Andromeda
wird die Planetarische Arche für dich bereitstehen. Wanderer, oh, Wanderer! Halte dich zur Verfügung! Die LAUTLOSEN GOLDENEN werden fürderhin für dich sorgen!“
Ich faßte mich nur mühsam. „Und meine Freunde?!“ schrie ich zurück. „Meine Kameraden?! Und ihr selbst?! Was wird aus euch? Piros geht doch unter! Seht ihr das denn nicht?“
„Ich bin nicht ihr!“ kam es zurück. „Ich bin das GROSSE ZENTRUM. Rühre nicht an das Gesetz der Hermetik. Alle Schlafenden sind ihm unterworfen, und der KREIS DER WACHENDEN hütet das Gesetz und mich selbst. Halte dich bereit, Wanderer! Halte dich bereit!“
Das war alles, doch es war – wie vermerkt – entscheidend. Alpha gleich Omega grinste mich unverändert von der Wand her an, draußen grollte und wand sich der Boden unter dem unerbittlichen Zugriff der Tektonik, das kranke, fahle Licht von der Straße her zuckte in mein Zimmer herein, und ich war all dessen nachgerade überdrüssig.
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! dachte ich. Das GROSSE ZENTRUM! Das hatte mir noch gefehlt. Wollten sie den Umgang mit mir einer Automatik überlassen? Aber hatten sie das nicht vielleicht von Anfang an schon getan? Und der KREIS DER WACHENDEN – waren das die, welche ich da unten hinter der gläsernen Wand am Kontrollpult beobachtet hatte? Was waren das denn für Geschöpfe? Hatten sie sich vielleicht selbst völlig in die Hand dieses Etwas begeben, das da so blechern-scheppernd zu mir gesprochen? Sich ihm untergeordnet, kritik- und einwandlos?
Das war nicht mehr menschlich. Das war auch nicht mehr verständlich und akzeptabel. Bei der größten Toleranz nicht. Wenn sie schon für sich selbst nichts mehr wollten – meine Gefährten und ich jedenfalls hatten Anspruch darauf, zumindest den Versuch zu unternehmen, Mensch bleiben zu können – und sei es auch bloß im Tode.
Ich war so deprimiert und verzweifelt, daß ich auf die Terrasse hinaustrat und mir wünschte, daß mich doch die trichterbildenden, leise surrenden Schlieren holen möchten und von allem erlösten. Doch die hatte ich nie wieder gesehen. Nicht mehr seit dem Tag meines Erwachens hier, seit der Nacht, in der ich starb. Sie kamen auch jetzt nicht.
Ich tat kein Auge mehr zu. Im Morgenlichte flog ich los, jenen eigenartigen Kuppeln entgegen.
Ich hatte es eilig, denn das ominöse Wort ABSCHLUSS-FRAGE, welches mir die Stimme in der Nacht zugerufen hatte, wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Irgendwie erschien es mir bedrohlich und unheilverkündend. So trieb ich denn die AMÖBE ständig an, und sie gab wohl auch alles her, was in ihr steckte. Dennoch dauerte es gut drei Stunden, bis wir angelangt waren. Ich mußte uns ziemlich hoch hinauf steuern, denn das, was von ferne wie ein heller, flirrender Schein gewirkt hatte, entpuppte sich als ein feinmaschiges metallenes Netz, das an acht schlanken, nadelspitz hinaufragenden Stahlmasten in etwa zweihundert Meter Höhe ausgespannt war. Unter dem Netz jedoch, im Boden verankert, lagen drei gläserne Kuppeln, die mich sofort an Parzival erinnerten. Diese Kuppeln hier jedoch waren von Leben erfüllt!
Es war ein eigenartiges Leben. Ich vermochte nur mit Ekel hinunterzublicken. Molluskenhaft bewegte es sich da drinnen, wirkte schleimig, glitschig, quallig. Es war nicht die AMÖBE. Es war auch nichts Ähnliches. Es wirkte – ja, es wirkte beinahe wie Augen! Drei große, lidlose Augen starrten mich an. Nach den Rändern zu waren sie dunkelstreifig gezeichnet, dann folgte ein milchweißer Ring, und den Mittelteil bildete eine pechschwarze Kreiszone. Diese war es dann auch, die mich an eine Pupille erinnerte, zumal sie sich rollend bewegte, bis sie sich auf mich und die AMÖBE eingestellt hatte. Danach verhielt sie sich vollkommen reglos. Und das war in allen drei Kuppeln so. Ich hatte das Gefühl, als hafte ein schwerer, saugender Blick auf mir.
Da geriet ich dann doch noch einmal in Versuchung, die AMÖBE zu befragen. Ich tat es auch, doch es erwies sich, daß der relativ kleine Plasmateil, der meinen Flugtropfen ausmachte, für eine umfassende Antwort nicht ausreichte.
Energie! hörte ich es lediglich in mir stammeln. Es klang wie das Plappern eines Kindes. Energie! Energie!
Damit vermochte ich nicht viel anzufangen. Ich beschloß, zu bleiben und abzuwarten.
Ich dirigierte die AMÖBE aus dem Bereich des Metallnetzes hinaus, und sowie wir dessen Grenze passiert hatten, ließen uns die drei Augen da unten plötzlich los. Ich fühlte es direkt
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