wissens, ihrer Gedanken, Gefühle und Wünsche, vielleicht auch ihrer Träume. Sie war Gedächtnis, Archiv und vermutlich sogar Computer. Alles, was die Tantaliden nicht mehr zu tragen vermochten oder wollten, hatten sie ihr aufgeladen, ihrem gefügigen Werkzeug. Und wenn sie, jene uralten, eisgrauen Zyklopen, sich überhaupt eines Vergehens schuldig gemacht hatten, dann jenes, daß sie das Gefühlsvermögen einer Schöpfung, die aus ihren eigenen Händen hervorgegangen war, in so quälerischer Weise sich selbst überließen. Von mir selber will und kann ich nicht reden in diesem Zusammenhang; ich ging die Tantaliden nichts an, und sie handelten an mir, wie sie, ihrem selbstgewählten Gesetz entsprechend, handeln mußten. Ich besitze nicht das Recht, ihnen einen Vorwurf zu machen – die GROSSE AMÖBE aber besaß es. Das alles war mir natürlich in jenem Augenblick noch völlig unbekannt. Ich hockte da und stammelte lediglich vor mich hin: „Ich – weiß – doch – nicht!“
    „Sieh doch die Weite!“ sagte die AMÖBE in mir. „Sieh doch die Hoffnung! Laß doch nicht alles vergebens gewesen sein.“
    „Laß – mich – doch!“ stammelte ich wieder.
    „Und selbst wenn es eine Grenze gibt“, flüsterte die AMÖBE weiter, „laß uns doch erst hingelangen. Du darfst doch nicht aufgeben, nur weil die Grenzen errechenbar sind. Zwischen hier und dort liegt die Zeit. Laß uns doch wenigstens die Zeit erfüllen.“
    „Ich bin nicht der, den du meinst“, stöhnte ich. „Laß mich wirklich, ich bitte dich!“
    „Komm“, sagte die AMÖBE, „komm, träum mit mir. Die Träume sind dir doch geblieben und mir auch. Traum ist Erinnerung, und Erinnerung kann Ansporn sein.“
    Und dann verstummte sie, und es begannen jetzt wirklich Bilder in mir aufzusteigen, Visionen der verwegensten und verzweifeltsten Art, wie sie nicht einmal ein Drogenrausch hätte zustande bringen können.
    Ich ritt auf der AMÖBE über eine spiegelglatte Fläche aus Metall. Ich wußte, daß es überhaupt ein Metallplanet war, auf dem wir uns befanden. Eine zornige, kleine Sonne glutete im Zenit. Und die AMÖBE jubelte unter mir. Sie fluoreszierte nicht mehr schwächlich, nein, sie war das Licht selber. Flammend, gleißend und mich dennoch nicht versengend, schoß sie über den Metallboden hin, eine tiefe Fraßfurche hinter sich lassend. Und am Horizont wuchsen riesige Pilze in den Himmel. Ich wußte, daß dies vernunftbegabte Gewächse waren. Sie wiegten sich hin und her, streuten dunkle Wolken von Sporen aus und flüsterten miteinander. Ihr Flüstern steigerte sich zum Donnergrollen, je näher wir kamen. Ihre Stimmen wurden zum Schluß ein einziges Tosen und Brüllen, als wollten sie die Sterne vom Himmel herunterschreien. „Nimm uns mit!“ schrien sie. „Lehre uns die Bewegung! Wir wollen die Welt erschließen!“
    Dann brach Schwärze in mein Bewußtsein und gleich darauf erneute Helle. Gießbäche plätscherten um mich herum. Ich saß in den Klüften eines wüsten Gebirges. Eine große, grellblaue Sonne hing über dem Horizont. Unter mir weitete sich ein endloses Meer schwarzen Wassers. Die AMÖBE schlich am Strand entlang, müde, dem Verlöschen nahe. Fremdartige Schiffe kamen über die See daher. Hungrig wirkten sie und maßlos gierig. Sie trugen ballonartige Vorrichtungen, die halb an Segel erinnerten, halb an Rotoren. Die blaue Sonne irrlichterte in ihnen. Die AMÖBE aber buckelte sich auf, den Schiffen

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