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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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gelegentlich gegenseitig aus der Klemme halfen, aber trotzdem per Distanz miteinander verkehrten.
    Und abermals stand die Frage in mir auf: Warum waren die Tantaliden hierhergekommen? Ausgerechnet hierher, ins System der Sonne Larka? Sie waren von Milchstraße zu Milchstraße gesprungen, über einen unfaßbaren Abgrund von Zeit und Raum hinweg, bloß um hier nun von der Hilfsbereitschaft anderer zu leben. Ich verstand es genausowenig wie am ersten Tag.
    Ich kehrte dann heim, etwas beklommen und gar nicht so entschlußfreudig, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte. Ich schlief noch einmal richtig aus, verbrachte jedoch den folgenden Tag und auch die nächste Nacht in regelrechter Lethargie. Was sollte ich wirklich erreichen können? Ich allein und nur mit der AMÖBE zur Seite? Dennoch raffte ich mich schließlich auf und begann das, was zu beginnen mir unausweichlich schien. Abermals überschritt ich eine Grenze, doch ich weiß heute, daß es lediglich die logische Fortführung dessen war, was ich in Angriff genommen, als ich drunten im AMÖBEN-Saal unwillentlich den Alarm ausgelöst und danach die Tür zur letzten Tiefe des Planeten geöffnet hatte.
    Ich ging mit etwa zwei Tonnen AMÖBEN-Plasma in den Stollen hinein. Da ich nichts riskieren wollte, schritt ich der AMÖBE voraus, und sie folgte mir wie ein getreuer Hund seinem Herrn. Eine Lampe benötigte ich jetzt nicht mehr. Die AMÖBE warf genug Licht, um den Gang auf hundert Meter voraus zu erhellen.
    Die erste Schwierigkeit entstand, als wir in den Quecksilbersaal gelangten. Die AMÖBE schien geradezu Witterung aufzunehmen, überholte mich, schob mich einfach beiseite und gehorchte einfach nicht mehr. Sie begann, das weiße Bassin rings zu umfassen und gierig dem Metallspiegel entgegenzustreben. Zu spät erinnerte ich mich, daß es ihre bevorzugte Nahrung war, von den Tantaliden speziell für sie zusammengestellt. Die Metallegierung dort mußte den stärksten Anreiz in der Existenz der AMÖBE ausüben. Und schon begann sie von allen Seiten gleichzeitig über das Bassin hinwegzuwuchern, die gesamte metallene Oberfläche nach und nach bedeckend, und ich erinnere mich noch gut, daß ich sie direkt schmatzen hörte, wie sie sich so über diesen Leckerbissen hermachte.
    Ich vermochte gar nichts dagegen zu tun, nicht das geringste. Die AMÖBE jedoch nahm nach und nach einen so grellen grünen Glanz an, daß es direkt den Augen weh tat. Auch mein Dosimeter regte sich. Der Anzeigepunkt kletterte in die mittleren Röntgengrade hinauf, und dies wollte mir nun gar nicht gefallen. Außer Rand und Band geraten wie sie, die AMÖBE! Ich begann mir ernste Vorwürfe zu machen.
    Es war nachher eigenartig. Das Strahlen der AMÖBE erreichte sein Maximum, und da begann sie sich auch schon ganz von selbst vom Bassin zurückzuziehen. Sie war satt, hatte sich vielleicht sogar überfressen und schien das zu wissen. Ihre Masse hatte ein wenig zugenommen, doch ich erschrak, als ich nachher den Quecksilbersee wieder frei liegen sah. Sein Spiegel war um mindestens zwei Meter gesunken. Die AMÖBE mußte einige hundert Tonnen Metall aufgenommen haben!
    Ungläubig starrte ich den großen Plasmaklumpen an, der sich nun fast scheu in eine Ecke des Saales drückte. Er hatte jetzt wirklich etwas von einem Schäferhund an sich, der fühlt, daß er sich ungehorsam benommen hat, und dafür Prügel von seinem Herrn erwartet.
    Ich schüttelte den Kopf. Die AMÖBE war immer wieder für eine Überraschung gut. So etwas wie eben hatte ich noch nie mit ihr erlebt – vor allem nicht, daß sie, seit ihrer Erziehung, meinen Befehlen nicht gehorchte. Ich konnte nur hoffen, daß dieser Überfall keine nachteiligen Folgen für uns haben würde, etwa vorzeitig Gegenkräfte mobilisierte, die ich absolut nicht gebrauchen konnte. Nicht zu diesem Zeitpunkt jedenfalls und eigentlich überhaupt nicht.
    Geh herunter mit der harten Strahlung! dachte ich streng. Willst du mich verbrennen, AMÖBE?
    Sie gehorchte prompt. Der Glimmpunkt auf meinem Dosimeter erlosch, und dafür nahm die allgemeine Helligkeit der AMÖBE ein wenig zu. Sie war schon ein erstaunliches Instrument. Ich vernahm in mir ihr verhaltenes Stammeln: Zu viel Tantal! Lange nicht gewohnt! Es kam eben so…
    Die zweite Überraschung harrte meiner, als wir in den AMÖBEN-Saal eindrangen. Als ich den Treppenschacht verließ, war alles noch so, wie ich es gewohnt war. Ich befand mich in der Spiegelzone und vermochte mich auch diesmal nicht dem beklemmenden

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