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Andromeda

Andromeda

Titel: Andromeda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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Eindruck zu entziehen, den sie stets auf mich machte. Doch dann quoll die AMÖBE über die letzte Stufe herunter, und schlagartig brach die Spiegelung zusammen. Die Alarmsirene gellte auf und – was viel schlimmer war – die Arbeits-AMÖBE, die sich nach wie vor in das Wabengehäuse inmitten des Saales eingesperrt befand, schien ihr Gefängnis sprengen zu wollen. Ein hektisches Lichterspiel begann in den Wabenöffnungen. Das wechselte von Grün nach Blau und Rot und wieder zurück, die gesamte Wabe geriet ins Zittern und Beben, und es war endlich, als rüttele eine Urgewalt dort drinnen an ihren Fesseln. Die ganze Umgebung erlitt die Erscheinung eines mittleren Erdbebens. Es knirschte, stöhnte und malmte im Saal, schaurig zurückgeworfen vom Rund der Wände, und schließlich erdröhnte der Raum, als wolle er gleich zusammenstürzen.
    Zurück! dachte ich panikartig, doch meine AMÖBE hatte bereits gehandelt. Wie oben am Bassin – bloß viel geschwinder hier – umschloß sie allseitig die Wabe, schob sich an deren Wandung hinauf, bedeckte auch noch die durchsichtige Zone unmittelbar unter der Decke, und es war dann, als rede sie ihrer gefangenen Schwester tröstend und beruhigend zu.
    Die kataleptischen Zuckungen verebbten allgemach – die Lichtphänomene nahm ich ohnehin nicht mehr wahr, da sie von meiner AMÖBE abgeschirmt wurden – und erst sehr spät bemerkte ich, daß auch die Alarmsirene bereits seit geraumer Zeit verstummt sein mußte. Lediglich die Spiegelung kehrte nicht wieder zurück.
    Mir war der Schweiß auf die Stirn getreten, ich setzte mich, reichlich mitgenommen, den Rücken gegen die Wand gelehnt.
    Vielleicht ist es wirklich das beste, du läßt die AMÖBE gewähren, dachte ich ungewiß.
    Es war das beste. Wohl zwei Stunden vergingen, aber danach war auch vollständige Ruhe eingekehrt. Ich konnte mir nicht vorstellen, was meine AMÖBE der in der Wabe mitgeteilt hatte, doch irgendein Informationsaustausch mußte zwischen beiden stattgefunden haben.
    Jedenfalls glitt meine AMÖBE ruhig zu Boden, näherte sich mir bis auf den angeordneten Abstand, und die in der Wabe glomm friedlich vor sich hin – wie eh und je. Es war nicht zu fassen.
    Wiederum ergriff mich Besorgnis, daß auch dieser Zwischenfall irgend etwas Unerwartetes in Gang gesetzt haben könnte. Doch ich wartete vergebens. Dennoch vermochte ich mir kaum vorzustellen, daß die da unter mir von allem nichts gemerkt haben sollten. Wenn auch – nach dem, was ich zu dieser Zeit bereits wußte – die Anlage hier nur einen Bruchteil der von den Tantaliden benötigten Energie zu liefern imstande war, so mußten sie doch zumindest ein Schwanken der Leistungsaufnahme registriert haben. Trotzdem geschah nichts. Absolut nichts! Menschen an ihrer Stelle hätten sich anders verhalten.
    Ich schaute mich um und erkannte nur wenige Meter von mir entfernt die Tür mit den drei Tastlöchern. Ich probierte es noch einmal, doch sie ließ sich nach wie vor von mir nicht mehr öffnen.
    Ich rang noch einige Minuten mit mir selbst, aber dann entschied ich mich unwiderruflich.
    Öffne das! dachte ich beinahe zaghaft.
    Die AMÖBE jedoch schien meine inneren Vorbehalte keineswegs zu teilen. Mit einem Eifer, der mich fast fröhlich anmutete, machte sie sich ans Werk. Es dauerte kaum zehn Sekunden, da hatte sie ein metergroßes Loch in die Tür gefressen. Der Weg war frei.
    Wir drangen in den Gang ein, der zu jenem von blendendweißem Licht erhellten Haupttransportschacht führte. Alles war, wie ich es bei meinen vorhergehenden Besuchen gesehen hatte. Die AMÖBE machte hier keinerlei Anstalten, sich um ihre eingesperrte Schwester oben im Rohr zu kümmern. Aber auch dort drinnen blieb alles ruhig – kein Aufglimmen, kein Rütteln an den gläsernen Wänden. Es war, als sei von der Waben-AMÖBE drinnen im Saal ein geheimnisvoller Befehl ausgegangen, der alles in ruhiger Erwartung verharren ließ.
    Ich schritt wiederum vorauf, und die AMÖBE folgte mir gehorsam wie eh und je.
    Den Schacht wiederzufinden war nicht schwer. Seitdem die Tantaliden mich ausgesperrt hatten, war ich diesen Weg in Gedanken wohl tausendmal abgeschritten. Ich fragte mich nur, was werden würde, wenn der Schacht nicht mehr in Betrieb sein sollte.
    Er war noch in Betrieb. Um die Biegung herumkommend, schlug mir sein stechendes Licht schon von weitem in die Augen.
    Nachher, als er mit der gewohnten rasenden Geschwindigkeit abwärts ging, war das recht eigentümlich.
    Ich hatte mich nicht

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