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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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entschließen können, unterhalb der AMÖBE Platz zu nehmen, hatte aber auch nicht über ihr sitzen wollen, und so war ich denn wieder einmal in sie eingetreten. Da hockte ich nun, wie von grünlich glimmendem Glas umhüllt, und sie versuchte, ein leichtes, unbefangenes Gespräch mit mir anzuknüpfen. Zeit genug besaßen wir ja.
    Ich meinerseits wehrte stumm ab, reagierte auch kaum, vermochte jedoch nicht zu verhindern, daß dieser oder jener Bildfetzen in mein Bewußtsein drang. Ja, die AMÖBE war fröhlich! Es gab keinen anderen Ausdruck dafür. Seit sie sich am Quecksilbersee gesättigt, und noch mehr, seit sie im Gedanken- oder Informationsaustausch mit der Wabe im Saal darunter gestanden hatte, war sie wie verwandelt. Ich hatte den deutlichen Eindruck, daß sie irgend etwas erwartete, wovon sie sich sehr viel versprach. Und wenn ich schon die Bilder verdrängte, die sie mir pausenlos suggerierte, so konnte ich mich im Laufe der Stunden dennoch nicht eines ganz allgemeinen Gefühles von nahender Freiheit und beinahe froher Zukunftshoffnung erwehren, das sie ausstrahlte.
    Laß das doch! dachte ich. Höre doch auf!
    Aber sie hörte nicht auf. Die vorüberfliegenden Etagen verwandelten sich mir in weitgedehnte, frischbegrünte Ebenen, von fernen Bergen umrahmt, und ein lauer, lieblicher Wind strich über das Gras, daß es sich wogengleich beugte und wieder aufrichtete und gleichsam zu locken schien: Komm doch her zu mir! Hier ist wohl sein!
    Es war wieder einmal die alte Heimat der Tantaliden, deren die AMÖBE sich erinnerte, und als mir das klar war, wurde mir noch schwerer zumute. Sie hatte eben doch ihre Grenzen, die AMÖBE. Nie wieder würde sie jenen Planeten zu sehen und zu spüren bekommen. Das Feuer der Supernova hatte ihn ausgetilgt aus dem Kreis der Gestirne für alle Ewigkeit. Ich verstand nicht recht, weshalb plötzlich diese Illusion in der AMÖBE erwacht war. Vielleicht konnte sie nicht anders. Vielleicht war es die nun wieder nähere Berührung mit der ihr bekannten Tantaliden-Technik, die sie zu solcher Hoffnung aufstachelte. Woher sollte ich wissen, wie viele Jahrhunderte sie draußen im Krater geruht hatte, ungeduldig, unter Umständen aber auch schon gänzlich ergeben in ein anscheinend unvermeidliches Los. Und dann war ich dahergekommen und hatte alle Tabus, denen sie so lange Zeit unterworfen gewesen, einfach aufgehoben. Wenn ich es recht bedachte, konnte dies für meine AMÖBE durchaus Anlaß genug sein, sich in einen wahren Rausch hineinzusteigern. Die Bilder, die sie produzierte, waren ja deutlich genug. So war es wohl: Nachdem sie nun heute auch noch mit so vielem Bekannten in Berührung gekommen war, glaubte sie, alles begänne noch einmal von neuem, das ganze Abenteuer ihrer Existenz.
    Ich war direkt froh, als unsere Reise drunten in der Kristallkammer endete. Fast wie ein Betrüger kam ich mir vor. Ich führte die AMÖBE ja keineswegs einem neuen Leben entgegen. Möglicherweise war es der Tod, in den ich sie trieb.
    Doch auch dies ging vorbei. Sie war ein Werkzeug für mich, und sie sollte es bleiben.
    Ich erkannte jetzt erst, daß die AMÖBE nach ihrer Metallmahlzeit doch erheblicher an Volumen zugenommen hatte, als ich oben in den Sälen eingeschätzt. Die Tonnen und aber Tonnen, die sie dort aufgenommen, ließen sich einfach nicht verleugnen. So kam es, daß sie den verhältnismäßig kleinen Raum gänzlich ausfüllte und noch mit einem guten Teil ihrer Masse oben im Schacht verblieb. Wie der Korken in der Flasche stak sie drinnen, und ich hatte zunächst ein wenig Mühe, die etwas konfuse Lage zu begreifen.
    Ich orientierte mich und trat seitlich aus der AMÖBE heraus, dort, wo nach links hin der kurze Gang abbiegen mußte. Ich hatte aber dennoch wohl nur Glück, daß ich auf Anhieb die rechte Stelle fand. Ja, da war der Gang.
    Sofort drang wieder die Hitze auf mich ein, und der Schweiß begann mir auf die Stirn zu treten. Doch das kannte ich ja, und es war schließlich nur normal in Anbetracht der Tiefe, in der ich mich befand. Auf der heimatlichen Erde hätte längst schon die Region des feuerflüssigen Plasmakerns begonnen. Ich hatte keinen Grund, mich zu beklagen.
    Die Querwand, die den Gang abschloß, ließ sich zu meiner Verwunderung mühelos öffnen. Da stand ich dann wieder vor der Glaswand und sah die Tantaliden bei ihrem Überwachungswerk. Nichts hatte sich verändert. Alles lief genauso ab, wie ich es die wenigen Male, die ich hier unten geweilt, bis zum Überdruß

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